Anlagenbau : Voestalpine gibt das "Kernstück" von Kapfenberg in Auftrag

Bei der Voestalpine kommen die Vorbereitungen für den Bau des neuen Edelstahlwerkes in Kapfenberg voran. Nach dem offiziellen Spatenstich im April laufen gerade auf dem 50.000 Quadratmeter großen Baufeld die Vorarbeiten zur Errichtung. Bis Herbst sollen eine Zufahrtstraße und der Montageplätze fertig sein.

Jetzt ist auch eine zentrale Entscheidung bei der Ausrüstung des Standorts gefallen: Der Stahlkonzern hat den Bau des Elektrolichtbogenofens, des Konverters und der sekundärmetallurgischen Anlagen in Auftrag gegeben. Sie seien das Kernstück des neuen Werks, heißt es bei der Voestalpine.

Der Auftrag geht an den deutschen Anlagenbauer SMS. Das in Düsseldorf ansässige Unternehmen übernimmt das Engineering, die Prozesstechnik sowie die Inbetriebnahme der vollautomatisierten Schmelzanlage. Hier ein Rendering:

Wer die die nachfolgenden Prozessanlagen, den gesamten Gießbereich und die Errichtung der Halle übernimmt, will die Voestalpine in den kommenden Monaten entscheiden.

Ergebnisse und die aktuelle Gesamtsituation des Konzerns:

Voestalpine: Stabile Gewinne, eine teure Reparatur - und der Brexit >>

Vorstand Rotter zum Auftrag: "Technologische Basis gelegt"

Mit dem Auftrag an SMS sei "die technologische Basis gelegt", so Vorstand Franz Rotter. Der Auftrag entspreche rund einem Drittel des gesamten Investitionsvolumens. Der Hersteller werde hier sein "umfassendes Know-how sowohl bei metallurgischen Anlagen als auch in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung einbringen."

Wichtigste Eckdaten zum neuen Werk

Die gesamten Investitionen in das neue Edelstahlwerk beziffert die Voestalpine mit rund 350 Millionen Euro.

2021 soll in dem neuen "High-Tech-Werk" in der Steiermark die Produktion anlaufen. Die Voestalpine geht von langfristig rund 3.000 Beschäftigten am Standort aus. Geplant ist die Produktion von rund 205.000 Tonnen Hochleistungsstählen pro Jahr, die für die Automobilindustrie, Flugzeughersteller sowie für die Erdölindustrie und Gasindustrie bestimmt sind.

Einschmelzung bei 9.000 Grad - mit Strom aus Erneuerbaren

Neben dem Elektrolichtbogenofen, in dem hochreiner Schrott und Legierungen bei bis zu 9.000 Grad Celsius zu flüssigen Spezialstählen erschmolzen werden, umfasst der Lieferumfang der SMS Group auch verschiedene Nachbehandlungsanlagen, in denen der Werkstoff seine speziellen Eigenschaften erhält. Betrieben werden die Aggregate mit Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien.

Die Anlagentechnik werde "weltweit neue Maßstäbe setzen", heißt es bei der Voestalpine. Der gesamte Produktionsprozesses lasse sich in Zukunft über ein modernes System aus Sensoren und Elektronik über einen zentralen Leitstand steuern.

Damit die Umstellung auf die neue Technologie klappt, sollen die Konzerntochter Voestalpine Böhler Edelstahl zusammen mit SMS ein eigenes Schulungszentrum für die Mitarbeiter in Kapfenberg einrichten, damit dort zu Schulungszwecken alle Produktionsbereiche virtuell simuliert werden.

Erster Neubau eines Stahlwerks in Westeuropa seit Jahrzehnten

Das Projekt sei ein Meilenstein für unseren Konzern", meinte dazu Konzernchef Wolfgang Eder beim Spatenstich im Frühjahr. Zugleich sei dies seit den 1970er-Jahren die erste Investition in ein völlig neues Stahlwerk in Westeuropa.

Die Entscheidung für diesen Standort sei durchaus schwierig gewesen, so Eder - "nicht alles sprach für Kapfenberg." Ausschlaggebend seien jedoch die Kenntnisse und die Ausbildung der Mitarbeiter in der Steiermark gewesen. Details dazu: Voestalpine startet Bau des neuen Edelstahlwerks in Kapfenberg >>

Eckdaten zur Sparte "High Performance Metals Division"

Die Metalldivision der Voestalpine ist auf die Produktion und Verarbeitung von Hochleistungswerkstoffen und Services wie Wärmebehandlung, hochtechnologische Oberflächenbehandlung und additive Fertigungsverfahren spezialisiert.

Im Vorjahr machte die Sparte mit rund 14.300 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,9 Milliarden Euro bei einem operativen Ergebnis von 454 Millionen Euro.

Die Sparte betreibt 160 Standorte weltweit und sieht sich als Marktführer bei Werkzeugstahl und einer der führenden Anbieter von Schnellarbeitsstählen, Ventilstählen sowie anderen Produkten aus Spezialstählen, Pulverwerkstoffen, Nickelbasis-Legierungen, Titan und Komponenten auf Basis additiver Fertigungstechnologien.

Eckdaten zur Voestalpine

Auf Konzernebene beschäftigte die Voestalpine im Vorjahr rund 51.600 Mitarbeiter und machte einen Umsatz von etwa 13 Milliarden Euro bei einem operativen Ergebnis von knapp zwei Milliarden Euro.

(red)

Zum Standort Steiermark:

Voest: Neue Wärmebehandlungslinie in der Steiermark in Betrieb >>

Aktuell zur Voestalpine:

Die 30 größten Industriebetriebe Österreichs >>

Voest als Kronzeuge: Kartellstrafe gegen 6 Edelstahlkonzerne >>

Überraschender Durchbruch im Handelsstreit mit den USA >>

Voestalpine: Massiver Gewinnanstieg dank breiter Aufstellung >>