Stahlindustrie : Thyssen: Aufspaltung des Konzerns notfalls auch ohne Tata Steel

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© Peter Martens

Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff treibt die Konzernaufspaltung voran und will sich davon auch im Falle eines Scheiterns des Stahl-Joint-Ventures mit Tata nicht abbringen lassen. "Das eine hat wirklich mit dem anderen absolut gar nichts zu tun", sagte der Manager vor wenigen Tagen vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf.

Notfalls auch ohne die Fusion der Stahlsparten

"Sollte ein Joint Venture rein fiktiv überhaupt nicht stattfinden, dann ist das für die Machbarkeit der Teilung überhaupt kein Problem." Die Stahlsparte seines Konzerns trage ihre Kosten selbst. Das Joint Venture sei aber wichtig, weil es den Unternehmen Synergien von 400 bis 500 Mio. Euro ermögliche, so Kerkhoff.

Als Finanzchef hatte Kerkhoff die Verhandlungen mit Tata maßgeblich geführt. Die Konzerne wollen den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach Arcelormittal schmieden.

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Finanzfirmen machen weiter Druck

Finanzfirmen setzen den Industrieriesen weiter unter Druck. Die Aufspaltung reicht aus ihrer Sicht nicht. Sie forderten weitergehende Schritte, um die vom Stahl über Autoteile bis zum Aufzugsgeschäft und U-Bootbau reichenden Geschäfte des Traditionskonzerns rentabler aufzustellen.

Nach der Übernahme des Chefpostens von dem im Juli zurückgetretenen Heinrich Hiesinger verpasste Kerkhoff den Sparten zunächst konkrete Zielvorgaben, ehe er dann den Plan zur Konzernaufspaltung aus der Tasche zog. Thyssenkrupp soll in zwei Unternehmen aufgeteilt werden: Eine Industrial AG um die ertragsreiche Aufzugssparte und eine Materials AG um den Stahl und den Werkstoffhandel.

Die anfängliche Euphorie am Markt ist verpufft. Die Thyssen-Aktie notierte zeitweise 1,4 Prozent im Minus und in Sichtweite ihres Dreijahrestiefs von Mitte Februar, als sie auf 12,94 Euro abgesackt war.

"Bringt es uns um, wenn es nicht stattfindet? Nein."

Kerkhoff betonte zwar, er sei weiterhin zuversichtlich, dass das Bündnis mit Tata im Frühjahr abgeschlossen werden könne. Zugleich spielte er das Thema allerdings herunter: "Bringt es uns um, wenn es nicht stattfindet? Nein."

Die EU-Kommission hat mittlerweile in ihrem "Statement of Objections" ihre Vorstellungen konkretisiert, unter welchen Bedingungen die Fusion stattfinden könnte. Neue Themen hätten die Wettbewerbshüter dabei nicht aufgebracht, sagte der Thyssen-Chef. Die Behörde hatte bereits im Oktober drei Bereiche genannt, die sie kritisch betrachtet: Stahl für Verpackungen, für die Automobilindustrie und Elektrostahl.

Kerkhoff wollte keine Details möglicher Zugeständnisse an die EU-Kommission nennen. Er ließ aber durchblicken, dass er trotz der jahrelangen Bemühungen nicht um jeden Preis den Zusammenschluss besiegeln werde. "Wir wollen natürlich nicht die Synergien, die wir uns erhoffen, aufs Spiel setzen." Auch die Arbeitnehmerseite hatte bereits vor einem zu großen Entgegenkommen gewarnt. (reuters/apa/red)