Wasserstoff : Siemens und Uniper wollen mehr Wasserstoff in Kraftwerken einsetzen

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Der bisher stark auf Gas- und Kohlekraftwerke fokussierte deutsche Energiekonzern Uniper treibt seine Pläne zu einer umweltfreundlicheren Stromerzeugung mit einer Kooperation mit Siemens voran. Die Partner prüften Möglichkeiten, wie Uniper Wasserstoff bei seinen Gaskraftwerken einsetzen könnte und wie sich Ökogas aus erneuerbarem Strom produzieren lasse, sagte Uniper-Chef Andreas Schierenbeck in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

"Wir wollen das Thema Wasserstoff in den Mittelpunkt unser Gasstrategie stellen, um das Gas, aber auch die Stromerzeugung grüner zu machen", sagte der Manager. "Der logische Schritt ist, dass wir Kooperationen suchen, wie wir unsere Kraftwerksassets auf Wasserstoff umstellen können."

Grüner Wasserstoff und Biomethan etwa aus Wind- und Sonnenstrom oder landwirtschaftlichen oder Haushaltsabfällen sollen bei der Energiewende in Deutschland und den Klimaschutzzielen der EU eine wichtige Rolle spielen. Synthetisch hergestelltes Gas hat als Brenn-oder Antriebsstoff weitgehend gleiche Eigenschaften wie fossiles Erdgas, ist aber klimafreundlicher. Wasserstoff kann auf vielfältige Weise eingesetzt werden - beispielsweise im Verkehr, der Stahlproduktion oder in der Stromerzeugung. Viele Fragen sind dabei noch offen - etwa wie und woher Deutschland die enormen Mengen herstellen oder aus dem Ausland beziehen kann.

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Chef von Uniper: "Turbinen kommen von Siemens"

"Ein Großteil unserer Turbinen kommt von Siemens", erklärt Schierenbeck. Der frühere Chef von Thyssenkrupp Elevator hatte im Juni vergangenen Jahres die Führung von Uniper übernommen. "Wir reden auch mit anderen, wollen aber mit Siemens eng zusammenarbeiten und schauen uns mögliche Projekte an und wollen nach der Vorstellung unserer neuen Strategie Taten folgen lassen." Uniper habe in Europa Gaskraftwerke mit einer Leistung von 14 Gigawatt, davon 3,3 Gigawatt in Deutschland. Ungefähr ein Drittel komme von Siemens. Der Münchner Traditionskonzern will die Energie-Sparte mit dem Namen Siemens Energy bis Ende September an die Börse bringen.

"Das Thema Dekarbonisierung wird auch nach der Corona-Krise weiter sehr wichtig sein", betont Schierenbeck. Unter seiner Führung hat die frühere E.ON-Kraftwerkstochter einen Ausstiegsplan aus der Kohleverstromung vorgelegt. Mit Ausnahme des kurz vor der Inbetriebnahme stehenden Kraftwerks Datteln 4 will Uniper in Deutschland und Europa bis 2025 aus der Kohleverstromung aussteigen. Die Strategie wird auch vom neuen Mehrheitsaktionär, dem finnischen Versorger Fortum, unterstützt.

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Standort in München im Gespräch

Ein Standort, der Schierenbeck zufolge für den Einsatz von Wasserstoff infrage kommen könnte, ist Irsching in der Nähe von München. "Die Gasturbine ist derzeit noch in der Reserve, aber wir werden uns diverse Standorte anschauen. Ich gehe davon aus, dass wir nach sechs bis zwölf Monaten die ersten Ergebnisse haben werden, und sagen können, welche Projekte wir in Angriff nehmen werden."

Der Konzern denke darüber hinaus an Hydrolyse-Anlagen zum Beispiel an Windpark-Standorten, um Wasserstoff herzustellen. Es werde in Deutschland Windstrom im Wert von 1,2 bis 1,4 Mrd. Euro nicht genutzt, weil er nicht vom Norden in den Süden transportiert werden könne. "Wenn wir den 'Geisterstrom' sowieso bezahlen, können wir ihn auch umwandeln. Das liegt auf der Hand." (reuters/apa/red)