Autoindustrie : Studie: US-Zölle könnten Kosten für Europas Autoindustrie verzehnfachen
Die Gefahr von US-Strafzöllen für Autoimporte bereitet der deutschen Wirtschaft auch nach dem Treffen von Automanagern und US-Regierung weiter Sorgen. Der Verband der Bayerischen Wirtschaft (vbw) warnte vor "äußerst schwerwiegenden" Belastungen, die weit über die betroffenen Unternehmen hinausgingen, falls die angedrohten Einfuhrzölle von bis zu 25 Prozent umgesetzt würden.
Dann drohen den Autoherstellern Zollkosten von bis zu 5 Milliarden Euro im Jahr - zehn Mal so viel wie aktuell, wie die Beratungsfirma EY in einer Studie im Auftrag des vbw berechnete. Derzeit verlangen die Amerikaner 2,5 Prozent Zoll.
Das massive Ungleichgewicht zum Nachteil der USA ist Realität
Trump, der die USA von Handelspartnern unfair behandelt sieht, droht schon seit Monaten mit Sonderzöllen auf Autos. Allerdings sind die Vorwürfe durchaus begründet. Autos aus der EU werden in den USA bisher mit 2,5 Prozent Zöllen belegt, umgekehrt sind es für US-Automobile in der EU 10 Prozent. Auf Lastwagen und Pick-ups erheben die USA 25 Prozent, während diese in den EU mit durchschnittlich 14 Prozent belegt werden.
Hintergrund zum weltweiten Netz der Hersteller:
Der Handelsstreit und die Rolle von Daimler, BMW, VW und Audi >>
"Der Zollstreit zeigt, dass alle Beteiligten wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren müssen, um die bei unseren Unternehmen ausgelöste Unsicherheit schnellstmöglich zu beenden", sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt der Deutschen Presse-Agentur. Nach dem Treffen der Spitzenvertreter von Daimler, Volkswagen und BMW mit US-Präsident Donald Trump am Dienstag im Weißen Haus klangen die deutschen Manager zwar optimistisch. Aber vom Tisch sind die Strafzölle nicht, auch wenn die Konzerne hohe Investitionen in den USA angekündigt haben.
Washington drängt weiter auf eine Verringerung des Handelsdefizits
US-Handelsminister Wilbur Ross hatte vor wenigen Tagen das Ziel bekräftigt, das Handelsdefizit mit Deutschland bei Autos und Autoteilen zu senken. Trump, der seit Monaten als Reaktion auf den aus seiner Sicht unfairen Handel mit Sonderzöllen droht, hatte im Sommer zwar der EU-Kommission zugesichert, vorerst davon abzusehen. Doch zuletzt plädierte er - angesichts des Stellenabbaus beim US-Autobauer GM - erneut für Zölle von bis zu 25 Prozent auf Autos aus dem Ausland.
Schäden wären viel größer als bei den Zöllen auf Alu und Stahl
Sollte es dazu kommen, würde das der deutschen Wirtschaft um ein Vielfaches mehr schaden als die im Frühjahr verhängten Strafzölle auf Aluminium und Stahl, heißt es in der EY-Studie. Die jährlichen Zollkosten für den Export der Metalle in die USA seien zwar von 22 Millionen Euro auf ungefähr 400 Millionen Euro gestiegen. "Gesamtwirtschaftlich" hielte sich der Schaden aber vergleichsweise in Grenzen, urteilten die Wirtschaftsberater.
Anders sähe das aus, wenn die US-Regierung ihre Drohung wahr machte, die Importe von Autos und Fahrzeugteilen kräftiger zu besteuern. Diese machten 2017 rund ein Drittel aller deutschen Exporte in die USA aus. Bei Sätzen von 15 bis 25 Prozent auf die Einfuhr von Autos würden demnach Zollkosten in Höhe von 3 bis 5 Milliarden Euro entstehen - bis zu zehn Mal mehr als die rund 507 Millionen Euro, die 2017 bei deutschen Autoexporten in die USA anfielen. Dazu kämen Zollkosten von rund einer Milliarde Euro für Fahrzeugteile. Auch andere Studien zu den möglichen Auswirkungen, etwa des ifo-Instituts, waren früher zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. (dpa/apa/red)