Kommentar : Widerworte: Carsharing wird nicht verschwinden

„Das aktuell vor allem in großen Städten populäre Carsharing wird es in zehn bis 15 Jahren nicht mehr geben“, sagte Alexander Mankowsky, Futurist bei Daimler Research & Development, auf der Internet-Konferenz re:publica in Berlin. Das sieht Getaway-Gründer Edgar Scholler anders.

Das exklusiv privat genutzte Auto wird innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Randerscheinung unter deutschen Autobesitzern. Grund ist der nicht mehr aufzuhaltende Trend zur gemeinsamen Nutzung. Denn ob elektrisch oder autonom fahrend: diese Technologien allein ändern weder etwas an der eigentlichen Fehlauslastung des Autos, noch werden sie den steigenden Anforderungen nach vielfältigen Fortbewegungsoptionen gerecht.

23 Stunden täglich stehen Pkw durchschnittlich in Deutschland ungenutzt am Straßenrand. Die größten Potentiale, dieser Ressourcen- und Platzverschwendung zu begegnen, liegen in der Mehrauslastung bestehender Privatautos. So braucht es letztlich nur einen Bruchteil des Bestands, um denselben Mobilitätsbedarf zu decken. In Studien konnten Kompensationseffekte von sechs bis zu 20 konventionellen Autos je gemeinsam genutzten Pkw nachgewiesen werden. In Deutschland allein werden vor diesem Hintergrund in wenigen Jahren 30 Mio. Fahrzeuge aus dem Verkehr verschwinden.

So unterschiedlich die Anlässe für private Autofahrten, so vielfältig die Anforderungen an das Gefährt. Aktuell noch limitiert auf das eine eigene Auto, eröffnen Carsharing-Angebote die Möglichkeit, sein Fortbewegungsmittel dem Kontext nach frei zu wählen.

Carsharing wird nur ohne „Sharing“ funktionieren

Es ist der Begriff des Teilens, der durch die Assoziation des Verzichts eine emotionale Hemmschwelle bei den Autobesitzern für die Teilhabe an Carsharing-Angeboten aufbaut. Wer teilt schon gerne den Komfort des eigenen Autos mit Fremden? Wohingegen laut aktuellen Studien bereits 48 Prozent der Deutschen bereit sind, ihr Auto gegen eine Gebühr zu verleihen.

Ein Hotelier, der seine Zimmer vermietet, würde auch nicht als Vorreiter der Sharing Economy bezeichnet werden. Ebenso wenig passt es im Autokontext. Vielmehr befähigen neue Technologien erstmals auch Privatpersonen, das eigene Hab und Gut effizient zu monetarisieren.

Wir stehen daher für einen Perspektivenwechsel weg vom Carsharing hin zur professionellen adhoc-Autovermietung für jedermann. Deshalb ermöglicht es Getaway dem privaten Autobesitzer, befreit vom passiven Dasein als reiner Konsument, die Mobilitätswende aktiv mitzugestalten und erstmals von dieser auch finanziell zu profitieren.

Edgar Scholler ist Gründer des ersten on-demand Fuhrparks aus Privatautos Getaway.