Petrochemie : Spartenverkauf bei Borealis: Linzer Mitarbeiter fordern Transparenz

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Der Wiener Petrochemiekonzern Borealis hat angekündigt, den Stickstoff-Bereich verkaufen zu wollen. Der Konzernteil, der intern "Nitro" genannt wird und auf Düngemittel und Melamin spezialisiert wird, betreibt mehreren Standorte in Europa. Borealis wird damit etwa 2000 seiner 7500 Beschäftigten verlieren.

Bei den rund 1200 Beschäftigten von Borealis im Chemiepark in Linz sorgt das für Unruhe. In dem Geschäftsbereich, der verkauft werden soll, arbeiten in Oberösterreich rund 800 Menschen. Die anderen etwa 450 Beschäftigten in Linz sind im Entwicklungszentrum in der Weiterentwicklung von Kunststoffen und Basischemikalien tätig.

Schon 2019 hatte es Verkaufsgerüchte gegeben. Damals hatte es geheißen, dass die Düngemittelsparte der Borealis in Linz zum Verkauf steht. Mehrere Interessenten, wie den holländisch-ägyptischen Düngemittelriesen OCI, den tschechischen Unternehmer und Ministerpräsidenten Andrej Babis sowie einen russischen Investor, soll es gegeben haben. Damals hatten Personalvertreter kritisiert, die Belegschaft bekomme zu wenig Informationen und drohten sogar mit einer Klage auf Unterlassung. Doch soweit kam es nicht, da das Geschäftsfeld nicht veräußert wurde.

Vertreter der Mitarbeiter fordern mehr Transparenz

Sollte es tatsächlich zum Verkauf kommen - Details liegen den Betriebsräten nicht vor - fordern die Belegschaftsvertreter ein Mitspracherecht. In einer virtuellen Betriebsversammlung stellten Belegschaftsvertreter und Gewerkschaft klar. "Die Firmenleitung hat mit offenen Karten zu spielen", sagte der stellvertretende oö. Landesgeschäftsführer der GPA, Wolfgang Gerstmayer.

Die Gewerkschaft und der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) unterstützen den Wunsch der Belegschaft nach einem Einbeziehen in den Verkaufsprozess. Auch wenn es für das Stadtoberhaupt nachvollziehbar sei, dass sich ein Konzern strategisch neu aufstelle und sich aus einzelnen Sparten zurückziehe, sehe er "angesichts der höchst erfolgreichen Bilanz des Produktionsstandortes Linz eine hohe Verantwortung gegenüber den Beschäftigten, die diesen Weg erst ermöglicht haben".

Viele Details werden von Management nicht genannt

Ob es diesmal ernst wird, konnte Gerstmayer nicht sagen. Außer, dass der Verkauf geplant sei, wisse die Belegschaft nichts. Informationen von der Geschäftsführung habe es bisher keine gegeben. Auch wie schnell der Verkaufsprozess vollzogen wird, ist offen. Er sei ja erst eingeleitet und damit noch gar nicht begonnen worden, heißt es. Für die Mitarbeiter bedeutet die Botschaft jedenfalls Ungewissheit. Auch für den Chemiepark in Linz steht einiges am Spiel: Schließlich betreibt Borealis drei Viertel der Anlagen am Areal.

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Neue Strategie bei der OMV - auch mit Borealis

Borealis selbst gehört seit dem Vorjahr zu 75 Prozent der OMV. Der Mineralölkonzern baut dagegen intensiv auf Borealis. "Wir haben die Weichen für eine neue, größere OMV gestellt", bekräftigte Konzernchef Rainer Seele bei der jüngsten Bilanzkonzferenz den Strategiewechsel. Seele beschleunigt den Umbau weg vom fossilen Geschäft: Nach den Tankstellen in Deutschland will man auch jene in Slowenien verkaufen. Dafür soll die Veredelung von Öl zu Plastik die OMV zukunftssicherer machen und mehr Wertschöpfung bringen. (apa/red)

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