Service : So kommen Unternehmen zu Förderungen

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30 bis 35 Tonnen Kartoffeln laufen stündlich durch die Maschine. Matthias Jeindl ist stolz auf das, was er da geschaffen hat. „Wir haben jetzt eine neue Anlage für einen Kunden aus Belgien konstruiert, die das Doppelte schaffen wird“, erklärt der Geschäftsführer der Insort GmbH. Drei Milliarden Tonnen Kartoffeln werden jährlich weltweit geerntet. Ein Großteil davon wird industriell weiterverarbeitet. Entscheidend ist, dass diese unglaublichen Mengen schnell sortiert, auf ihre Qualität kontrolliert und von Fremdkörpern befreit werden. Insort, 2011 in der Südoststeiermark gegründet, ist dabei ein Durchbruch gelungen.

Das Unternehmen entwickelte eine Technologie, die es auf Basis der Nahinfrarotspektroskopie erlaubt, Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung von Lebensmitteln in industrietauglichen Geschwindigkeiten zu erfassen, um damit Sortier- und Verarbeitungsprozesse zu steuern. Damit wurde der Betrieb aus dem Steirischen Vulkanland innerhalb kürzester Zeit vom Start-up zum internationalen Player und Technologieführer.

„Ohne Förderungen würde es uns nicht geben“

Dennoch ist Jeindl klar, dass die kreative Leistung alleine nicht gereicht hätte. „Uns würde es in dieser Form ohne Förderungen nicht geben. Ich wüsste nicht, wie wir es anders geschafft hätten.“ In seinem Werdegang wurde Insort durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und die Steirische Wirtschaftsförderungs GmbH (SFG) unterstützt. Vor etwa einem halben Jahr hat sich der aws Gründerfonds an Insort beteiligt.

„Über Fördermaßnahmen kann man Kapital generieren, das man sonst nicht hätte, vor allem in einer Situation, in der Banken viel vorsichtiger mit Finanzierungen geworden sind“, erklärt Jeindl. Er kann nur jedem raten, diese Möglichkeiten so gut wie möglich zu nutzen. „Den bürokratischen Aufwand habe ich als sehr verhältnismäßig und durchaus machbar empfunden.“

Insort sieht sich derzeit mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert. Zum einen kostet die Forschung und Entwicklung für neue Anwendungen enorm viel Geld, zum anderen müssen die bisherigen Errungenschaften am Weltmarkt positioniert werden. „Die vier größten Kartoffelverarbeiter weltweit kommen aus Nordamerika“, erklärt Jeindl. Aus diesem Grund hat Insort, mit den Mitteln des aws Gründerfonds, eine Vertriebs- und Servicetochter in Toronto gegründet.

„Wir sind sehr dankbar dafür, dass uns die aws bei diesem Schritt begleitet“, stellt Jeindl fest, für den die Beteiligung auch einen praktischen Nutzen hat: Mit der aws sind neue, zusätzliche Controlling-Services ins Unternehmen gekommen. „Auch die aws will wissen, wo wir stehen. Ich finde das sehr positiv und unser Controlling ist sauberer als bisher“, erklärt Jeindl.

Auch indoo.rs war einmal ein Start-up. Das war, bevor Kunden wie Billa, ÖBB, KLM oder der San Francisco International Airport zu den Referenzen des Unternehmens aus Brunn am Gebirge gehörten, und bevor die FFG durch eine Start-up-Förderung den Weg zum erfolgreichen KMU bereitete. Seit 2010 beschäftigt sich das Unternehmen mit dem Thema Indoor-Navigation. Anders als unter freiem Himmel können in Gebäuden keine GPS-Signale empfangen werden. Daher entwickelte indoo.rs eine präzise Indoor-Ortung, in der iBeacons- Sender mit den Mobiltelefonen der Nutzer kommunizieren. Das Produkt richtet sich beispielsweise an blinde Personen und an Betreiber komplexer Gebäude, in denen es wichtig ist, dass sich Personen rasch zurechtfinden. Außerdem lässt sich die Technologie als Marketing-Analysetool im Handel einsetzen.

So setzen Sie Forschungsthemen förderwürdig auf

CTO Ronald Berger erklärt, dass man gerade im Bereich drahtloser Kommunikation mit häufigen Technologiewechseln konfrontiert ist und daher viel Aufwand für Forschung und Entwicklung betrieben werden muss. „Aber bei indoo.rs haben wir es geschafft, unsere Forschungsthemen so aufzusetzen, dass sie förderbar sind. Dazu ist es wichtig, eine klare Zielsetzung festzulegen. Wenn man das nicht schafft, dann kann das auch nicht gefördert werden“, erklärt Berger.

Indoo.rs hätte viel an Potenzial eingebüßt, wenn man aus Angst vor Bürokratie und Antragsarbeit auf öffentliche Gelder verzichtet hätte. „Wenn ich ein Forschungsergebnis später habe, dann kann es auch erst später ins Produkt einfließen. Damit verliert man wertvolle Zeit, die die Konkurrenz für sich nutzen kann.“ Vor allem in einem jungen Markt darf man nicht zu langsam sein.

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Ohne die Start-up-Förderung der FFG hätte indoo.rs nicht so schnell so große Projekte umsetzen können. „Unsere Firma wäre sicherlich ein Stück kleiner“, meint Berger. Die Arbeit mit der Förderstelle selber bezeichnet er als völlig unkompliziert und sehr kooperativ. Angst vor Aufwand oder Bürokratie seien unbegründet. Ein Vorhaben ausformulieren und in groben Zügen beschreiben, sich einen Projektplan zurechtlegen und eine Kosten- und Finanzplanung aufsetzen, das sind für Berger alles Dinge, die ohnedies Voraussetzungen für professionelle Arbeit sind. „Die Umsetzung in einen Förderantrag ist dann kein allzu großer Aufwand mehr.“

In diese Kerbe schlägt auch Andreas Grassauer, Geschäftsführer des Biotech-Unternehmens Marinomed: „Für ein Unternehmen mit einem professionellen Projektmanagement ist ein Förderansuchen kein Problem. Da muss man sich vor keiner österreichischen Förderstelle fürchten.“ Für ihn ist der Aufwand dem Zweck angepasst, und nachdem es sich um Steuergeld handelt, sollte damit auch sorgsam umgegangen werden.

Marinomed ist auf der Suche nach Kapital für die internationale Expansion beim aws Mittelstandsfonds fündig geworden. „Das eigene, sehr steile Wachstum kann ein Unternehmen, das nicht sehr gut mit Eigenkapital ausgestattet ist, durchaus in Turbulenzen bringen. Da ist dann ein Kapitalgeber, der dieses Wachstum mitträgt, ein sehr willkommener Partner“, erklärt Grassauer. Ohne aws könnte diese Form der Expansion nicht realisiert werden.

Marinomed ist spezialisiert auf die Entwicklung und Zulassung von human- medizinischen Präparaten. Vorwiegend werden solche entwickelt, mit denen Erkältungen und grippale Infekte behandelt werden können. Ein zweites Standbein stellen Kombinationspräparate zur Behandlung viraler Erkrankungen der Atemwege dar. Zusätzlich forscht Marinomed an einem Medikament zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen.

Wo die Bank nicht finanziert, helfen Förderstellen

Was klassische Bankfinanzierungen betrifft, sieht Grassauer F&E-intensive Unternehmen benachteiligt, weil man den vollen Wert des Unternehmens in der Bilanz nicht darstellen kann. „Die Patente und Erfindungen, die wir gemacht haben, darf man nach unseren Bilanzierungsregeln nicht aktivieren. Damit schaut unsere Bilanz für die Bank viel schlechter aus, als sie in Wahrheit eigentlich ist“, erklärt Grassauer.

Auch bei der Firma Gantner Instruments benutzt man Förderinstrumente, um als Unternehmen schneller zu wachsen. „Wenn man Unterstützung bekommt, ist man cashflowmäßig schneller bereit für das nächste Projekt. Kriegt man keine, muss man zwei, drei Jahre Geld verdienen, bevor man sich Gedanken über die nächste Innovation machen kann“, erklärt Geschäftsführer Werner Ganahl.

Das Unternehmen aus Schruns ist Spezialist für das industriegerechte Erfassen von Daten – egal ob Bauwerksüberprüfung, Testautomatisierung oder Leistungskontrolle in der Energieproduktion. Gantner Instruments wurde von der FFG für die Entwicklung von Hard- und Software für die Ermittlung und zentrale Erfassung von Messdaten gefördert. Das Know-how aus Vorarlberg dient beispielsweise dazu, die Bosporus-Brücke in Istanbul permanent zu überwachen. „Die meisten Brücken in Europa wurden in den 70er Jahren gebaut, mit einer Halbwertszeit von vierzig Jahren“, erklärt Ganahl. „Diese Zeitspanne ist nun vorbei, und weil alle Staaten zu wenig Geld haben, müssen wir schauen, wo es wirklich Renovierungsbedarf gibt.“

Förderberater sind ihr Geld wert

Gantner hat bei der Förderbeantragung auf einen externen Partner zurückgegriffen. „Die waren definitiv ihr Geld wert“, meint Ganahl. „Wir konnten uns auf den technischen Zweck konzentrieren und der Förderberater hat sich um den Rest gekümmert.“ Derart konnte ein sauberer Antrag für das richtige Förderinstrument erstellt werden.

Das sieht auch Gerhard Poppe, Vorstand der Leykam Let’s Print Holding AG so: „Man ist auch als großes Industrieunternehmen gut beraten, einen Profi zu Rate zu ziehen.“ Zum einen, weil ein Förderberater sehr schnell Fördermöglichkeiten lokalisieren kann, und zum anderen, weil er weiß, was die Förderstelle genau benötigt. „Wir haben dabei mit der m27 Finance zusammengearbeitet. Das sind absolute Profis, die dir helfen, die Dinge sorgfältig aufzubereiten.“ Bei Leykam hat man sich die Frage gestellt, was man hinsichtlich Nachhaltigkeit und Ressourceneinsatz machen kann. Herausgekommen ist eine Investition in ein neues Trocknermodul auf einer der größten Druckmaschinen des Konzerns. „Das war eine Investition in der Größenordnung von einer Million Euro“, erklärt Poppe. Dank einer sehr effizienten Luftzufuhr wird eine deutliche Energieeinsparung erreicht, die 830 Tonnen Kohlendioxid oder 3.000 Megawattstunden an Erdgas entspricht. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft mit rund einem Drittel der Kosten.

Um Energieeffizienz in der Industrie geht es auch beim EU-Projekt MORE. Von heimischer Seite am Projektkonsortium beteiligt war die Lenzing AG. Die Oberösterreicher konnten dabei ihr Spinnbadverdampfersystem im Viskosebereich so weit optimieren, dass sie damit etwa 1,25 Millionen Kubikmeter Erdgas einsparen konnten. „Damit bringt das Projekt in einem Jahr deutlich mehr ein, als es in den drei Projektjahren gekostet hat“, erklärt Thomas Röder, Projektmanager in der Abteilung Global R&D.

Förderungen spielen auch bei Lenzing eine große Rolle, wenn es um F&E-Themen geht. Sie eröffnen größeren Spielraum, weshalb mehr in die Tiefe gegangen werden kann und die Projekte größeren Umfang erlangen. Wichtig für Röder ist auch die – für EU-Projekte typische – Arbeit in einem grenzüberschreitenden Konsortium. „Die Zusammenarbeit entwickelte sich sehr schnell auf einem hohen Niveau. Insbesondere die Kooperation mit den wissenschaftlichen Partnern im Projekt, etwa die TU Dortmund oder die Universität in Valladolid, eröffneten Möglichkeiten für die Lenzing AG, die wir allein nicht gehabt hätten.“

Netzwerke sind ein entscheidender Faktor

Der Know-how-Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis resultierte in großen Fortschritten im Hinblick auf das Projektziel. Außerdem wurden weitere Potenziale im Bereich Ressourcenoptimierung gefunden, die in einem Nachfolgeprojekt bearbeitet werden sollen. „An diesem Beispiel sieht man, wie wertvoll Netzwerke auf EU-Projektebene sind. Ohne unsere Beteiligung am Projekt MORE wäre der Konsortialführer sicher nicht auf die Idee gekommen, uns nach unserer Mitarbeit zu fragen. Und ohne unsere Beteiligung am Projekt MORE hätten wir das auch nicht aktiv betrieben, da wir uns des Potenzials nicht bewusst gewesen wären“, meint Röder.

Ebenfalls fördertechnisch auf die europäische Ebene begeben hat sich die Delacon Biotechnik GmbH aus Steyregg. „Wir selbst sind ein Unternehmen, das sich mit den Förderstrukturen gut auskennt“, erklärt Jörg Niebelschütz, Director Finance and Operations bei Delacon, „aber Horizon-2020-Bewerbungen bei der EU sind eine besondere Herausforderung.“ Dafür ist unbedingt professionelles Know-how erforderlich, entweder intern aufgebaut oder extern zugekauft. „Man schaut dort sehr genau auf die Inhalte, weshalb die Darstellung der Anträge eine Challenge ist. Wenn man nicht genau weiß, was da erwartet wird, dann ist man zum Scheitern verurteilt“, meint Niebelschütz.

Delacon selber hat die Phase 1 einer Horizon-2020-Ausschreibung gewonnen. Deren Inhalt ist es, das Marktpotenzial eines neuen Hitzestressproduktes für die Tierfütterung zu analysieren. „Dieses Produkt soll Tieren helfen, die in besonders warmen Regionen gezüchtet werden, damit sie schneller wachsen“, erklärt Niebelschütz. Nach Abschluss dieses Projekts wird sich Delacon um die sogenannte Phase 2 bewerben, wo es dann um die tatsächliche Produktentwicklung bis hin zur Markteinführung geht.

EU, national, regional – Förderungen gibt’s auf verschiedenen Ebenen

Bei Otto Bock Healthcare in Wien ist dieser Ablauf mittlerweile bestens bekannt. Der Prothesenspezialist hat schon mehrere Jahre Erfahrung mit europäischen Förderprojekten. Von 2010 bis 2014 war man am Projekt AMYO beteiligt. „Dabei arbeiteten fünf Partner aus drei verschiedenen Ländern an einer neuartigen Mensch-Maschinen-Schnittstelle, die intuitive Steuerung von Handprothesen ermöglichte“, erklärt Stefan Brunner, Leiter R&D Controlling and Funding bei Otto Bock. 188 Mannmonate an Arbeit resultierten in der Verknüpfung menschlicher Muskelsignale mit aufwendigen Algorithmen künstlicher Intelligenz.

Aus dem Projekt entstanden zwölf Publikationen und zwei Patente. „Für Otto Bock bedeutete das Projekt AMYO einen großen Wissenszuwachs, der in weiterer Folge in ein Produkt übersetzt werden kann“, so Brunner. Hilfreich dabei war, dass nach Ende des Projekts Mitarbeiter der kooperierenden Universitäten zu den industriellen Partnern wechseln konnten. Dass diese ausreichend zu tun haben, dafür sorgt auch die Tatsache, dass Otto Bock mittlerweile ein Nachfolgeprojekt akquirieren konnte. Dabei wird in den kommenden Jahren die Handprothesensteuerung weiterentwickelt.

Es muss aber nicht immer Brüssel oder Wien sein. Auch auf der regionalen Ebene gibt es unterschiedliche Förderinstrumente, die Unternehmen beim Wachsen und Innovieren unterstützen. Ein Beispiel dafür wäre das Förderprogramm „easy2innovate“ des Landes Oberösterreich. Dieses unterstützt KMUs im Bereich von Forschungs- und Markteintrittsprojekten. Davon Gebrauch gemacht hat VoXel Interaction Design. Das Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, mit deren Hilfe 3D-Aufnahmen im Hochtemperaturbereich oder unter Wasser möglich sind.

„Die Förderung war enorm wichtig für uns“, erklärt Geschäftsführer Simon Vogl. Zum einen profitierte VoXel vom breiten Netzwerk der Förderstelle, was die Suche nach passenden Partnern ungemein erleichterte, und zum anderen konnte man sich ganz auf die technische Entwicklung konzentrieren. „Somit haben wir ein neues Technologiefeld eröffnet und sind nun soweit, über Produktlösungen nachzudenken.“ Und während das junge Linzer Unternehmen das tut, klopfen schon die ersten Interessenten an die Tür – etwa aus der Stahlbranche, wo die Messung und Prüfung des Innenlebens eines Hochofens eine ziemliche Herausforderung darstellt. Eine Herausforderung auf die es, dank Förderung, nun eine neue Antwort gibt.

Peter Baumgartner ist ein absoluter Profi, wenn es um Fördermöglichkeiten geht. Er ist Senior Consultant bei m27, einem Unternehmen, das sich auf Förderberatung und Unternehmensfinanzierung spezialisiert hat. Aber selbst er muss zugeben, dass es nicht leicht ist, den Überblick zu bewahren: „Ein Beispiel: Es gibt im Moment in Österreich mehr als 43 Förderstellen, die über 127 Fördertöpfe verwalten! Alleine im Umweltbereich gibt es sechs verschiedene Institutionen. Die Komplexität lässt viele Unternehmen ve zweifeln – oder aber eben zur Erkenntnis gelangen, dass dies alles zu kompliziert und zu zeitraubend sei.“

Dass dadurch tatsächlich Potenzial verloren geht, erläutert er an einer ganz einfachen Gegenüberstellung: Im Rahmen der staatlichen Forschungsprämie können Unternehmen zwölf Prozent ihrer F&E-Aufwendungen im Nachhinein beim Finanzamt geltend machen. Ein guter Teil der lediglich für die Forschungsprämie eingebrachten Aktivitäten wäre auch im Rahmen des einen oder anderen Programms im Vorhinein förderbar gewesen.

Mix aus Inhalten

Dennoch möchte Baumgartner nicht von einem „Förderdschungel“ sprechen. „Es ist in diesem Sinne kein Dschungel, sondern es ist ein Mix aus Zielgruppen, Inhalten und regionalen Besonderheiten. Landwirtschaft und Tourismus haben eigene Institutionen bzw. werden von unterschiedlichen Einrichtungen betreut und Fördergelder aus unterschiedlichen Ministerien zur Verfügung gestellt.“ Was Gewerbe und Industrie betrifft, gibt es aber drei klare Stoßrichtungen: Jene der Umweltförderungen über die Kommunalkredit Public Consulting (KPC), jene zu Forschung und Innovation über die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und jene im Hinblick auf Haftungen, Garantien und der Bereitstellung von Beteiligungskapital über das Austria Wirtschaftsservice (aws). „Die Problematik fängt dort an, wo jedes Bundesland bzw. jeder Landeshauptmann noch spezifische Themen abdecken möchte“, erklärt Baumgartner.

Für den Experten ist es in jedem Fall entscheidend, sich der Sicht von außen zu bedienen: „Viele Unternehmen erkennen nicht, dass ihre Aktivitäten förderwürdig sind. Sie erkennen das Innovative an ihrer Arbeit nicht, weil sie sich tagtäglich damit beschäftigen.“ Häufig ist auch der Fall, dass viele einzelne, neue Dinge in einem Unternehmen passieren. Für sich alleine sind die oft nicht interessant genug. Von einem Experten gebündelt, können sie aber durchwegs förderwürdig sein.

Story gut verkaufen

Wer gefördert werden will, muss auch seine „Story“ gut verkaufen. „Ein Fehler, der häufig gemacht wird, ist, dass Unternehmen zwar ein interessantes Projekt haben, aber auf Grund von schlechter Darstellung eine negative Beurteilung erhalten“, so Baumgartner. Meist wird dann der Förderstelle die Schuld zugewiesen und nicht hinterfragt, ob etwa der Antrag unzureichend war. Dazu gehört auch, dass man das Risiko eines Projekts ausreichend darstellt. „Wenn Sie ein Projekt umsetzen wollen, dessen Kosten sich binnen 18 Monaten von selbst rechnen, wird die Förderstelle weniger geneigt sein, Sie zu fördern. Das ist nicht deren Aufgabe“, erklärt Baumgartner.

Unterm Strich macht es keinen Sinn, wenn sich Mitarbeiter, die ansonsten Innovationen vorantreiben sollten, mit Förderanträgen herumschlagen. Man sollte Experten zu Rate ziehen. Die erkennen die förderfähigen Potenziale und sind in der Lage, diese auch umzusetzen: durch Sammeln, Strukturieren und Verdichten der Daten, sodass am Ende eine höchstmögliche Förderung herauskommt. Das macht sich allemal bezahlt.

20 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung kommen aus dem vergleichsweise kleinen Europa. Das kommt nicht von ungefähr, sondern ist Ergebnis hochwertiger Forschung und Entwicklung. Diese Innovationsleistung wird zu einem guten Teil an Universitäten geleistet und kann über Kooperationsprojekte auch direkt in Unternehmen einfließen. Genutzt hat das etwa der Landmaschinenspezialist Pöttinger aus dem oberösterreichischen Grieskirchen. Nichts weniger als die Optimierung der gesamten Supply-Chain war das Ziel von Raimund Hohensinn, Bereichsleiter Produktion bei Pöttinger Landtechnik. Um das zu bewerkstelligen, klopfte er bei der FH Oberösterreich an die Tür.

„Für uns war es wichtig, durch das Projekt mit der Fachhochschule eine neutrale Sichtweise von außen zu einer konkreten Problemstellung zu bekommen“, erklärt Hohensinn. Eine Zusammenarbeit zwischen Pöttinger und der FH bestand seit Längerem, vor allem in Form von Praktika und bei Bachelorarbeiten. „Die Firma Pöttinger ist in dieser Hinsicht sehr innovativ und da Raimund Hohensinn selbst Absolvent der FH ist, gab es einen regelmäßigen Austausch zum Thema Supply-Chain-Management“, so Markus Gerschberger, Head of Research Group Supply-Chain-Management im Logistikum Steyr der FH Oberösterreich.

Geförderte Zusammenarbeit

Durch die Forschungsförderungsinitiative AGTIL des Landes Oberösterreich eröffnete sich schließlich eine Möglichkeit, diese Kooperation auf ein neues Niveau zu heben. Mit AGTIL werden gemeinsame Forschungs- und Technologietransfervorhaben von Fachhochschulen und Firmen gefördert mit dem Ziel, die Innovationsstärke von Unternehmen zu steigern. Die Themenfelder dabei sind Logistik, Technologie und Industriesoziologie. Das von Pöttinger und der FH Oberösterreich eingereichte Projekt „Adaptive Supply Chain“ war eines von acht geförderten Projekten mit einer Laufzeit von drei Jahren und einem Projektvolumen von mehr als einer Million Euro. Davon übernahm das Land Oberösterreich die Hälfte, 25 Prozent die Firma Pöttinger und 25 Prozent wurden vom Unternehmen in Form von Arbeitsleistung eingebracht.

Endziel des Projektes war die Optimierung des Material- und Informationsflusses in der Wertschöpfungskette mitsamt den vorgelagerten Lieferanten, den nachgelagerten Händlern und den Endkunden. Das Unternehmen sollte dadurch in Zukunft flexibler werden und auf geänderte Marktbedingungen rascher reagieren können.

Zusätzliche Komplexität erlangt das Thema dadurch, dass Pöttinger wenig direkten Kontakt zum Endkunden hat und daher auf realistische Absatzprognosen ihrer Händler angewiesen ist. „Das kann unter Umständen zu großen Planungsunsicherheiten führen“, erklärt Hohensinn. Die komplexe Händlerstruktur mit mehr als 1.500 Partnern, die steigende Zahl an Variantenwünschen seitens der Kunden und die damit verbundenen geringen Fertigungsgrößen sowie saisonale Schwankungen leisten ihr Übriges.

Unter anderem galt es, den Materialfluss für 280 Produkte und 19.600 Maschinen sowie den Informationsfluss für 36.000 Bestellpositionen bei Zulieferern und 2.175 Händlerpositionen zu optimieren. „Die Planungslogik wurde komplett neu aufgesetzt und dient jetzt als Basis für die entwickelte Lieferantenplattform. Die knapp 300 Zulieferer profitieren von Informationen in Echtzeit über Bedarf und Bestand, einer 12 Monatsvorschau und organisieren eigenständig den optimalen Zeitpunkt von Lieferungen“, erklärt Hohensinn.

Das Ergebnis des Projektes: Entwickelt wurden ein Produktkonfigurator und ein Costumer-Relationship- Management(CRM)-System mit kunden- und lieferantenseitigen Echtzeitdaten, die sowohl den Händler beim Verkauf unterstützen, als auch eine schnelle und effiziente Verknüpfung von Kundenwunsch und Produktionsprozess ermöglichen.

Weiters wurde die Komplexität des Wertschöpfungsnetzwerks genau unter die Lupe genommen und ein Analysemodell zur Identifizierung kritischer Prozesse und Schnittstellen entwickelt. Auf diesem wiederum bauen die „logistischen Leitplanken“ auf, mit deren Hilfe Kostentreiber identifiziert und Maßnahmen zur Gegensteuerung eingeleitet werden können.

Und als Zugabe schaffte es das Projekt beim Österreichischen Logistikpreis unter die besten drei Projekteinreichungen – und erhielt somit auch besondere Aufmerksamkeit und Anerkennung in der Branche. Ein Gewinn also für alle Beteiligten: „Die Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert und der Erfolg des Projekts ist voll gegeben“, so Hohensinn. Und die FH freut sich über zahlreiche, auch internationale Folgeprojekte und Sichtbarkeit in der wissenschaftlichen Community.

Universitäten bringen auch Wissen zum Antragsprozess ein

Die Beteiligung an internationalen Forschungsprojekten – etwa im Rahmen von Programmen der Europäischen Union – ist meist komplexer. Vor allem die Abwicklung von Projektanträgen, um Forschungstöpfe anzuzapfen, erfordert Ressourcen und Expertise. Das Bauunternehmen Porr hat diesen Weg nicht gescheut und ist im Rahmen des EU-Projekts DRAGON eine geförderte Forschungszusammenarbeit mit der Montanuniversität Leoben eingegangen. Zwischen Oktober 2012 und September 2015 arbeiteten in diesem Konsortium noch Unternehmen aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Großbritannien mit. Das gesamte Projektvolumen betrug 4,5 Millionen Euro und war damit das größte Projekt in der Geschichte der Montanuniversität.

Die Zielsetzung war, wertvolle Rohstoffe, die beim Bohren von Tunnelröhren zutage gebracht werden, nicht wie bisher einfach zu entsorgen. „Bei einem 30 Kilometer langen Tunnel mit zwei Röhren fallen etwa fünf Millionen Kubikmeter Ausbruchmaterial an“, erklärt Robert Galler, Universitätsprofessor für Subsurface Engineering an der Montanuniversität und Projektleiter bei DRAGON.

Abgebrochene Bauwerke oder Aushubmaterial werden bereits heute dem Recyclingprozess unterzogen, das Ausbruchmaterial von Tunnelröhren landet hingegen immer noch auf Deponien und muss dort kostspielig entsorgt werden. Die effiziente Verwendung dieses Rohstoffes könnte große Mengen an Primärrohstoffen ersetzen, Umweltprobleme und CO2-Emissionen beträchtlich reduzieren, die durch Deponierung und Transport entstehen. Bei Porr hat man naturgemäß Interesse daran, durch die bessere Verwertung des Aushubs, Kosten zu reduzieren.

Im Projekt wurde ein Prototyp für eine automatisierte Onlineanalyse entwickelt. Sie soll das Ausbruchmaterial bereits unter Tage auf seine physikalischen, chemischen und mineralogischen Eigenschaften hin analysieren und für eine spätere Verwendung trennen. Getestet wird der Prototyp in der neuen Forschungsstation „Zentrum am Berg“ am steirischen Erzberg. Dort wird die Technologie bis zur Marktreife weiterentwickelt. Das Potenzial ist jedenfalls enorm: In den kommenden Jahren fallen in Europa 800 Millionen Tonnen an Mineralien aus Tunnel-, U-Bahn-, Kraft- werks- und anderen Untertageprojekten an.

Vor DRAGON hatte die Montanuniversität bereits ein FFG-Projekt zu dem Thema in Österreich laufen. Auch zur Firma PORR gab es langjährige Kontakte und verschiedene Vorprojekte. „Der Kontakt entstand auf Branchenebene. Wir kennen uns von der österreichischen Bautechnikervereinigung und gemeinsamen Ausschüssen“, erklärt der Leiter der Abteilung Technologiemanagement und Innovation bei Porr, Peter Kremnitzer. Natürlich sind auf europäischer Ebene die Mittel verhältnismäßig größer, die man lukrieren kann, allerdings ist das keine triviale Aufgabe. „Bei EU-Projekten gibt es eine große Konkurrenz und die Wahrscheinlichkeit, zu den Förderprojekten zu gehören, ist geringer als auf nationaler Ebene. Aber wenn man die richtigen Schlagwörter verwendet und das Projekt fokussiert genug ist, kann es durchaus gelingen“, erklärt Kremnitzer.

Die Einreichung wurde größtenteils von der Uni bewerkstelligt. Der Vorteil daran ist, dass Universitäten in der Regel über Erfahrung in diesem Bereich verfügen. Ein Know-how-Vorsprung, den Unternehmen für sich nutzen können, wenn sie in Forschung und Entwicklung mit der Wissenschaft zusammenarbeiten.