Bahn : Westbahn ruft nach Hilfe vom Staat und droht mit Stellenabbau

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© Peter Martens

Die mehrheitlich private Westbahn hat gegenüber der APA Medienberichte bestätigt, wonach ein Abbau von 100 Arbeitsplätzen - ein Drittel der Belegschaft - drohe. Wenn das Verkehrsministerium keine weitere Hilfe leiste, werde wegen der geringen Nachfrage der Jobabbau notwendig sein, um den Fortbestand der Bahn zu sichern. Der Chef der Gewerkschaft Vida, Roman Hebenstreit, forderte die Regierung auf, die von der Coronakrise schwer getroffenen Bahnen zu unterstützen.

Die Westbahn fährt die als besonders lukrativ geltende Strecke Wien-Salzburg, für diese Verbindung gibt es normalerweise keine finanzielle staatliche Unterstützung, auch nicht für die staatlichen Bundesbahnen (ÖBB). Wegen der Coronakrise wurde aber eine Notvergabe für diese Strecke durchgeführt, die am 7. Oktober ausläuft.

Westbahn gehört der Stiftung von Haselsteiner, einer Schweizer Holdung und SNCF

An der Westbahn-Muttergesellschaft Rail Holding AG hält die Haselsteiner-Privatstiftung des Unternehmers Hans Peter Haselsteiner 49,9 Prozent, die Schweizer Augusta-Holding 32,7 Prozent und die französische Staatsbahn SNCF 17,4 Prozent.

Die Bahnreisenden reagieren auf die steigenden Infektionszahlen mit großer Zurückhaltung bei Reisen. Bisher habe das Verkehrsministerium keine weitere finanzielle Unterstützung zugesagt, so die Westbahn in einer Aussendung an die APA. "Wenn die Westbahn unter den verschärften Corona-Rahmenbedingungen wirtschaftlich auf sich alleine gestellt ist, so muss dies mit dem absoluten Minimum an Mitarbeitern erfolgen, um möglichst viele Zugangebote für Kunden sichern zu können und dennoch Verluste nicht ausufern zu lassen."

Konzernchef: Angebot nur mit Arbeitsplatzabbau möglich

Die Sicherung des Zugangebots für die Passagiere sei nur durch Stellenkürzungen machbar - oder durch mehr Besteller-Unterstützung, richtet sich die Westbahn an das Verkehrsministerium. Westbahn-Chef Erich Forster hatte Freitagnachmittag "aus Vorsichtsgründen" die Belegschaft informiert, wie die Gratiszeitung "Heute" und andere berichteten. Man müsse AMS und Gewerkschaft in Kenntnis setzen und um Unterstützung auch für verkürzte Fristen im Fall notwendiger Kündigungen ersuchen, um so die Anzahl der Betroffenen möglichst gering halten und die Mehrheit der Arbeitsplätze langfristig sichern zu können. Er, Forster, hoffe aber, dass das Ministerium eine weitere befristete Unterstützung durch Leistungsbestellungen noch zusätzlich möglich mache.

Der Chef der Gewerkschaft Vida forderte die Regierung auf, ihre HIlfsversprechen einzuhalten. Er erinnerte an die Aussagen "Niemand wird zurückgelassen" und "Koste es, was es wolle". Die Beschäftigten der österreichischen Bahnen hätten mit ihren Beschäftigten Österreich auch während des Lockdowns am Laufen gehalten. Nun müsse den Unternehmen und dem Personal unter die Arme gegriffen werden, forderte Hebenstreit in einer Aussendung.

Die staatlichen Bundesbahnen haben - wie die Westbahn - durch die Notvergabe der Strecke Wien-Salzburg ebenfalls finanzielle Unterstützung vom Bund erhalten. Weiters wird die ÖBB-Güterverkehrssparte durch eine Eigenkapitalspritze des Eigentümers Bund und durch die Senkung der Schienenmaut gestützt. Laut ÖBB-Chef Andreas Matthä gab es bei der Staatsbahn keine coronabedingten Kündigungen, es seien auch keine geplant.

Verkehrsministerium: Suchen eine gute Lösung

Nachdem bei der mehrheitlich privaten Westbahn der Abbau von 100 Arbeitsplätzen, einem Drittel der Belegschaft, droht, verweist das Verkehrsministerium diesbezüglich vorerst auf intensive Verhandlungen mit dem Unternehmen. Man sei in laufenden Gesprächen mit allen Beteiligten und arbeite an einer guten Lösung für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Verkehrs der Westbahn auf dieser Strecke, auch im Sinne der Beschäftigten, hieß es aus dem Ministerium zur APA.

Das Ministerium habe auch zu Beginn der Coronapandemie gehandelt und mit der Notvergabe auf der Strecke Wien-Salzburg den Bahnverkehr auf dieser Verbindung sichergestellt. Diese Notvergabe läuft am 7. Oktober aus. Die Westbahn hat angekündigt, sollte es keine weiteren Staatshilfen geben, müsse man sich von einem Drittel der Beschäftigten trennen, um das Unternehmen zu sichern. Der oberste Bahngewerkschafter, Vida-Chef Roman Hebenstreit, hatte die Regierung daraufhin aufgefordert, den Bahnen in der Coronakrise weiter zu helfen. (apa/red)