Motorradhersteller : Verkauf von Ducati wird nicht so schnell kommen

Volkswagen hat es mit dem Verkauf von Beteiligungen wie der Motorradtochter Ducati und dem Getriebehersteller Renk nicht eilig. Die Trennung von Randbereichen sei nicht "zeitkritisch", sagte Strategiechef Thomas Sedran in einem Reuters-Interview. Der 52-Jährige betonte, dass die Wolfsburger trotz der hohen Strafen im Abgasskandal nicht zu Verkäufen gezwungen seien.

Der Konzern stehe wirtschaftlich gut da. "Viel wichtiger ist, darüber zu diskutieren, in welche neuen Geschäftsfelder das Unternehmen einsteigt."

Vorstandschef Matthias Müller hat Volkswagen den größten Umbau in der Unternehmensgeschichte verordnet. Er will das Zwölf-Marken-Imperium zu einem führenden Anbieter von Elektromobilität, neuen Mobilitätsdiensten und selbstfahrenden Autos machen. Bei der Präsentation seiner Strategie 2025 vor gut einem Jahr kündigte Müller allerdings auch eine Überprüfung der Randbereiche in dem Riesenreich mit rund 500 Gesellschaften, Beteiligungen und Partnerschaften an.

Verkauf hat derzeit keine Mehrheit im Aufsichtsrat

Insidern zufolge denken die Wolfsburger konkret über die Trennung von Ducati und Renk nach. Ein Verkauf hat derzeit aber keine Mehrheit im Aufsichtsrat, da sich der Betriebsrat offen dagegen stellt und laut Konzernkreisen auch die Eigentümerfamilien Porsche und Piech dies ablehnen. Für Ducati gibt es bereits mehrere Interessenten, darunter die italienische Industriellenfamilie Benetton.

Sedran, den Müller kurz nach seinem Amtsantritt im Herbst 2015 als Strategiechef an seine Seite holte, wollte die Verkaufspläne weder für Ducati noch für Renk bestätigen. Für ihn stelle sich vielmehr die übergeordnete Frage, wie der Wert des Konzerns und seiner Beteiligungen gesteigert werde könne, betonte der frühere Opel-Manager. "Wenn wir Prioritäten setzen, geht es logischerweise auch immer darum, wo wir das vorhandene Geld einsetzen. Das müssen wir intelligent angehen. Denn die Strafzahlungen, die wir zu leisten haben, fallen einem nicht so aus der Tasche."

VW braucht viele Milliarden - für Zahlungen in den USA

Volkswagen muss wegen der Abgasmanipulationen allein in den USA umgerechnet mehr als 20 Mrd. Euro an Wiedergutmachung und Strafen leisten. Auch in Europa klagen geschädigte Autofahrer vor zahlreichen Gerichten. Der Konzern ist zudem mit Schadensersatzklagen von Anlegern in Milliardenhöhe konfrontiert.

"Gerade wenn wir über Investitionen in neue Geschäftsfelder nachdenken, schmerzt das", räumte Sedran ein. "Es ist also völlig plausibel, dass wir uns Gedanken darüber machen, ob für bestimmte Geschäftsbereiche vielleicht der Zeitpunkt gekommen ist, um einen passenderen Eigentümer zu finden." Seine Aufgabe sei es, dafür Vorschläge zu erarbeiten. (reuters/apa/red)