Stahlindustrie : Stahlindustrie: Arcelormittal lässt Übernahme von Ilva platzen

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Der Stahlkonzern Arcelormittal hat angekündigt, den Vertrag für den Kauf von Europas größtem Stahlwerk Ilva im süditalienischen Tarent sowie von zwei weiteren Stahlwerken in Norditalien auflösen zu wollen. Den Vertrag hatte der weltweit größte Stahlgigant vor einem Jahr mit der italienischen Regierung abgeschlossen.

Hintergrund

Das Stahlwerk, über das Industriemagazin.at seit vielen Jahren ausführlich berichtet, gilt als marode. Schwerer wiegen jedoch die Vorwürfe der gesundheitlichen Schäden, die im Zusammenhang mit Ilva gebracht werden. Medienberichten zufolge starben hunderte Arbeiter durch Giftstoffe, sehr viele Anwohner in der Nähe des Werks erkrankten an Krebs.

Arcelormittal hat das Werk bisher nur gemietet und hatte bei der Übernahme vor einem Jahr versprochen, es später zu kaufen. Der supranationale Konzern hatte sich verpflichtet, in fünf Jahren 2,4 Milliarden Euro zu investieren. Weitere Details dazu: Arcelormittal darf Ilva übernehmen - muss aber Werke in Europa verkaufen >>

Rund 10.000 Mitarbeiter betroffen

Der jetzige Beschluss von Arcelormittal wurde gefasst, nachdem seit wenigen Wochen amtierende, neue Regierung Italiens den rechtlichen Schutz zurückgenommen hatte, der Arcelormittal bei der Umsetzung eines Umweltplans ohne Sorge auf Justizermittlungen gewährt worden war.

Ohne den rechtlichen Schutz zur Umsetzung des Umweltplans könne Arcelormittal das Stahlwerk in Tarent nicht mehr betreiben, so die Geschäftsführerin von Arcelormittal in Italien, Lucia Morselli, in einem Brief an die Mitarbeiter. Rund 10.000 Mitarbeiter beschäftigen die von Arcelormittal in Italien übernommenen Stahlwerke. Die Gewerkschaften warfen der italienischen Politik Inkompetenz im Umgang mit den Stahlwerken vor. Sie bangen um den Erhalt der Jobs.

Dazu:

Ilva: ArcelorMittal bezahlt jedem Mitarbeiter, der freiwillig geht, 100.000 Euro >>

Der italienische Staat hatte 2015 die Kontrolle über das Ilva-Werk in der Nähe des Hafens von Tarent übernommen, um in der Region Arbeitsplätze zu erhalten und die starke Umweltverschmutzung im Umfeld des Werks in den Griff zu bekommen. ArceloMittal bekam 2017 grünes Licht für die Ilva-Übernahme.

Ein Drittel der Stahlproduktion Italiens

Ilva hatte zu Hochzeiten geschätzte neun Millionen Tonnen Stahl pro Jahr produziert - das entsprach etwa einem Drittel der italienischen Gesamtproduktion. Das Stahlwerk mit Sitz in Tarent steht seit 2013 unter besonderer staatlicher Aufsicht. Hintergrund waren Vorwürfe gegen die Eigentümerfamilie Riva, die in Kauf genommen haben soll, dass giftige Emissionen aus der Anlage in die Stadt zogen. Die Emissionen werden für mindestens 400 vorzeitige Todesfälle verantwortlich gemacht.

(red mit apa)

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