Außenhandel : Vietnam wirbt um Investitionen aus Österreich - neue Handelsstelle

Vietnam bemüht sich um intensivere Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich. Der Premier des südostasiatischen Landes, Nguyen Xuan Phuc, ließ es sich nicht nehmen, Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer anlässlich dessen Vietnam-Besuchs herzlich zu empfangen. Dabei sagte er, die politischen Beziehungen der beiden Länder seien gut, aber die Wirtschaftsbeziehungen könnten intensiver sein.

Das Handelsvolumen liegt nach österreichischen Zahlen bei gut einer Milliarde Euro, wobei Vietnam als Lieferant von Elektronik - insbesondere Mobiltelefonen von Samsung - einen großen Überschuss aufweist. Vietnam hofft aber vor allem auf weitere Investitionen aus Österreich. 31 "Projekte" mit einem Investitionsvolumen von 144 Mio. Euro gebe es, so Nguyen, das biete noch viel Potenzial nach oben.

Auch Mahrer, der mit einer großen Wirtschaftsdelegation angereist ist und in Ho Chi Minh City (Saigon), der Wirtschaftsmetropole des Landes, eine Außenhandelsstelle eröffnet, verwies im Anschluss an das Gespräch auf das große Potenzial. Das Land hat 96 Mio. Einwohner, 40 Prozent sind unter 35 Jahren alt, alleine der Ballungsraum Saigon wird bald doppelt so viele Einwohner haben wie Österreich. Das Wirtschaftswachstum liegt bei jährlich 7 Prozent.

Zugleich setzt der Einparteienstaat voll auf Bildung und wirtschaftliche Öffnung. Privatschulen boomen, die größte vietnamesische Mischgruppe Vingroup betreibt beispielsweise Schulen, in denen der Unterricht auf Englisch erfolgt. Überhaupt sind Englischkenntnisse gängig, auch Französisch können einige. Das Internet ist im Gegensatz zu China frei verfügbar. Die wachsende Mittelschicht hat großes Interesse an westlichen Qualitätsprodukten. "Da gibt es einen extrem großen Hunger etwas aufzubauen, nicht die Saturiertheit, die wir in Europa vorfinden", so Mahrer.

Da kann Österreich mit seinem Ruf gut punkten. Der Besuch Nguyens in Wien und Krems im Oktober 2018, bei dem es auch ein Wirtschaftsforum in der WKÖ gab, hat Türen geöffnet. Nguyen habe sich dafür eingesetzt, dass in kürzester Zeit die österreichische Wirtschaftsvertretung genehmigt wurde, sagte Mahrer.

Österreichische Firmen: Null Beschwerden über Korruption im Land

Auch Österreichs Botschafter in Vietnam, Felix Mottl, verwies darauf, dass Österreich in Vietnam "extrem gut angeschrieben" sei. Das Land sei natürlich ein Einparteienstaat, aber "Rechtssicherheit spielt eine große Rolle". In seinen 1,5 Jahren im Land habe er von österreichischen Firmen noch nie Beschwerden über Korruption gehört, wohl aber über mühsame Bürokratie. Etwas differenziert sieht das der deutsche Anwalt Matthias Dühn: gerade kleine Firmen seien sehr wohl mit Korruption konfrontiert, könnten aber lernen, konstruktiv damit umzugehen.

"Österreich tritt unprätentiös und ohne geopolitischen Anspruch auf"

Die Regierung mische sich in Wirtschaftsentscheidungen nicht ein, so der Botschafter. Ziel sei, immer die beste Lösung zu bekommen, egal woher sie komme. Selbst mit dem Kriegsgegner USA gehe das Land pragmatisch um - mit dem übermächtigen Nachbar China auch, wenngleich etwas vorsichtig. Mahrer hob hervor, dass Österreich punkten könne, einerseits "weil unsere Firmen einen tollen Job machen", andererseits weil Österreich "unprätentiös und ohne geopolitischen Anspruch" auftrete. Dadurch seien Kontakte auf Augenhöhe möglich.

Im Herbst 2018 hat auch Kanzler Kurz mit einer Delegation das Land besucht:

Österreich und Vietnam wollen Wirtschaftsbeziehungen stärken >>

Chancen in diesen Branchen

Erneuerbare Energie, Infrastruktur, Umwelttechnik hebt Mahrer als Branchen mit besonderem Potenzial hervor. Aber auch Krankenhäuser, Medizintechnik, Forstwirtschaft und natürlich Tourismus.

Eine aktuelle Erfolgsgeschichte ist die bevorstehende Produktion eines eigenen vietnamesischen Autos, einem leistungsstarken SUV, durch die Vingroup: Die Entwicklungsarbeit ist von Magna in der Steiermark gekommen. Diese "Export von Know-how", wo die Forschung und Entwicklung in Österreich stattfindet aber die Produktion dann in Vietnam, ist für Mahrer beispielgebend.

Der Vizeminister für Wissenschaft, Pham Cong Tac, verwies im Gespräch mit Mahrer darauf, dass sein Land nicht mehr nur darauf setze, billige Arbeitskräfte für die Produktion für Weltmarken zur Verfügung zu stellen. Es gehe darum, die beste Technologie ins Land zu bringen. Österreich sei als Land mit guter Technologie bekannt, Vietnam erhoffe sich aber mehr Investitionen in diesem Bereich als bisher. "Österreich hat viel Technologie, die unsere Unternehmen brauchen", so Pham. (apa/red)