Industriekonjunktur : Wifo: Heimische Wirtschaftsleistung um 2,5 Prozent gesunken

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© Peter Martens

Die Coronakrise hat die Wirtschaft weltweit und auch in Österreich bereits im ersten Quartal 2020 schwer getroffen. In den großen Wirtschaftsräumen kam es zu einem starken Konjunktureinbruch und einem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit. In Österreich lag die Wirtschaftsleistung um 2,5 Prozent unter dem Vorquartal, heißt es im aktuellen Wifo-Konjunkturbericht.

In China, wo die ersten Fälle der Viruserkrankung Ende 2019 auftraten, brach die Wirtschaftsleistung bereits in der Mitte des ersten Quartals ein und war im ersten Jahresviertel um 6,8 Prozent geringer als im Vorjahr.

Der HWWI-Index der Weltmarktrohstoffpreise, der Nahrungs- und Genussmittel sowie Energie- und Industrierohstoffe umfasst, lag im April auf Euro- und auf Dollar-Basis um rund 50 Prozent unter dem Niveau zu Jahresbeginn, schreibt das Wirtschaftsforschungsinstitut in seinem veröffentlichten monatlichen Konjunkturbericht.

Ein Barrel Rohöl der für Österreich relevanten Nordsee-Sorte Brent notierte im Monatsdurchschnitt April bei 18 Dollar (16,60 Euro), nach 32 Dollar im Monatsdurchschnitt März ( 43%). Die Preise von Industrierohstoffen gaben wegen des Nachfragemangels ebenfalls nach, jedoch schwächer, nämlich seit Jahresbeginn um rund 15 Prozent (auf Euro- und Dollar-Basis).

In den USA brachen im März sowohl die Industrieproduktion (-5,4 Prozent), als auch die Einzelhandelsumsätze (-6 Prozent) gegenüber dem Vormonat ein. Im Gesamtquartal sank die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal um 1,2 Prozent. "Das war der erste Rückgang nach einer gut 10 Jahre dauernden Phase der wirtschaftlichen Expansion", schreiben die Wifo-Ökonomen. Der Anstieg der Arbeitslosenquote im März um 0,9 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent war der höchste seit Jänner 1975.

Noch schwerer wurde die Eurozone getroffen. Wegen der internationalen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie dürfte der Produktionsindex für den Euroraum nach dem Anstieg im Jänner (+2,3 Prozent) und der Stagnation im Februar im März gesunken sein. Gemäß der ersten Veröffentlichung schrumpfte das BIP im ersten Quartal gegenüber der Vorperiode um 3,8 Prozent. Erste Berechnungen für die großen Volkswirtschaften Frankreich, Italien und Spanien zeigen einen massiven Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal: Frankreich um 5,8 Prozent, Italien 4,7 Prozent, Spanien 5,2 Prozent.

In Deutschland brach die Industrieproduktion im März um 9,2 Prozent gegenüber dem Vormonat ein. Das Konjunkturbarometer des DIW für die deutsche Wirtschaft fiel im April um 47 Punkte auf einen historischen Tiefstwert von 37 Punkten.

Auch in Österreich gab es schon im März erste Effekte der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Im ersten Quartal lag die Wirtschaftsleistung nach ersten Berechnungen um 2,7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Gegenüber der Vorperiode sank das BIP um 2,5 Prozent. "Ein Rückgang dieser Größenordnung war zuletzt während der Finanzmarktkrise 2008/09 verzeichnet worden, damals aber nicht schon zu Beginn, sondern erst im Laufe der Krise", heißt es im Wifo-Konjunkturbericht. Die Einbußen betrafen vor allem den Handel und andere Dienstleistungsbereiche, aber auch in der Industrie und in der Bauwirtschaft gab es Einbußen. Die Unternehmensstimmung fiel im April beinahe auf das Niveau zur Zeit der Finanzmarktkrise 2008/09.

Auf den Arbeitsmarkt haben sich die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verheerend ausgewirkt. Ende April waren 522.300 Personen beim AMS als arbeitslos gemeldet, um 226.000 mehr als ein Jahr zuvor. Vor allem die Bereiche Beherbergung und Gastronomie, Erbringung von sonstigen Dienstleistungen sowie die Bauwirtschaft waren betroffen. Damit lag die Arbeitslosenquote (nach nationaler Definition) Ende April unbereinigt bei voraussichtlich 12,8 Prozent. Rund 1,2 Millionen Menschen waren beim AMS zur Covid-Kurzarbeit angemeldet. Ende März waren die Arbeitsplatzverluste höher als zum Höhepunkt der internationalen Finanzmarktkrise 2008/09.

Die Inflation in Österreich sank im März auf 1,6 Prozent - gedämpft wurde die Teuerung vor allem durch den Ölpreisverfall, aber auch die Entwicklung im Bereich "Nachrichtenübermittlung". (apa/red)