Bahnindustrie : Siemens' "Velaro Novo" und "Mireo" mit Technologie aus Österreich

Der "Velaro Novo" von Siemens wird bald mit Komponenten aus Österreich auf den Bahntrassen Europas sausen. Die Drehgestelle des neuen Hochgeschwindigkeitszugs kommen aus dem Kompetenzzentrum Graz. Eine besondere, funkdurchlässige Fensterbeschichtung hat das Werk in Wien entwickelt. Beide Technologien kommen schon früher in SIemens' neuem Pendlerzug "Mireo" zum Einsatz.

Mireo: Erste Tests

Der Mireo, der derzeit noch an keinen österreichischen Bahnbetreiber verkauft ist, dreht inzwischen noch seine Runden am Testgelände Wegberg-Wildenrath. Als Rhein-Ruhr-Express (RRX) sollen die ersten Züge Ende 2018 ihren Betrieb aufnehmen. Mehr zur Mireo-Produktion: Siemens Österreich gewinnt Großauftrag der Deutschen Bahn >>

Der Pendlerzug verfügt über ein Fahrerassistenzsystem und soll wegen seiner durchgängigen Leichtbauweise besonders energiesparend sein. Dank seiner "flexiblen Röhre" punkte die Garnitur mit einer modularen Innenausstattung und könne individuell optimal an Kundenwünsche angepasst werden, so Sabrina Soussan, die bei Siemens das Geschäft mit Hochgeschwindigkeitszügen, Regionalzügen und Lokomotiven leitet.

Erster Einbau von besonders funkdurchlässigen Fensterbeschichtungen

Mit dem RRX werden zum ersten Mal in einen Serienzug speziell beschichtete Fenster eingebaut, die von Siemens-Forschern in Wien entwickelt wurden. Sie sorgen für einen deutlich besseren Handyempfang, weil sie Mobilfunkwellen bis zu 500 Mal besser durchlassen als konventionelle Wärmeschutzverglasungen.

Die Technologie wurde bei Siemens in Wien entwickelt. "Wir sind zuversichtlich, dass diese Technologie auch bald bei anderen Fahrzeugen eingesetzt wird", heißt es dazu aus Wien. Mehr zu dieser Technologie: Siemens Österreich entwickelt neue Fensterscheiben für besseren Handyempfang im Zug >>

Velaro Novo: Forschung unter Hochdruck

Der bis zu 360 km/h schnelle Velaro Novo existiert in Gänze derzeit nur als digitales Simulationsmodell, kurvt aber seit dem Frühjahr als Testwaggon durch Deutschland. Ab 2023 könnte der dank Leichtbauweise mit einem Drittel weniger Energie auskommende Zug fahren - geschielt wird dabei auf internationale Märkte. Alle Eckdaten zum Velaro Novo: Mit diesem ICE rüstet sich Siemens für die Fusion >>

Bahnindustrie: Hohe lokale Wertschöpfung

"Wenn Siemens Fahrzeuge in Österreich baut, ist der Wertschöpfungsanteil - seien es etwa Klimaanlagen oder Bremsen - generell sehr hoch. Bei Reisezugwägen liegt er zum Teil bei über 70 Prozent", erläutert dazu Siemens-Österreich-Sprecher Michael Braun, bei einem Lokalaugenschein am Standort Krefeld im Westen Deutschlands.

Werde ein Fahrzeug - wie etwa der Railjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) - in Simmering gebaut, kommen dafür rund 1.000 Zulieferbetriebe zum Einsatz. "Vor allem für Klein- und Mittelbetriebe sind wir ein wahrer regionaler Wirtschaftsmotor", betont Braun.

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Fusion gegen neuen chinesischen Großkonzern

Die Mobilitätssparte von Siemens soll nach der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden mit dem französischen Konkurrenten Alstom fusionieren und damit nach dem neuen Bahnindustrieriesen CRRC aus China zum zweitgrößten Zugbauer der Welt aufsteigen. (red mit apa)