Autoindustrie : Sehr starker Anstieg bei Opel - Rekordrendite bei PSA

Der französische Autobauer PSA trotzt als einer der wenigen der Konjunkturschwäche und schraubt die Ertragskraft auf Rekordhöhe. Der Betriebsgewinn kletterte im ersten Halbjahr um rund 11 Prozent auf 3,3 Mrd. Euro, während der Konzernumsatz im gleichen Zeitraum um knapp ein Prozent auf 38 Mrd. Euro schrumpfte.

Ein Ergebnis viel besser als bei Daimler und BMW

Die operative Rendite sprang auf 8,7 (Vorjahr: 7,8) Prozent und erreichte damit ein Niveau, von dem selbst Premiumhersteller wie Daimler und BMW derzeit nur träumen können. "Wer ist Premium und wer ist der Massenmarkt?", fragten die Analysten von Evercore ISI. PSA kehrt derzeit die Verhältnisse in der Branche um, in der Massenhersteller bisher meist geringere Margen einfahren als Oberklasseanbieter.

Ergebnisse von Opel sorgen für starken Schub nach vorn

Zu der Verbesserung trug wesentlich die Konzerntochter Opel bei, die ihren Betriebsgewinn um 40 Prozent steigerte. Der Betriebsgewinn von Opel verbesserte sich in den ersten sechs Monaten auf rund 700 Mio. Euro, nach 500 Mio. Euro vor Jahresfrist, wie Tavares mitteilte. Opel betreibt auch einen großen Standort in Wien: Das Wiener Opel-Werk: Motoren und Getriebe "made in Vienna" >>

PSA hat die Marke mit dem Blitz im Logo 2017 von General Motors übernommen und mit harten Einschnitten im vergangenen Jahr in die Gewinnzone geführt. Unter der Ägide der Amerikaner hatte Opel zuvor zwei Jahrzehnte lang rote Zahlen geschrieben.

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"Leistung trotz der Schwäche der globalen Märkte"

"Unsere Ergebnisse belegen die Nachhaltigkeit unserer Leistung trotz der Schwäche der globalen Märkte", sagte Finanzchef Philippe de Rovira am Mittwoch. Zu dem Gewinnsprung trugen neue Modelle wie der Stadtgeländewagen Citroen C5 Aircross und neue Transporter bei. Auch machte sich der größere Anteil an Fahrzeugen mit höherwertiger Ausstattung, an denen PSA mehr verdient, bei der Gewinnentwicklung bemerkbar.

Hinzu kamen Synergien durch Opel sowie Vorteile bei der Beschaffung und weitere Einsparungen. Dadurch konnten die Franzosen Verluste im schwachen China-Geschäft mehr als wettmachen. China sei eine der größten Baustellen des Konzerns, räumte Vorstandschef Carlos Tavares ein und fügte hinzu: "Wir können nicht immer gewinnen." Das Management arbeite mit Hochdruck daran, das Geschäft dort in die schwarzen Zahlen zu führen.

Große Rückgänge in China - Zuwächse in Europa

Der Absatz in der Volksrepublik brach in der ersten Jahreshälfte um 60 Prozent ein. Allerdings ist PSA dort nur ein Nischenspieler, während etwa der Rivale Volkswagen in China einen großen Teil seines Geschäfts macht.

Den Löwenanteil ihres Absatzes fahren die Franzosen in Europa ein, was ihnen von Experten immer wieder als Schwäche ausgelegt wird. Die Auslieferungen auf dem Heimatkontinent steigerte PSA gegen den Markttrend leicht auf rund 1,7 Millionen Fahrzeuge. Weltweit schrumpften die Verkäufe dagegen um 12,8 Prozent auf 1,9 Millionen Fahrzeuge der Marken Peugeot, Citroen, DS sowie Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall. Das lag auch daran, dass sich PSA wegen der US-Sanktionen aus dem Iran zurückgezogen hat.

PSA zeigt sich fit für weitere Schritte bei der Elektromobilität

Dank der gestiegenen Ertragskraft sieht sich Peugeot gerüstet für den weiteren Umbau des Modellangebots hin zu klimafreundlicheren Fahrzeugen. Für dieses und das kommende Jahr kündigte Tavares sieben neue Elektroautos und ebenso viele Plug-in-Hybride an, die an der Steckdose aufgeladen werden können. Bereits 2020 soll fast ein Drittel der Fahrzeuge elektrifiziert sein, ein Jahr später die Hälfte.

Der Konzernchef zeigte sich zuversichtlich, dass PSA die schärferen CO2-Ziele der EU erreichen werde. Angesichts der Vorgaben aus Brüssel zur Senkung des CO2-Ausstoßes rechnet er mit einer weiteren Konsolidierung der Branche. PSA sei offen für weitere Übernahmen, selbst aber nicht darauf angewiesen. Fusionen und Übernahmen seien "immer eine Möglichkeit", aber kein Selbstzweck, betonte Tavares.

Opel-Chef Lohscheller wird Vorstand bei PSA

Opel-Chef Michael Lohscheller zieht im September in den Vorstand des französischen Mutterkonzerns PSA ein. Die Berufung Lohschellers spiegle die Bedeutung der Integration von Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall in die PSA-Gruppe wider, teilte der Konzern am Dienstag mit. Zu PSA gehören die Marken Peugeot, Citroen und DS.

Der zweitgrößte französische Autobauer übernahm 2018 die Marke mit Blitz vom US-amerikanischen Konzern General Motors. Der 50-jährige Lohscheller wurde 2017 Nachfolger von Karl-Thomas Neumann an der Spitze von Opel. Zuvor war er Finanzvorstand des Autobauers aus Rüsselsheim. Bevor er zu Opel wechselte, war Lohscheller Finanzchef bei Volkswagen in Amerika.

Wegen der Übernahme von Opel will sich PSA außerdem in eine Gesellschaft nach europäischem Recht umwandeln. Mit der Rechtsform änderten sich jedoch die Rechte der Aktionäre ebenso wenig wie der Firmensitz und das zentrale Konzernmanagement in Frankreich, teilte PSA weiter mit.

(red mit reuters/apa)