Coronakrise : Umfrage: Mitarbeiter halten, Liquidität sichern, Abwehrkraft stärken

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© APA/GEORG HOCHMUTH

Die Auswirkungen der Coronakrise haben so gut wie alle Abläufe durcheinander gewirbelt - in der Gesellschaft ebenso wie in der Arbeitswelt. Eine Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young zeichnet dazu ein ambivalentes Bild der aktuellen Situation in Österreichs Firmenlandschaft. An dieser Umfrage haben im April 123 heimische Firmen teilgenommen.

Maßnahmen greifen - Kürzungen kommen trotzdem

Eines der Ergebnisse: Die Mehrheit der Befragten fühlt sich in der aktuellen Situation den Umständen entsprechend gut aufgestellt. Bei den Industriebetrieben mit mehr als 200 Millionen Euro Umsatz fällt der Umfrage zufolge die Selbsteinschätzung positiver aus als beim Durchschnitt. Keine einzige der Firmen, die an der Befragung teilgenommen haben, erwartet eine Insolvenz.

Allerdings sind auch die Auswirkungen der Krise massiv. Zwar ist bei jedem zehnten Betrieb die Nachfrage während der Krise gestiegen, auf der anderen Seite mussten 14 Prozent wegen der Verordnung der Politik vorübergehend ganz zusperren. Derzeit kommt es in fast jedem zweiten Betrieb zu Kürzungen.

Jedes zweite Unternehmen gibt an, bereits vor Corona Krisenpläne in der Schublade gehabt zu haben. Überraschenderweise hat sich knapp jedes siebte Unternehmen ebenfalls vor Corona schon dezidiert mit Themen wie Seuchen oder Pandemien befasst. "Bei den Finanzdienstleistern hat sich sogar jedes zweite Unternehmen Gedanken über Risikofaktoren wie den übergreifenden Ausbruch einer Krankheit gemacht", sagt der geschäftsführender Gesellschafter Gunther Reimoser.

Deutliche Zuwächse bei einigen

Beim Blick in die Zukunft sind 20 Prozent der Befragten weitgehend positiv gestimmt und rechnen nicht mit krisenbedingten Umsatzeinbußen, heißt es bei der Unternehmensberatung. Sieben Prozent berichten sogar über deutliche Umsatzzuwächse im Zuge der Coronakrise. "Der Ausbruch der Krise hat in Österreich auch einige wenige Gewinner hervorgebracht. Ein kleiner Teil der Unternehmen macht mehr Umsatz als je zuvor", so Erich Lehner, geschäftsführender Gesellschafter bei Ernst & Young Österreich.

Starke Rückgänge bei vielen

Dagegen erwarten etwa 80 Prozent der Befragten deutliche Rückgänge. Besonders hoch ist der Anteil dieser Firmen in der Industrie sowie bei Unternehmen mit Umsätzen von weniger als 200 Millionen Euro. Jedem zweiten Betrieb macht demnach der Rückgang von Anfragen und Bestellungen große Schwierigkeiten. 37 Prozent berichten über Probleme mit der Lieferkette sowie Stopps der Produktion und der Auslieferungen.

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Die Mitarbeiter halten: Ein zentraler Faktor

Für knapp 70 Prozent der Befragten steht die Sicherung der Liquidität momentan an erster Stelle. Gleichzeitig gibt mit knapp 60 Prozent ebenfalls eine Mehrheit der Unternehmen an, seit Beginn der Coronakrise alle Mitarbeiter behalten zu haben und Kurzarbeit zu nutzen. "Dennoch planen rund 20 Prozent mit Stellenstreichungen in den kommenden zwölf Monaten", so Lehner. Der Stellenabbau dürfte vor allem den Industriesektor betreffen. Von jenen Industrieunternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, will jeder vierte Betrieb in kommender Zeit Mitarbeitern kündigen.

Dagegen sagt mehr als die Hälfte, die Sicherung der Arbeitsplätze sei das wichtigste Ziel. Rund 40 Prozent der Befragten wollen außerdem ihre Vertriebsaktivitäten verstärken. Lehner dazu: "Es ist zu hoffen, dass Förderungen weiterhin möglichst viele Arbeitsplätze erhalten. Gute und verlässliche Mitarbeiter sind ein zentraler Faktor, um nach der Coronakrise durchstarten zu können."

In Zukunft: Lieferketten und Arbeitsläufe überdenken

Für die Zukunft bewerten zwei Drittel der Befragten Maßnahmen wie die Digitalisierung und die Möglichkeit von Telearbeit als wichtig oder besonders wichtig. Weil Firmen dank Digitalisierung auch für Kriminelle immer leichter angreifbar werden, gibt die Hälfte der Befragten an, in Zukunft auch die Cybersicherheit als wichtig zu erachten - die andere Hälfte fühtl sich offenbar jetzt schon ausreichend geschützt.

Manager sollten sich "bereits jetzt Gedanken darüber machen, wie sie ihr Unternehmen möglichst unbeschadet aus der Krise lenken" und dabei sowohl die Arbeitsabläufe als auch die Resilienz ihrer Firma verbessern könnten, meint Reimoser. Der Berater zählt dabei Schlagworte wie Digitalisierung, Homeoffice oder neue Lieferketten auf. Auch neue Vertriebsschienen könnten in Zukunft von Vorteil sein, so Reimoser: "Unternehmen, die analoge und digitale Kanäle verknüpfen, etwa über Omnichannel, sind bereits jetzt besser für Ausnahmensituationen gerüstet."

(red)

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