Bahnindustrie : Siemens oder Bombardier? Offenbar neue Milliardenbestellung der DB

gleis gleise bahnhof hauptbahnhof oebb öbb db deutsche bahn zug zugverbindung ice tgv münchen
© Peter Martens

Die Deutsche Bahn will auf die weiter steigende Auslastung mit Zukäufen reagieren. Richard Lutz, Konzernchef und zugleich Finanzvorstand, will dem Aufsichtsrat am 13. Juni die Anschaffung von neuen Zügen der Modelle ICE und Eurocity sowie dutzenden Waggons vorschlagen, berichtet hier das "Handelsblatt".

Dass die Aufstockung kommen könnte, hat sich bereits abgezeichnet: Ursprünglich hatte die Bahn 130 Züge geordert, sich aber dann bei gleicher Zahl der Waggons für mehr lange und weniger kurze Züge entschieden, so dass die Bestellung jetzt 119 Züge umfasst.

Details zu geplanten neuen Bestellungen

Jetzt ist neu vorgesehen, 18 zusätzliche Einheiten des neuen ICE4 der vierten Generation sowie 50 zusätzliche Waggons zur Verlängerung bereits bestellter ICEs zu kaufen. Auch der Erwertb einer komplett neuen Eurocity-Flotte mit 20 Zügen à zehn Wagen ist geplant.

Neue Züge für Verbindungen nach Österreich

Die 50 zusätzlichen Waggons sollen die bereits bestellen Züge von zwölf auf 13 Wagen verlängern. Diese superlangen ICE mit dann 918 statt 830 Sitzplätzen würden auf stark nachgefragten Strecken wie Hamburg-München zum Einsatz kommen. Der Zeitung zufolge würde das ungefähr der Kapazität von fünf Kurzstreckenflugzeugen entsprechen, wie sie die Lufthansa innerhalb Deutschlands einsetzt.

Die 20 neuen Eurocitys mit jeweils zehn Waggons sollen ältere Züge auf den Verbindungen nach Österreich und in die Niederlande ersetzen.

Neuer Auftrag wäre knapp eine Milliarde Euro schwer

Der geplante neue Auftrag ist fast eine Milliarde Euro schwer - sofern ihn der Aufsichtsrats des mehrheitlich staatlichen Konzerns genehmigt.

Auch an wen die Bestellung diesmal geht, ist derzeit offen. Die Deutsche Bahn lehnte eine Kommentar dazu ab. Bei Siemens war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Siemens und Bombardier arbeiten schon an Milliardenaufträgen

Die 119 schon bestellten ICE der vierten Generation baut Siemens. Das Volumen des laufenden Auftrags beträgt knapp sechs Milliarden Euro. Aktuell dazu: Siemens: Auslieferung der neuen ICE-Generation auf Hochtouren >>

Gleichzeitig sind 69 komplette Züge bei Bombardier bestellt. Hier beträgt der Kaufpreis fast eine Milliarde Euro. Beide Aufträge seien das größte Beschaffungsprogramm von Garnituren in der Geschichte der Deutschen Bahn, so der Zeitungsbericht. Allerdings sei noch nicht sicher, wie der Aufsichtsrat entscheidet. Aktuell zur Situation des Konzerns: Deutsche Bahn: Mehr Gewinn, mehr Fahrgäste, mehr Schulden >>

ICE4: Kooperation mit Bombardier

Die ersten ICE4 sind seit Dezember des Vorjahres in Deutschland unterwegs, aktuell sind es sechs Stück. Sie fahren zwischen Stuttgart und Hamburg sowie zwischen Hamburg und München. Hinzu kommen drei Reservezüge.

Bei diesem Zug arbeitet Siemens mit Bombardier zusammen. Bombardier liefert die Laufdrehgestelle, die gleisschonend, leise und energiesparend sein sollen.

Ein neues Triebwagenkonzept

Die ICE4 sind mit dem neuen europäischen Zugkontrollsystem ETCS ausgestattet. Außerdem sind bei den Zügen auf der Basis von fünf Wagentypen 24 Zugkonfigurationen möglich, je nach Bedarf.

Möglich macht das ein neues Konzept beim Triebwagen, der alle Antriebskomponenten in einem Wagen vereint. Bei diesen angetriebenen Wagen sind die wesentlichen Komponenten für den Antrieb und die Stromversorgung unter dem Flur angeordnet.

Aus den Triebwagen, dem Servicewagen, dem Mittelwagen und den zwei Endwagen sowie dem Restaurantwagen lassen sich die Züge zusammenstellen. Ein zwölfteiliger ICE 4 wird von sechs Triebwagen angetrieben, die eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h erreichen. Hier mehr Infos dazu vom Hersteller.

Signalsystem ETCS für die "digitale Schiene"

Doch damit nicht genug. Seit Jänner treibt DB-Chef Lutz das Projekt „digitale Schiene“ voran. Mit der Aufrüstung auf das neue europäische Signalsystem ETCS sollen bald um ein Fünftel mehr Züge an den bestehenden Netzen fahren können, ohne dass diese ausgebaut werden müssen. Neue ETCS-fähige Züge sind bereits auf der Strecke München-Berlin sowie auch auf Strecken in Österreich unterwegs. Aktuell dazu: Ansturm auf neue Hochgeschwindigkeitsstrecke München-Berlin >>

(red mit reuters, apa)

Aktuell zu ETCS:

DB will mit digitalen Technologien Kapazität um ein Fünftel erhöhen >>

Aktuell zu Bombardier:

Bombardier gewinnt neuen Großauftrag der schwedischen Bahn >>