Finanzen : Skandal um Commerzialbank Mattersburg: Folgen auch für Firmen

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Das Land Burgenland hat den Betroffenen des Bilanzskandals um die Commerzialbank Mattersburg breite Unterstützung zugesichert. Um den Kunden eine rasche Kontoeröffnung bei einer anderen Bank zu ermöglichen, verlängern deren Filialen ihre Öffnungszeiten, kündigte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) an.

Aktuell bekannte Eckdaten zur Causa

Es hat Filialen der Commerzialbank in neun Gemeinden gegeben. Über 50 Mitarbeiter seien dort beschäftigt. Auch 250 Mitarbeiter der Landesregierung, die ihre Gehälter über die Mattersburg-Bank beziehen, seien betroffen. Die Aufseher haben die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingeschaltet. Der Verdacht lautet dem Vernehmen nach auf Basis des bisherigen Kenntnisstands auf Bilanzfälschung und Untreue. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Auch Wiener Techfirma Frequentis direkt betroffen

Die börsennotierte Wiener Technologiefirma Frequentis ist einer der großen Kunden der von einem Bilanzskandal erschütterten Mattersburger Commerzialbank. Frequentis hält bei dem burgenländischen Geldhaus, das nun liquidiert wird, mit heutigem Tag Einlagen in Höhe von ungefähr 31 Mio. Euro, so das Unternehmen. Die gesetzliche Einlagensicherung greift nur bis zu 100.000 Euro für Sparer.

"Frequentis beobachtet die Situation sehr genau und evaluiert alle Maßnahmen, um ihre Rechte zu wahren", so das Unternehmen, das Anlagen für sichere Kommunikation anbietet. "Bei anderen Banken verfügt die Frequentis-Gruppe per 30. Juni 2020 über Einlagen von mehr als 56 Mio. Euro." Das Geld liege sowohl auf Banken in Österreich als auch in anderen europäischen Ländern sowie in Asien und Amerika.

Frequentis habe unmittelbar nach Bekanntwerden der Verwerfungen bei der Mattersburg-Bank etwaige Auswirkungen geprüft: das alles habe keinen Einfluss auf das operative Geschäft. "Das operative Geschäft bei Frequentis geht in gewohntem Umfang weiter. Trotz der Coronakrise sind wir mit Aufträgen voll ausgelastet", so Finanzchefin Sylvia Bardach.

Doskozil: Bank gehört liquidiert

Auch der Landeshauptmann ist geschockt: "Aufgrund eines riesigen Betrugs werden sehr viele persönliche Schicksale negativ beeinflusst. Ich habe mit Personen gesprochen, die ihr ganzes Sparguthaben bei der Bank veranlagt haben und die geweint haben", sagte Doskozil. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft sei nun gefordert, den Fall "mit vollster Konsequenz und vollster Härte" aufzuklären. Das Land werde seinen Teil dazu beitragen.

Laut dem Landeshauptmann des Burgenlands, Hans Peter Doskozil (SPÖ), ist die Mattersburger Commerzialbank zu liquidieren. Viele Unternehmen und Privatpersonen würden durch den Bilanzskandal "höchstwahrscheinlich am Ende des Tag

Verdacht auf "Fantasie-Kredite"

Es bestehe der Verdacht, dass "Fantasie-Kredite erfunden" wurden, so Doskozil. Von Vorstandschef Martin Pucher sei er "persönlich zutiefst enttäuscht. Für mich persönlich war das ein Schock. Ich hätte niemals daran gedacht, dass dieser Mann ein solches Delikt begeht", betonte Doskozil. Pucher könne sich "gar nicht vorstellen, was er damit angestellt hat. Das ist mit Worten an und für sich nicht zu beschreiben", so der Landeshauptmann.

Alle Kunden der Mattersburg-Bank sollten "so schnell wie möglich ein neues Konto bei einer anderen Bank eröffnen", betonte Doskozil. Die Filialen der Bank Burgenland und der Erste Bank werden in Mattersburg deshalb ihre Öffnungszeiten voraussichtlich für die nächsten zwei Wochen bis 18.00 Uhr verlängern.

Beratung für Privatpersonen

Bei der Bank Burgenland werden nach Angaben des Landeshauptmanns außerdem zwei Rechtsberater vor Ort sein. Auch ein Vertreter der Einlagensicherung Austria GmbH werde am morgigen Donnerstag nach Mattersburg kommen. Dabei werde eine Kundenliste erstellt und ein Überblick erarbeitet.

Unter der Telefonnummer 057/600-2465 wird die eingerichtete Bankenombudsstelle für Privatpersonen erreichbar sein. Die Wirtschaft Burgenland (WiBuG) steht unter der Nummer 059010-210 für betroffene Unternehmer zur Verfügung. Die Abteilung für Landesplanung, Sicherheit, Gemeinden und Wirtschaft in der Landesregierung wird laut Doskozil die betroffenen Gemeinden beraten.

(red mit APA)