Coronavirus : Wiener Marinomed möglicherweise auf dem Weg zur Sensation

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© Pfizer Corporation Austria

Das börsennotierte österreichische Biotech-Unternehmen Marinomed sieht eine große Zukunft für seinen aus Rotalgen gewonnenen Wirkstoff Carragelose: Erste Tests hätten nun bestätigt, dass Carragelose etwa in Form eines Nasensprays ein wirksamer Schutz gegen das neue Coronavirus und andere Viren sei, sagte Vorstandschef Andreas Grassauer zur APA.

In Österreich ist der Wirkstoff bereits seit Jahren unter dem Markennamen "Coldamaris" in Apotheken erhältlich. "Unser Partner in Österreich ist die Firma Sigmapharm", erklärte Grassauer. Neu ist, dass Carragelose jetzt auch im Hinblick auf das neue Coronavirus klinisch getestet wurde - und zwar erfolgreich, wie Grassauer berichtet. "Ähnlich wie Antikörper kann Carragelose die Viren neutralisieren und so die Zellen vor der Infektion schützen", so Grassauer. Das hätten unabhängige Studien in den USA und Argentinien bestätigt.

Tests mit einem Breitband-Virusblocker erfolgreich

Das Produkt sei ein Breitband-Virusblocker, der auch gegen Schnupfen- und Grippeviren wirksam sei. "Man kann es mit einem Serum von einem Patienten vergleichen, der sich gerade von Corona erholt hat." Carragelose habe einen vergleichbaren Effekt wie so ein Serum, "das aber nicht unbegrenzt verfügbar ist". Das Mittel hemme nicht nur die Vermehrung der Viren in der Nase und im Rachen, sondern reduziere auch das Risiko, andere Menschen anzustecken. "Eine präventive und therapeutische Anwendung ist sinnvoll."

"Die ganz schweren Fälle, die schon mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus sind, die erreicht man natürlich mit einem Nasen- oder Rachenspray nicht, das ist uns schon klar. Deswegen gibt es auch die weitere Produktentwicklung mit einer Inhalationslösung", die aber noch nicht auf dem Markt sei.

Nachricht ist noch nichts für die "breite Öffentlichkeit"

An die ganz große Glocke hängen darf Marinomed die gute Nachricht aber noch nicht. "Die Zulassungsbehörden und Marktaufsichtsbehörden sind relativ streng bei Pharmaunternehmen - das unterstützen wir auch und das ist auch sinnvoll." Darum wird der Nasenspray auch noch nicht in den Medien als Mittel gegen das Coronavirus beworben. "Der Goldstandard in unserer Industrie sind Placebo-kontrollierte Doppelblind-Studien", die gebe es noch nicht. So eine Studie mit 400 Teilnehmern laufe jetzt in Argentinien und werde voraussichtlich im Oktober fertig sein.

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Bereits jetzt profitiert das seit Februar 2019 in Wien börsennotierte Unternehmen von der Coronakrise und hat im ersten Halbjahr seinen Umsatz um 38 Prozent auf 2,28 Mio. Euro gesteigert. Das Betriebsergebnis (EBIT) verbesserte sich auf -2,89 Mio. Euro (nach -4,06 Mio.), das Halbjahresergebnis war mit -3,23 Mio. negativ (-4,90 Mio. Euro). Für die zweite Jahreshälfte wird erneut ein starker Umsatzanstieg erwartet. Da man weiter massiv in Forschung und Entwicklung investieren werde, seien aber auch für 2020 und die Folgejahre operative Verluste zu erwarten.

"Medizin aus dem Meer": Wem Marinomed gehört

An der Marinomed Biotech AG halten Andreas Grassauer und Eva Prieschl-Grassauer je 8,3 Prozent der Anteile, Hermann Unger 8,5 Prozent, die Acropora Beteiligungs GmbH 16,6 Prozent und 58,4 Prozent sind in Streubesitz. 2006 wurde Marinomed als Start-up in Wien gegründet, um "Medizin aus dem Meer", also maritime Biotechnologie, zu erforschen. (apa/red)