Bahnindustrie : Stadler Rail wartet auf staatliche Konjunkturhilfen

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Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler verspricht sich von den geplanten Infrastrukturprogrammen vieler Regierungen einen Boost für die ganze Branche. "Der öffentliche Verkehr und somit auch unsere Branche liegen im Trend", sagte der Chef des Zugherstellers in einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft".

Die Infrastrukturprogramme verstärkten das noch. "Joe Biden will 1,9 Billionen Dollar in die Infrastruktur stecken. Eine unglaubliche Zahl!", sagte Spuhler in demabend online veröffentlichten Interview. Neue Aufträge sind laut Spuhler auch nötig - trotz einem hohen Auftragsbestand von 16 bis 17 Milliarden Franken (14,5 bis 15,4 Milliarden Euro). "Der Auftragsbestand sieht größer aus, als er ist", so der Stadler-Rail-Verwaltungsratspräsident.

Ein Viertel sei Unterhalt und Service. Diese Verträge liefen teilweise über 30 Jahre. Zudem brauche es in der Branche ab dem Moment, an dem ein Auftrag unterschrieben werde, sicher ein bis eineinhalb Jahre bis zum Produktionsstart. "Wenn wir beim Auftragsbestand unter zwei Jahresumsätze kämen, würde es schon sehr kritisch", so Spuhler. "Dieses Jahr muss noch der eine oder andere größere Auftrag hereinkommen, damit wir auch 2024 und 2025 eine gute Auslastung haben."

Schweizer Zughersteller auf CEO-Suche

Zudem äußerte sich Spuhler zur Nachfolgeplanung: Vor fast einem Jahr übernahm er den Chefposten wieder und trennte sich von Thomas Ahlburg, den er 2018 zu seinem Nachfolger bestimmt hatte. "Mein Nachfolger als CEO war nicht in der Lage, den Leistungsausweis zu bringen, den wir von ihm erwartet hatten", so Spuhler.

Deshalb will er sich nun Zeit lassen. Es sei jetzt nicht matchentscheidend, ob er noch ein Jahr länger mache oder nicht, sagte er. "Der nächste Schuss muss sitzen." Sein Ziel sei es, die Firma wieder schuldenfrei, mit einem -Rekordauftragsbestand und einer EBIT-Marge um 8 Prozent übergeben zu können. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einer EBIT-Marge von über 6 Prozent. Stadler sei von der Pandemie relativ hart getroffen worden. Vor diesem Hintergrund habe man wie viele Industrieunternehmen eine eher defensive Prognose gestellt. "Das Ziel ist sicher, besser abzuschließen als kommuniziert."

Eher bedeckt hielt sich Spuhler bezüglich seines Engagements beim Backwarenkonzern Aryzta. Die FuW hatte Mitte März berichtet, dass Spuhler einen Anteil von knapp 3 Prozent übernommen haben soll. "Ich habe da einfach privat ein paar Aktien gekauft", sagte er nun. "Daraus soll kein größeres Engagement werden." (awp/sda/apa/red)