Atomkraft : Tschechiens Industrie für schnellen Ausbau des AKW Dukovany

Vertreter der tschechischen Industrie sowie die Gewerkschaften haben die Regierung aufgefordert, die Vorbereitungen für die Ausschreibung zum Ausbau des südmährischen Atomkraftwerkes Dukovany fortzusetzen und diesen zu beschleunigen. Außerdem wollen sie keine Bewerber um den Auftrag im Voraus aus dem Verfahren ausschließen, wie es ein Teil der Opposition aus Sicherheitsgründen fordert.

"Es gibt keine Zeit weiter zu warten. Wir wollen Atomkraft in Tschechien und brauchen diese als eine Bedingung für den Ausstieg aus der Kohle 2038, wie es die zuständige Kommission empfiehlt", meinte der Präsident des tschechischen Industrie- und Verkehrsverbandes, Jaroslav Hanak. Einen schnellen Start des Auswahlverfahrens forderte auch der Chef des größten tschechischen Gewerkschaftsbundes (CMKOS) Josef Stredula. Tschechien brauche einen Energiemix, der eventuelle Energie-Ausfälle in der Zukunft ausschließen solle.

Zu den Rufen nach dem Ausschluss der russischen und chinesischen Bewerber im Vorfeld der Ausschreibung, wie es die liberal-konservative Opposition fordert, sagten die Vertreter der Industrie und Gewerkschaften, je mehr Bewerber es gebe, desto niedriger werde der Preis. Eventuelle Sicherheitsgefahren sollte der Staat erst im Laufe oder am Ende der Ausschreibung berücksichtigen, meinten sie.

Am auf sechs Mrd. Euro geschätzten Auftrag sind vorläufig fünf Unternehmen interessiert: Rossatom (Russland), CGN (China), Westinghouse (USA), EdF (Frankreich) und KNHP (Südkorea). Die Ausschreibung hatte ursprünglich bis Ende 2020 gestartet werden sollen. Dazu kam es schließlich nicht. Regierungschef Andrej Babis hatte argumentiert, man müsse die Ausschreibung verschieben, weil sie noch nicht vorbereitet sei. Außerdem sollte über eine so wichtige Sache nicht einige Monaten vor den Parlamentswahlen (8.-9. Oktober 2021, Anm.) entschieden werden.

Die bisherigen Regierungspläne sahen vor, dass der Staat 70 Prozent und der halbstaatliche Tschechische Energiekonzern (CEZ) 30 Prozent der Baukosten übernehmen würde. Vizepremier und Industrieminister Karel Havlicek sagte, dass der Staat eventuell sogar 100 Prozent der Kosten übernehmen könnte. (apa/red)