Pharmaindustrie : Weniger Umsatz und Gewinn bei Welser Richter Pharma

Der Welser Arzneimittelhersteller und -produzent Richter Pharma AG hat 2019 einen Umsatz- und Ergebnisrückgang verzeichnet. Grund sei der Ablauf von Medikamentenpatenten, die auch Preisabschläge zur Folge haben. Heuer sollen eine neue Gesellschaft und neue Produkte wieder Umsatzwachstum bringen, berichteten CEO Roland Huemer und der Eigentümer des Familienunternehmens Florian Fritsch.

Richter Pharma hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 541,6 Mio. Euro erzielt - nach 601 Mio. im Jahr davor. Das Ergebnis des Konzerns ging parallel von 7 auf 5,6 Mio. Euro zurück. Die Zahl der Mitarbeiter blieb mit 430 nahezu gleich. Investiert wurden insgesamt 4 Mio. Euro, rund die Hälfte davon in die Entwicklung neuer Produkte. Die Richter AG agiert in den Geschäftsfeldern Human, Logistik Industrie und Veterinär - im letzteren ist man laut eigenen Angaben in Österreich Marktführer.

Im Bereich Human hat das Unternehmen mit Kwizda Pharmahandel und Jacoby GM Pharma die gemeinsame Gesellschaft "MEDventuro" gegründet, die Freigabe durch die Bundeswettbewerbsbehörde erfolgte kürzlich. Hauptaufgabe ist die patientenindividuelle Neuverblisterung von Arzneimitteln. Die Zusammenstellung der Tagesmedikation - für Morgen, Mittag und Abend - erfolgt vollautomatisch, videoüberwacht unter Reinraumbedingungen, unter Aufsicht eines Pharmazeuten und ohne Infektionsrisiko für die Patienten. Damit sollen Apotheken, Ärzte und Heimträger versorgt werden. Der Sitz der neuen Gesellschaft soll in Wels sein und vorerst bis zu 10 neue Arbeitsplätze bringen.

Dazu:

Wien: Pharmakonzerne Richter, Kwizda und Jacoby dürfen kooperieren >>

Die Pharma Logistik Austria für die Belieferung von Apotheken mit Produkten von 56 nationalen und internationalen Pharmaherstellern - darunter neuerdings auch Novartis und CSL Behring erwirtschaftete zuletzt 330 Mio. Euro. Der neu errichtete Standort in Wels hat im ersten Betriebsjahr eine Auslastung von 60 Prozent erreicht. 23 Mio. Packungen wurden ausgeliefert. Weitere Umsatzhoffnungen macht man sich mit einer Nahrungsergänzungsmittellinie.

In der Sparte Veterinär für Haus- und Nutztiere kratzt Richter nach eigenen Angaben an der Marke von 100 Mio. Euro Umsatz. Quasi jede Tierarztpraxis mit Hausapotheke in Österreich zählt zu den Kunden. Darüber hinaus erzeugt Richter auch Veterinärarzneimittel. Exportiert wird in über 50 Länder. Im Dezember 2019 wurde erstmals auch der asiatische Raum beliefert. Die Firma hat die Zahl der Zulassungen - die rechtliche Voraussetzung für den Verkauf eines Produktes in einem Land - von rund 500 auf über 618 gesteigert.

Covid-19 war für Richter eine "Challenge", weil die Arzneimittelversorgung unbedingt aufrechterhalten werden musste. Dazu wurden etliche organisatorische Maßnahmen gesetzt. Unter anderem wurden Reserveteams gebildet und ein stillgelegter Standort wieder aktiviert. Im operativen Bereich erkrankte niemand, in der Auslieferung ein Mitarbeiter. "Krisengewinner waren wir nicht", stellte Huemer fest. Denn in den ersten 3 Wochen der Pandemie seien auch Medikamente gehamstert und bis zu dreifache Mengen geordert worden, danach sei aber das Loch gekommen. Derzeit liege man im Humanbereich noch unter dem Vorjahresumsatz.

Fritsch registriert, dass die Industrie über die wieder vermehrte Erzeugung von Medikamenten in Europa nachdenke. "Aber das wird was kosten", machte er aufmerksam. Österreich sei bei Medikamenten sowieso ein Billigpreisland: "Eine Stunde parken in Linz ist teurer als eine Packung Schmerzmittel". Die Herstellung von Wirkstoffen sei aber Chemie, die Entsorgung der anfallenden Gifte sei in Europa im Gegensatz zu anderen Weltregionen stark reguliert. Auch die Arbeitskosten seien hier höher. Vorerst gehe es nur darum, dass nicht noch weitere Erzeugungen abwandern. (apa/red)