Klimawandel : Schweizer prüfen Speicherung von Kohlendioxid im Fels

Immer mehr Kohlendioxid (CO2) gelangt in die Atmosphäre und befeuert den Klimawandel. Eine mögliche Maßnahme wäre, das CO2 aus industriellen Prozessen abzuscheiden und dauerhaft im Untergrund zu speichern. Schweizer Forscher untersuchen diese Option im Felslabor Mont Terri bei St-Ursanne im Schweizer Kanton Jura.

CO2-Speicherung im Untergrund könnte die Emissionen des schädlichen Klimagases senken und helfen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen: die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dafür müsste man allerdings sicherstellen, dass das Treibhausgas während Jahrhunderten im Fels bleibt und nicht entweicht.

Wäre CO2-Speicherung auch in der Schweiz eine Option? Dafür müsste man zunächst die Prozesse besser verstehen, die bei der CO2-Injektion in den Fels stattfinden, und unter welchen Bedingungen das Gas entweichen könnte.

Das wollen Wissenschafter nun am Felslabor Mont Terri bei St-Ursanne untersuchen. Forscher des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) der ETH Zürich und des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Energieforschung SCCER präsentierten das Experiment an einem Medienanlass vor Ort.

Das CO2 könnte einerseits wieder durch das Bohrloch entweichen, andererseits aber auch durch Störzonen im Deckgestein. Das Experiment am Felslabor Mont Terri soll klären helfen, welche Faktoren beeinflussen, ob und wie CO2 durch Störzonen entweicht. Auch unter welchen Bedingungen die CO2-Injektion Erdbeben auslösen könnte, ist Gegenstand der Studie.

Das Experiment besteht darin, dass kleine Mengen CO2-angereicherten Salzwassers in ein Bohrloch injiziert werden, das eine kleine Störzone durchstößt. Anschließend wollen die Wissenschafter die Stabilität des zerklüfteten Felsens in dieser Störzone untersuchen und analysieren, wie Scherverschiebungen, Porendruck und Fließwege zusammenhängen. Außerdem wollen sie mit seismischen Sensoren Veränderungen überwachen und mögliche Mikrobeben aufzeichnen.

Zwar untersuchen die Wissenschafter mit ihrem Experiment nur die Vorgänge auf einer relativ kleinen Skala. Sollte die Schweiz ihre CO2-Emissionen künftig auf diese Weise senken wollen, wären massiv größere Maßstäbe nötig. Die Studie, die Teil des "Elegancy"-Projekts der EU-Kommission und des Bundesamts für Energie ist, soll aber zugrunde liegende Prozesse klären helfen und Anhaltspunkte für die Auswahl von geeignetem Untergrund geben.

Weltweit gibt es bereits einige CO2-Speicherprojekte, die jeweils bis zu drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr abgeschieden und gespeichert haben. In der Schweiz sei bisher noch keines geplant, hieß es vom SED. Zum Vergleich: Die Schweiz produziert jährlich rund 50 Millionen Tonnen Treibhausgase, mehrheitlich CO2.

Für den Klimaschutz kann CO2-Speicherung aber nur einen Beitrag leisten: Eine Abkehr von fossilen Brennstoffen ist unumgänglich, um die CO2-Emissionen zu senken und die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen. Da die Energiewende jedoch möglicherweise zu langsam vorankommt, um die CO2-Emissionen rechtzeitig und ausreichend zu senken, könnte CO2-Speicherung einen wichtigen Beitrag leisten. (sda/apa/red)