Hintergrund : Wiener Fensterhersteller Hrachowina setzt auf Geschichte und Roboter

Der Türen- und Fensterhersteller Hrachowina ist ein alteingesessener Wiener Betrieb. Er besteht seit 112 Jahren und befindet sich über eine Stiftung noch immer in Besitz der Familie Hrachowina. 2018 erfolgte der wohl größte Schritt: Das bisherige Firmengelände nahe dem Kagraner Platz wurde verkauft. Die Produktion übersiedelte nach Wiener Neustadt, die Zentrale an einen neuen Standort in Wien.

Die Firma Hrachowina wurde 1908 von Friedrich Hrachowina gegründet. Zunächst war es ein klassischer Zimmermannsbetrieb, der unweit der Alten Donau Boote und Kleingartensiedlungshäuser baute, aber auch am Wiederaufbau des Stephansdoms nach dem Zweiten Weltkrieg mitwirkte. Das Unternehmen hatte Wälder in der Steiermark samt einem Sägewerk in Weyern und sogar eine betriebseigene Eisenbahn.

Lange befand sich die Zentrale Am Langen Felde nahe dem Kagraner Platz in der Donaustadt. Doch mit zunehmender Verbauung wurde es dort zu eng. Es erfolgte schließlich der Verkauf des Areal an ein Wohnbaukonsortium. Das Unternehmen entschied sich dann für zwei neue Standorte: Die Zentrale samt Schauraum, die Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die Endfertigung und der Logistik-Hub blieben in Wien. Der neue Sitz befindet sich nun in der Puchgasse, ebenfalls in der Donaustadt.

Aktuelle Situation:

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Die Produktion verlagerte das Unternehmen hingegen 2018 nach Niederösterreich. Die Holz- und Holz-Alu-Fenster werden nun in Wiener Neustadt gefertigt. Ursprünglich gab es ein Joint-Venture mit einem weiteren, Fenster produzierenden Familienunternehmen, der Weinzetl Holding GmbH, um die vorhandenen Produktionsressourcen optimal ausnutzen zu können. Die gemeinsame Tochter H&W Holzfensterproduktions-GmbH musste allerdings wegen unerwarteter Anlaufschwierigkeiten Insolvenz eröffnen. Hrachowina übernahm die Tochter schließlich zu 100 Prozent und führt sie seither weiter. Die Kunststofffenster werden seit 2018 im Waldviertel hergestellt.

Hrachowina beschäftigt derzeit 80 Mitarbeiter, davon 45 in der Produktion. Die Geschäftsleitung hat Peter Frei inne - ein Nicht-Familienmitglied -, doch auch die Familie Hrachowina selbst ist in den Betrieb aktiv involviert. Peter Hrachowina, der Enkel des Firmengründers, leitet das Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter mit. Sein Sohn Alexander Hrachowina ist Leiter des Controllings.

Den Löwenanteil des Geschäfts machen die Holzfenster aus. Davon werden jährlich 20.000 produziert. Dazu kommen noch 10.000 Kunststofffenster. Zusätzlich fertigt das Unternehmen auch Türen und Sonnen- und Insektenschutz. In der Produktion setzt das Unternehmen auf Automatisierung und Technik. Im Zuge der Neuausrichtung der Standorte wurden 1,8 Mio. Euro in hochmoderne Maschinen und Roboter investiert. Durch die neuen Technologien konnten die Produktionsgenauigkeit, die Flexibilität und Lieferzeiten verbessert werden, wie betont wird.

Der wichtigste Absatzmarkt für Hrachowina ist Österreich mit 90 Prozent. Der Rest verteilt sich auf die Länder Deutschland, Italien und Schweiz. Zusätzlich gibt es immer wieder Sonderprojekte in China oder Kasachstan. Im Vorjahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 11,5 Mio. Euro. (apa/red)