Batteriepacks : Voltlabor: Wie im Mühlviertel ein Weltplayer für E-Mobilität entsteht

Voltlabor
© IM Grafik; Fotolia, beigestellt

Wer einen Grundstein legen will, kann das auch ganz gut in der Peripherie tun. 2010 erwirbt Miba-Gründersohn Peter Mitterbauer die steirischen Leistungselektronik-Unternehmen EBG in Kirchbach und DAU in Ligist. Zwei 3.300-Seelengemeinden, nicht bekannt dafür, dass dort der Bär steppt. Doch die kaum für großen medialen Wirbel sorgende Akquisition - von Mitbewerbern der Laakirchener anfangs sogar milde belächelt - entpuppt sich als goldrichtig. Seit Ende der 80er unterhält EBG ein China-Joint Venture im Industriepark in Shenzhen. Damit ist bei Miba der Grundstein für den Absatz von Leistungswiderständen in der Energiebranche, aber auch Elektromobilität gelegt.

Jetzt könnte Gründerenkel Franz Peter Mitterbauer einen ähnlich richtungsweisenden Deal besiegelt haben. Im Juli beteiligten sich die Laakirchener mit 25,1 Prozent an dem Mühlviertler Batteriesystemehersteller Voltlabor. Ein auf Batteriespeicher spezialisiertes Unternehmen aus der 4.300-Einwohner-Gemeinde Bad Leonfelden, das dem Unternehmen der Mittberbauers die "Kompetenzerweiterung in Richtung Gesamtbatteriesystem" (O-Ton Mitterbauer junior) bringen soll. Und anders als ihr um einiges bekannterer Mitstreiter Kreisel Electric, dessen Grundstücksgrenze nur einen Steinwurf entfernt liegt, fanden sich die Bad Leonfeldener bisher kaum im Blitzlichtgewitter wieder. "Laute, offensive Kommunikation ist nicht unsere Sache", sagt Voltlabor-Mitgründer Johannes Kaar.

Enge Bande

Die 1996 von Maschinenbauvisionär Johann Hammerschmid gegründete Hammerschmid Maschinenbau, aus der erst Nordfels und heuer Voltlabor hervorging, blieb in der Vertrautheit des Hidden Champions zurück. Beide Unternehmen arbeiteten in den Nachkrisenjahren an Akkupacks für die Elekromobilität.

2015 übergab Hammerschmid, heute Inhaber der Johammer e-Mobility, das Unternehmen nach einer imposanten Wachstumsstory an das Trio Martin Reingruber, Edmund Jenner und Johannes Kaar, die es in Nordfels umfirmieren. Die Sondermaschinensparte, also Konstruktion und Fertigung von unter anderem Laserschweißzellen oder Roboterschleifern, verbleibt bei Nordfels. Die Sparte Batterietechnologie wird 2018 in die Voltlabor ausgegliedert. Kreisel habe mit Leuchtturmprojekten und eben der US-Masche "eine tolle Story" entwickelt, meint ein Antriebsexperte. Der Weg von Voltlabor war ein anderer, das Ergebnis freut heute gleichermaßen den Standort. "Es gibt zwei starke Unternehmen für die Batteriekonfektionierung in der Region, die beide technologisch überzeugen", sagt ein Branchenkenner.

Aufbauarbeit

Hilfe beim Hochskalieren des Geschäftsmodells kam beiden Mühlviertler Betrieben freilich nicht ungelegen. Aktiv ist zuletzt auch Voltlabor auf die Partnersuche gegangen. Im Kriterienkatalog stand Projekterfahrung und Internationalität. Beides bringt der Zulieferer aus Laakirchen - Mitterbauers Credo: “Kein Antrieb ohne Miba-Technologie“ - mit. In gemeinsamen Projekten wie dem Aufbau eines Demonstrators für E-Antriebe ist man sich vor Jahren schon nähergekommen. Man habe „auf Anhieb eine gemeinsame Sprache gesprochen", sagt Kaar. Gemeinsam soll aus Voltlabor nun ein „bedeutender Anbieter für Batterie-Systeme aufgebaut“ werden, heißt es in Laakirchen. Potenzial für Synergien gebe es einige.

So hat Miba in Sachen Thermomanagement eine an die Batterieform flexibel anpassbare Lösung zur Kühlung der Batterie im Portfolio, an der Voltlabor als Hersteller von Gesamtsystemen mitpartizipieren wird können. Dazu kommt die „deutlich bessere Marktpräsenz“, wie ein Miba-Kenner sagt. 26 Produktionsstandorte in der Miba-Welt sollen sicherstellen, "im Markt für den Markt" produzieren zu können, heißt es auch bei Voltlabor. "Abnehmer wünschen sich den Batterieproduzenten ums Eck", sagt Stefan Gaigg, seit drei Jahren Mibarianer und seit heuer Leiter der Business Unit Batteriekomponenten im Miba eMobility Team sowie Managing Director bei Voltlabor.

Er ist als Spezialist für das Aufsetzen neuer Produktionsstrukturen an Bord. Er werkte 16 Jahre beim Hochleistungsautomatisierer Stiwa und war für die Attnang-Puchheimer im Werk Gampern maßgeblich am Aufbau der Zulieferproduktion beteiligt. Auch nicht unbedeutend: Dank des in Nordfels gebündelten Anlagenbaus muss der Hersteller die Konkurrenz in Sachen Automatisierungsgrad (O-Ton Kaar: "Wir sind noch kein Tesla, liegen aber nicht schlecht") im niedrigvolumigen Bereich nicht zu scheuen.

In der Nische

Demnächst soll die Mannschaft um fünf bis zehn Köpfe aufgestockt werden. Bedienen will Voltlabor, die aus Batterien von Vorlieferanten wie Samsung oder Panasonic maßgeschneidert Akkupacks inklusive Gehäuse und Elektronik liefert, die Nische. "Deutsche oder französische OEMs sind nicht Priorität Eins", sagt Kaar, wenn auch die Kleinserie eines Automobilriesen verlockend sei. Derzeit vor allem im Fokus liegen Anwendungsfelder wie Kommunalfahrzeuge, Baufahrzeuge sowie E-Karts mit ihren unterschiedlichen Anforderungen bei Ladetempo, Thermomanagement, Fahrprofil oder Bauraumgröße.

Agilox, ein Flurförderfahrzeugersteller aus Vorchdorf, ist einer der Referenzkunden. Auch ein Einstieg in den Home Energy Storage-Markt prüft man aktuell. Informationen beim Mittelständler zu Kunden und potenziellen Projektpartnern fallen - das ist branchenüblich - spärlich aus. Kenner des Unternehmens bringen die Mühlviertler jedenfalls mit einigen klingenden Namen in Verbindung: MAN, BRP Rotax, Palfinger oder Wacker Neuson werden mehr oder wenige lose Beziehungen zu Voltlabor nachgesagt.