SAP Migration : Wie Mondi mit SAP S/4 HANA die Innovationsachse stärkt

Mondi CIO Rainer Steffl
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Ein Go-Live an 40 Mondi-Standorten noch vor dem Ablauf eines halben Kalenderjahres: Nach Gründen, warum die Einführung von SAP S/4 HANA im Verpackungs- und Papierkonzern blitzartig zu erfolgen hatte, muss Rainer Steffl nicht lange suchen. Das heuer im Frühjahr abgeschlossene Projekt auf die lange Bank zu schieben, hätte geheißen, sich taktische Schranken zu setzen - und zwar auf mehreren Ebenen der Zusammenarbeit: Die Tempi in der Sachgüterindustrie ziehen pandemiebedingt an, alles ist noch kurzzyklischer. Ob Kundenservice, Buchhaltung oder Controlling: "Überall müssen wir heute adaptionsfähiger sein", sagt CIO Steffl.

Zweifel, ob es beim SAP-Versionssprung diesen Grundspeed braucht, waren in der Mondi-Organisation folglich rasch ausgeräumt. "Wir waren pragmatisch", sagt Steffl. Wolle man bei der internen Effizienz die Latte höher legen und durch zusätzliche Flexibilität beim Kunden punkten, müsse das SAP-Implementierungsprojekt, an dem über den Globus verteilt bis zu 300 Mondi-Mitarbeiter zeitgleich arbeiteten, "zügig zum Abschluss gebracht werden", gab sich Steffl keiner Illusion hin.

SAP S/4 HANA als Innovationsbeschleuniger

Eine Erfahrung, die auch Christina Wilfinger, Geschäftsführerin bei SAP Österreich, teilt. Die Ressourcenplanungssoftware ERP könne - schiebe man "die Kernmodernisierung zu lange auf" - zum Hemmschuh geraten. Umgekehrt stecke einiges an Potenzial darin, ERP entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens zu einem "Motor von Innovation zu machen", sagt Wilfinger. Eigentlich, erzählt sie, drehe sich fast jedes ihrer Kundengespräche der vergangenen Wochen um das Überdenken von Geschäftsprozessen.

Dass die Einführung von SAP S/4 HANA bei Mondi trotz Lockdowns verzögerungsfrei gelang, ist weniger eine Verkettung glücklicher Umstände. Mondi ist vielmehr eines jener Unternehmen, in dem die Pluralität der Prozesse - vom Auftragseingang bis zum -ausgang - schon seit geraumer Zeit vollständig in SAP abgebildet ist. Der Grundstein für einen sauberen Umstieg an den über 2000 ans SAP angebundenen betroffenen Arbeitsplätzen bei Mondi "war damit gelegt", sagt Wilfinger. Zudem verbinde SAP und Mondi eine über ein Jahrzehnt währende Partnerschaft. Das spornte zusätzlich an, das Projekt "im Turbomodus" (O-Ton Wilfinger) über die Bühne zu bringen.

Mit der Erneuerung der SAP-Technologie tritt man bei Mondi nun in eine völlig neue, wie Steffl sagt, "höchst spannende" Phase ein. Man habe jetzt die Plattform, um Prozesse noch besser zu machen und Features und Tools zu optimieren. Damit ließe sich nun deutlich effizienter arbeiten. Durch die Belegschaft rund um den Erdball geht vernehmbar ein Ruck: Man kommt überall in der Organisation mit Ideen, weil "die Motivation so hoch" sei, beobachtet der CIO. Es sei gelungen, den Bedienkomfort der Software soweit zu steigern, dass unterm Strich eine Nettoeinsparung von einem Fünftel der bisher erforderlichen Prozesszeiten steht. Damit ist umgesetzt, was sich Steffls Mannschaft insgeheim erwartet hat: "Den Nutzen an den Arbeitsplatz der Mitarbeiter zu bringen", so der CIO.

Somit ist die Einführung von SAP S/4 HANA - übrigens auch komplett auf mobile Endgeräte optimiert - auch weniger ein Abschluss, als vielmehr ein Aufbruch. "Ein solches System ist schon per Definition niemals fertiggestellt", weiß Steffl. Es geht bei Mondi nun an die kontinuierliche Prozessverbesserung, alles sei im Fluss, alles eine Momentaufnahme. Das Adaptieren von Prozessen sei von Agilität geleitet. Am SAP-Einführungsmythos, alle zwei Jahrzehnte zu investieren und dann in starren Systemen bis zum nächsten Releasesprung auszuharren, ist heute noch weniger als vor 20 Jahren dran", sagt denn auch SAP-Chefin Wilfinger.

Einen Trend, den sie ferner beobachtet: Wer wie Mondi in Rekordzeit ein ERP-Projekt der Sonderklasse realisieren will, ist womöglich ebenfalls gut beraten, sich die Vorteile der Standardisierung durch die Auslagerung weniger kritischer Prozesse zunutze zu machen - und sich damit die eigenen Ressourcen für Kernprozesse freizuhalten. "Ein Vorgehen, das Schule macht", sagt Wilfinger.