Energiewende : Stabile Stromnetze: So viele Eingriffe nötig wie nie

Der Ausbau der erneuerbaren Energien setzt die Stromnetze in Deutschland immer stärker unter Druck. 2017 sind die Ausgaben für sogenannte Noteingriffe wegen unzureichender Netzkapazitäten auf den Rekordwert von 1,4 Mrd. Euro gestiegen, wie die deutsche Bundesnetzagentur berichtete. Die Bundesnetzagentur ist die der E-Conotrol entsprechende deutsche Kontrollbehörde für die Energiewirtschaft.

Die zuvor höchsten Gesamtkosten waren 2015 mit rund 1,1 Mrd. Euro angefallen, im windarmen Jahr 2016 waren es rund 880 Mio. Euro. Die Kosten werden über die sogenannten Netzentgelte auf den Strompreis umgelegt und landen am Ende beim Verbraucher.

Rekorde bei der Windkraft sorgen für massiven Stromüberfluss

Grund für den Anstieg waren nach Angaben der Behörde eine europaweite Kälteperiode zu Beginn des Jahres 2017, die zu einer starken Belastung der Stromnetze geführt habe. Zudem sei 2017 das Jahr mit der bisher höchsten Einspeisung von Strom aus Windenergieanlagen gewesen. Deshalb habe auch zunehmend die Stromproduktion von Offshore-Windparks heruntergefahren werden müssen.

Im stürmischen Herbst und Winter müssen im Norden immer wieder Gas- und Kohlekraftwerke heruntergefahren oder Windparks gegen Kostenerstattung abgeschaltet werden, weil sonst mehr Strom produziert würde, als die Netze aufnehmen können.

"Loop Flows"

Ein großes Problem sind fehlende Kapazitäten im deutschen Übertragungsnetz von Nord nach Süd. Deshalb kommt es zu Ringflüssen, sogenannten "Loop Flows", wobei laut Fachverband Oesterreichs Energie der Strom vor allem durch die östlichen Nachbarländer fließt. Genau das war auch ein zentraler Auslöser der Kritik an der gemeinsamendeutsch-österreichischen Preishandelszone.

Kraftwerkreserve in Österreich zugebucht

Damit im Süden Deutschlands nicht die Lichter ausgehen, müssen dort konventionelle Reservekraftwerke hochgefahren werden. Dazu stehen auch umfangreiche Kapazitäten in Österreich bereit, die von deutschen Energieversorgern dazu gebucht werden. Dabei handelt es sich um Kraftwerke, die innerhalb weniger Minuten ihre Leistung hoch- beziehungsweise herunterfahren können.

"Nur der Netzausbau kann langfristig die hohen Kosten für die Netz- und Systemsicherheit senken", kommentierte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, die Zahlen. (red mit dpa/apa)