Industriekonjunktur : WK Steiermark: "Dramatische Prognose" für zweites Halbjahr

Eine "dramatische Prognose" brachte das steirische Wirtschaftsbarometer für das kommende zweite Halbjahr. Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg blieb bei den "Grafikbalken im Keller" wenig zu lachen. Sie forderten unter anderem die Neuauflage der Ökoprämie für verbrauchsarme Pkw auch ohne E-Antrieb, um die Konjunktur anzukurbeln.

Von rund 8.000 kontaktierten Unternehmern der Grünen Mark hätten diesmal erstaunlich viele, nämlich 1.025, an der Umfrage teilgenommen - ganz ohne Nachtelefonieren, wie bei einer Pressekonferenz betont wurde. Das zeige, dass der Schuh bei vielen drückt. Die Zahlen sprachen für sich: 73,5 Prozent der Befragten blicken pessimistisch in die Zukunft, nur 1,9 Prozent waren optimistisch. Das mache einen Negativsaldo von minus 71,6 Punkten - ein Negativrekord: "So einen Wert haben wir noch nie gehabt", sagte Herk und ergänzte: "Es handelt sich dabei um Erwartungen. Diese dürfen aber keinesfalls Realität werden", warnte er.

Darum müsse noch mehr getan werden, um die Konjunktur in Schwung zu bringen. Im Automobil-Land Steiermark setze er sich für die Ökoprämie beim Fahrzeugkauf ein, doch die dürfe nicht nur auf Elektro-Mobilität beschränkt sein. Es soll auch einen Anreiz geben, ein emissionsarmes Auto mit Verbrennungsmotor zu kaufen, denn auch ein Flottenwechsel helfe der Umwelt - und der Wirtschaft. 1.500 Euro, wie 2009, sind für Herk denkbar.

Weiters müsse die Digitalisierung vorangetrieben werden, Stichwort Breitbandausbau, und man müsse Investitionen in die kritische Infrastruktur pumpen, Liquidität bei Unternehmen durch Steuerentlastung aufbauen sowie Haftung- und Hilfsprogramme weiterführen. Besonders die Kurzarbeit sollte bis Ende 2020 verlängert werden, wünschte Herk. Keinesfalls gespart werden sollte aber bei Bildung. Die Kurzarbeit solle möglichst mit Fortbildungen verbunden werden.

Die Wirtschaftskammer-Spitze nannte noch weitere Zahlen, die aus der Umfrage hervorgingen. Nach positiven Erwartungen bis zur Coronakrise, fielen die Ausblicke nun in den Keller: Bei den Umsatzerwartungen liege der Saldo nun bei minus 48,2 Punkten, jener bei den Investitionserwartungen ist bei minus 50,0 Punkten. Auch die Erwartungen an die Auftragslage stürzten ab.

64,9 Prozent der Unternehmer nahmen Kurzarbeit in Anspruch, 49,4 Prozent schoben Investitionen auf, 34,2 Prozent hatten Liquiditätsengpässe und 24,4 Prozent rechnen mit einem Personalabbau. Nur 3,5 Prozent seien gar nicht von der Krise betroffen.

Gezeigt habe sich, dass die größeren Unternehmen einen besseren Ausblick hatten, als die kleinen und mittelgroßen. Das hängt auch ein wenig mit dem Exportumsatz zusammen, denn dieser dürfte sich - so die Erwartungen - besser entwickeln als der Inlandsumsatz. Das ist für Dernoscheg "ein Lichtblick". (apa/red)