Arcelormittal : Stahlimporte nach Europa steigen massiv: "Wir haben eine Stahlschwemme"

Der weltgrößte Stahlkonzern Arcelormittal hat von der Europäischen Union strengere Maßnahmen zum Schutz der hiesigen Branche gefordert. "Die EU hat Schutzmaßnahmen angekündigt, die jedoch nicht wirksam waren", sagte Konzernchef Lakshmi Mittal in einem veröffentlichten Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Es seien angesichts der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle auf Importe in die USA Maßnahmen der EU dringend erforderlich. "Denn wegen der Zollmauern in Amerika weichen Produktionsländer, die bisher stark dorthin exportiert haben, auf den vergleichsweise offenen europäischen Markt aus."

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Die europäische Stahlbranche um Arcelormittal und die deutschen Branchengrößen Thyssenkrupp und Salzgitter steht seit Jahren unter Druck. Ursache hierfür sind der Schwerindustrie zufolge unter anderem die weltweiten Überkapazitäten, Billigimporte und immer schärfere Klimaschutzauflagen. "Wir haben eine Stahlschwemme", sagte Mittal der Zeitung. Seit 2017 seien die Einfuhren in die EU um 30 bis 40 Prozent gestiegen. Die bisherigen Schutzklauseln der EU hätten Lücken, kritisierte er. Außerdem würden die Hersteller in der EU durch die Klimaschutzauflagen gegenüber der Konkurrenz aus China, Russland und anderen Staaten benachteiligt. Mittal bekräftigte seine Forderung nach einem Klimaschutzzoll für Stahlimporte in die EU.

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"Größte Überkapazitäten in China"

Mittal bezifferte die Überkapazitäten in dem Interview auf 500 bis 550 Mio. Tonnen - rund ein Viertel der weltweiten Produktion. Die größten Überkapazitäten gebe es in China, sagte der Unternehmer, der mit seinem Konzern auch in Deutschland breit aufgestellt ist. Der Stahlriese betreibt dort vier Werke und beschäftigt etwa 9.000 Mitarbeiter. Im Zeichen der Branchenkrise hat Arcelormittal die Produktion in Bremen und Eisenhüttenstadt gedrosselt. 2018 produzierte der Konzern hierzulande 7,6 Millionen Tonnen Stahl und erzielte einen Umsatz von 7,4 Mrd. Euro. (reuters/apa/red)

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