Bauindustrie : Streit um BBT: Für Tirol und Südtirol jede Verzögerung "inakzeptabel"

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© Peter Martens

Der Streit zwischen der Errichtergesellschaft des Brenner Basistunnels (BBT SE) mit einem vom Porr-Konzern angeführten Konsortium rund um einen 966 Mio. Euro schweren Teilauftrag löst Verärgerung beim Land Tirol und Südtirol aus. Jede weitere Verzögerung beim Brennerbasistunnel (BBT) sei "inakzeptabel", erklärten LH Günther Platter (ÖVP) und sein Südtiroler Amtskollege Arno Kompatscher in einer Aussendung unmittelbar vor einer Sitzung des BBT-Aufsichtsrats am Donnerstag.

"Die drohenden Verzögerungen beim Baufortschritt des BBT von mehreren Jahren sind für uns inakzeptabel. Als Politik ist es nicht unsere Aufgabe, uns in das operative Geschäft einzumischen. Fest steht jedoch: Jede Verzögerung geschieht auf dem Rücken der transitgeplagten Tiroler und Südtiroler Bevölkerung", so Platter und Kompatscher. Beide Seiten - sowohl der Auftragnehmer als auch die BBT SE - müssten daher eine Lösung finden, "damit der Bau so schnell und effizient wie möglich finalisiert werden kann".

Aufsichtsrat tagt heute

Laut Medienberichten soll der BBT-Vorstand bei der Sitzung des Aufsichtsrates in Wien angeblich die Auflösung des Vertrages mit der Arge H51 Pfons-Brenner vorschlagen. Insider zufolge könnte der zuletzt avisierte Fertigstellungstermin 2030 dadurch wackeln. Die Arge (Porr und zwei italienische Baukonzerne) baut das 37 Kilometer lange Herzstück des Haupttunnels. Baustart war im Spätherbst 2018, die Bauzeit wurde mit 74 Monaten veranschlagt. Das Nettoauftragsvolumen beläuft sich auf 966 Mio. Euro.

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Gestritten wird offenbar um falsch konstruierte Außenringe des Tunnelschachts. Porr sagt, dass die technischen Anforderungen dafür schon bei der Ausschreibung falsch projektiert worden seien. Porr-Chef Karl-Heinz Strauss hat sich schriftlich an den BBT-Aufsichtsrat gewandt, in dem auch Vertreter des Verkehrsministeriums und der ÖBB sitzen. Er hält die angedrohte Vertragsauflösung für einen "schwerwiegenden Schritt, der durch nichts gerechtfertigt" sei.

H51 Pfons-Brenner ist ein sehr besonderes Baulos

Das Baulos H51 Pfons-Brenner ist das größte Baulos des BBT und zugleich das südlichste Baulos auf österreichischer Seite. Der dazu gehörende Bauauftrag ist mit einem Volumen von knapp einer Milliarde Euro der größte jemals vergebene Bauauftrag in der Geschichte der heimischen Bauwirtschaft. Und der Brenner Basistunnel selbst wird nach Fertigstellung mit 64 Kilometern die längste unterirdische Bahnverbindung der Welt. Der Bau erfolgt mittels Tunnelbohrmaschinen, bei denen Österreicher zur Weltspitze gehören, sowie im klassischen Sprengvortrieb, das heißt abwechselnd mit Sprengungen und dem Abtrag des Ausbruchs. (apa/red)

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