Erdgas : Türkei gibt nicht nach - Frankreich und Italien starten Manöver vor Zypern

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Frankreich, Griechenland und Zypern haben im Westen Zyperns umfangreiche Manöver in der Luft und zur See begonnen. An diesen nehmen neben drei griechischen F-16-Kampfbombern auch drei französische Kampfjets des Typs Rafale teil.

Die Flugzeuge operieren vom Flughafen Paphos im Westen Zyperns aus. Wie der zypriotische Staatsrundfunk (RIK) weiter berichtete, sollen am Freitag auch eine französische sowie eine italienische Fregatte zu diesem Manöver dazu stoßen.

Die Militärübungen gelten als Reaktion auf die türkischen Forschungen nach Erdgas, die ohne die Genehmigung der international anerkannten Regierung in Nikosia westlich und östlich von Zypern seit Monaten stattfinden. Die spektakuläre französische Militärpräsenz in Zypern hängt mit der Entdeckung von unterseeischen Erdgasvorkommen südlich von Zypern zusammen. Das französische Energieunternehmen Total ist an den Erkundungen beteiligt.

Erdogan bleibt im Gasstreit mit Griechenland auf Konfrontationskurs

Zuvor hat sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kompromisslos weiter gezeigt. Die Türkei sei entschlossen, alles Notwendige zu tun, um ihre Rechte im Schwarzen Meer, in der Ägäis und im Mittelmeerraum zu erlangen, sagte Erdogan. "Wir werden keine Kompromisse eingehen, was uns gehört ... Wir sind entschlossen, alles Notwendige zu tun."

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Diese Erdgasvorkommen haben zu schweren Spannungen zwischen Ankara und Nikosia geführt. Die Türkei lehnt die Suche nach Erdgas vor einer Lösung der Zypern-Frage und ohne die Zustimmung der türkischen Zyprioten ab. Im Norden Zyperns wurde mit türkischer Hilfe eine Türkische Republik Nordzypern eingerichtet, die international nicht anerkannt, aber von türkischen Truppen geschützt wird.

Zwischen den NATO-Mitgliedern Griechenland und Türkei gibt es seit längerem Spannungen. Grund sind sich überschneidende Ansprüche auf Seegebiete im östlichen Mittelmeer, in denen Öl- und Gasvorkommen vermutet werden. Ein Problem ist, dass sich die Türkei und Libyen auf die Aufteilung ihrer Wirtschaftszonen im Mittelmeer geeinigt hatten, dies aber im Widerspruch zu einem ähnlichen Abkommen zwischen Griechenland und Ägypten steht. (dpa/reuters/apa/red)

m Streit zwischen Griechenland und der Türkei um Seegebiete im Mittelmeer bleiben die Fronten auch nach einer Vermittlungsreise des deutschen Außenministers Heiko Maas verhärtet. Nach Gesprächen des SPD-Politikers in Athen und Ankara zeigten sich beide Seiten zwar grundsätzlich zum Dialog bereit - signalisierten aber kein konkretes Entgegenkommen.

Stattdessen waren die öffentlichen Äußerungen der Außenminister Nikos Dendias und Mevlüt Cavusoglu von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt.

Maas rief die beiden NATO-Partner eindringlich zu Kompromissen auf. "Die Situation ist hoch riskant", sagte er. "Wer sich immer näher auf den Abgrund zubewegt, der kann irgendwann dann auch hinunterfallen." Es seien nun dringend "sichtbare Schritte" zur Deeskalation notwendig. Die Lage im östlichen Mittelmeer habe sich zu einem "Spiel mit dem Feuer" entwickelt. "Jeder noch so kleine Zündfunke kann zu einer Katastrophe führen."

Der Streit hatte sich an türkischen Erdgaserkundungen vor griechischen Inseln im östlichen Mittelmeer entzündet. Das Forschungsschiff "Oruc Reis" sucht derzeit begleitet von Kriegsschiffen nach Gas. Ankara argumentiert, dass das Gebiet zum Festlandsockel der Türkei gehöre. Der Türkei sind aber die griechischen Inseln Rhodos und Kastelorizo vorgelagert, weshalb Griechenland das Seegebiet für sich beansprucht. Einen ähnlichen Konflikt gibt es um die Insel Zypern, vor deren Küste schon reiche Erdgasvorkommen entdeckt wurden.

Der griechische Außenminister Dendias forderte nach seinem Gespräch mit Maas Sanktionen der Europäischen Union, deren Mitglied Griechenland ist. Die Türkei vertrete eine "neo-osmanische Ideologie" und betreibe im Mittelmeer "grenzenlosen Expansionismus". Griechenland werde seine Grenzen schützen, die auch Grenzen der EU seien. Athen sei zwar zum Dialog bereit - aber nur unter der Bedingung, dass die Bedrohung durch die Türkei beendet werde.

Maas traf in Athen auch Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis. Man müsse nun zu einer "verbindlichen und friedlichen Lösung" der Streitfragen kommen, sagte er anschließend. Das sei nur über "ernsthafte und lösungsorientierte" Gespräche zu erreichen. Dazu müssten aber zunächst alle destruktiven Aktionen beendet und Provokationen unterlassen werden.

Die Türkei wiederum machte Griechenland für das Scheitern von vorherigen Vermittlungsversuchen verantwortlich. Cavusoglu warnte an Athen: "Wenn Ihr einen falschen Schritt macht, dann werden wir diesmal ohne Bedenken tun, was nötig ist." Die Türkei sei grundsätzlich zu Gesprächen - aber nicht, wenn die andere Seite Vorbedingungen oder Maximalforderungen stelle.

Der Streit gilt als extrem gefährlich. Selbst eine militärische Auseinandersetzung zwischen den beiden NATO-Bündnispartnern scheint möglich. Es kam bereits zu einem Zusammenstoß zwischen einem türkischen und einem griechischen Kriegsschiff. Die Lage war auch angespannt. Beide Seiten hielten Marinemanöver ab.

Deutschland versucht seit Wochen, in dem Streit zu vermitteln. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel telefonierte mehrfach mit Erdogan und Mitsotakis. Die Fortsetzung der gegenseitigen Provokationen konnte sie aber nicht verhindern. Zuletzt schloss Griechenland ein Abkommen mit Ägypten über Seegebietsgrenzen - was dazu führte, dass die Türkei auf den eigentlich schon geplanten Abzug ihres Forschungsschiffes verzichtete.

Solche Vermittlungsreisen kommen nicht allzu häufig vor. Im Gegensatz zu Telefonaten stellen sie eine große öffentliche Aufmerksamkeit her und erhöhen so den Druck auf die Konfliktparteien. Sie bergen aber auch das Risiko, dass bei einem Scheitern die Aussichten auf Entspannung weiter schwinden.

Das Verhältnis zur Türkei wird auch ein Thema bei einem Treffen der EU-Außenminister, an dem auch Ressortchef Alexander Schallenberg teilnehmen wird, am Donnerstag und Freitag in Berlin sein. Die EU steckt in dem Konflikt in einer schwierigen Situation. Auf der einen Seite will sie Griechenland und dem ebenfalls betroffenen EU-Mitglied Zypern Beistand leisten. Auf der anderen Seite befürchten etliche Mitgliedstaaten negative Auswirkungen auf die Zusammenarbeit in der Flüchtlingspolitik. Die EU ist bei der Eindämmung der illegalen Migration auf die Zusammenarbeit mit Ankara angewiesen.

Bisher reagierte die EU daher nur mit verhaltenen Sanktionen. Denkbar wären schärfere Maßnahmen - zum Beispiel, die Zollunion mit der Türkei auszusetzen. Die dürften aber nur offen diskutiert werden, wenn alle Vermittlungsbemühungen nicht fruchten. Im Dialog könnten sich beide Seiten auf eine Festlegung von Seegebietsgrenzen verständigen oder auf eine Beilegung des Streits etwa vor dem Internationalen Gerichtshof. (dpa/apa/red)