Kollektivverträge : Vor Verhandlungen zum Metaller-KV: Beide Seiten beziehen Position

Die Metalltechnische Industrie ist mit einem Produktionswert von über 37 Mrd. Euro die größte Branche in Österreich. Sie macht ein Viertel der Industrie insgesamt aus und hat einen Anteil von 5,9 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes - der Metaller-KV-Abschluss hat daher eine wichtige Signalwirkung auch für andere Branchen.

Die Branche habe sich in den letzten eineinhalb Jahren gut entwickelt, es zeichne sich aber bereits eine Abkühlung ab, versuchen die Arbeitgeber allzu hohe Erwartungen vor den bevorstehenden KV-Verhandlungen zu dämpfen.

Aktuell:

Fachkräftemangel: Der große Jammer und die tatsächlichen Zahlen >>

Konjunkturentwicklung "solide, aber kein Höhenflug"

Der Produktionswert stieg im Jahr 2017 um 4,7 Prozent, in den ersten sechs Monaten 2018 betrug der Zuwachs rund 3 Prozent. "Das ist solide, aber kein Höhenflug", sagte der Geschäftsführer des Fachverbandes in der Wirtschaftskammer, Berndt-Thomas Krafft, in Wien.

Die zentrale Wachstumsstütze sei mehr denn je der Export, fast 80 Prozent der Produktion gingen ins Ausland, die Hauptmärkte seien Deutschland, die USA und Frankreich, die für zwei Drittel der Exporte stünden. Entsprechend hoch sei auch die Abhängigkeit von der Entwicklung in diesen Ländern.

"Die USA sind der wichtigste Handelspartner für unsere Branche, und wir haben im ersten Halbjahr 2018 einen Rückgang bei den Exporten in die USA von 13,9 Prozent", sagte Krafft. "Der Protektionismus hinterlässt in unserer Branche sehr wohl Spuren."

Auftragsplus von knapp sieben Prozent

Die Auftragseingänge seien insgesamt im ersten Halbjahr um 6,6 Prozent gestiegen. "Das ist ein erfreulicher Wert, vergleicht man es aber mit dem Jahr 2017, da hatten wir ein Plus von 14,1 Prozent."

Die Erwartungen der Unternehmen würden schrittweise zurückgehen, berichtete Krafft. Im August rechneten demnach drei von vier Unternehmen mit einer Stagnation oder einem Rückgang der Produktion. Dennoch sei die Beschäftigung in der Branche in der ersten Jahreshälfte um 4,2 Prozent gestiegen, sagte Fachverbandsobmann Christian Knill. Die Branche beschäftige derzeit mehr als 134.000 Menschen. "Von Jobverlusten kann also keine Rede sein."

Arbeitgeber: Die Löhne sind zu hoch

Zu hoch sei allerdings die Lohnquote. "Wir haben in unserer Branche eine Lohnquote von fast 25 Prozent, in der Gesamtindustrie sind es ungefähr 20 Prozent." Die Metallindustrie zahle auch "hervorragend", sagte Knill. "Der durchschnittliche Lohn liegt bei 2.600 Euro, das Durchschnittsgehalt bei 4.100 Euro." Auch der Mindestlohn von 1.850 Euro liege "weit weg vom in den letzten Jahren diskutierten Mindestlohn".

Ein Reallohnverlust in der Branche sei nur ein "Mythos". Seit 2011 habe es eine Reallohnzunahme von 5,9 Prozent gegeben. "Unsere Beschäftigten sind in jedem Fall echte Reallohn-Gewinner."

Die Chefverhandler der Arbeitnehmer, Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA-djp), warfen der Arbeitgeberseite vor, das "wirtschaftliche Top-Niveau und die enormen Erfolge der Unternehmen klein zu jammern". Dies entbehre jeder Grundlage.

Die Stimmung auf der Seite der Gewerkschaft ist aufgeheizt, seit die ÖVP/FPÖ-Regierung mit den NEOS eine Novelle des Arbeitszeitgesetzes beschlossen hat. Nach einer Protestwelle im Frühsommer wurde die Gültigkeit für den sogenannten 12-Stunden-Tag von 1. Jänner 2019 auf 1. September 2018 vorverlegt.

Aktuell:

Fachkräftemangel: Der große Jammer und die tatsächlichen Zahlen >>

Nun betonten die Gewerkschafter, "dass das neue unfaire Arbeitszeitgesetz und die künftigen Auswirkungen auf die Beschäftigten natürlich Thema bei den Kollektivvertragsverhandlungen sein werden". "Neben kräftigen Lohn- und Gehaltserhöhungen wird es Gegenforderungen zum 12-Stunden-Tag bzw. zur 60-Stunden-Woche geben", kündigten Dürtscher und Wimmer an. "Leitlinien dazu werden am 18. September bei einer ÖGB-Konferenz aller gewerkschaftlichen KollektivvertragsverhandlerInnen für alle Branchen fixiert."

Dabei gehe es den Gewerkschaften etwa um Rechtssicherheit, Überstundenentlohnung und um ein hohes Maß an Selbstbestimmtheit für die Beschäftigten bei der Arbeitszeit, etwa die 4-Tage-Woche oder längere Freizeitblöcke.

"Seit 1. September können Arbeitgeber ihre MitarbeiterInnen zwingen, 60 Stunden pro Woche zu arbeiten. Auch wenn der FMTI das verneint, das neue Arbeitszeitgesetz wird natürlich negative Auswirkungen haben, etwa bei der Gleitzeit. Und der 12-Stunden-Tag wird spätestens dann Thema für die Unternehmen sein, wenn es für die Betriebe einen Wettbewerbsvorteil bedeutet, länger arbeiten zu lassen", so die beiden Gewerkschafter. (apa/red)