Stimmen aus den Unternehmen während der Coronakrise : Schur-Flexibles-CEO Schernthaner: "Wir suchen derzeit sogar Mitarbeiter"

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© Thomas Topf

Man könnte sagen der eine beseitigt, was der andere erzeugt: Hans Roth ist Aufsichtratschef des Recycling- und Entsorgungsunternehmens Saubermacher AG, Michael Schernthaner CEO der Schur Flexibles Gruppe, die Kunststoff-Verpackungslösungen für die Lebensmittel-, Tabak- und Pharmaindustrie produziert. Beide Unternehmen sind derzeit ganz unterschiedlich von der Coronakrise und den von der Regierung gesetzten Maßnahmen betroffen.

Saubermacher führe einerseits die Entsorgungs-Dienstleistung "ganz normal durch", so Roth, und auch die Sortieranlagen arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb weiter. Die andere Hälfte des Geschäfts, jenes mit Gewerbekunden, sei allerdings stark zurückgegangen: "Wir fahren nur noch mit zehn bis 20 Prozent unserer Kapazität", so Roth. "Auch im Bauschutt-Geschäft, wo wir im Wiener Raum stark sind, haben wir stark reduziert."

Im Gegensatz dazu wächst das Geschäft von Schur Flexibles, wie CEO Schernthaner berichtet: "Wir gehören zur kritischen Systemkette" und stellen tatsächlich zehn bis 15 Prozent mehr Auftragseingänge fest." Allerdings gebe es große Herausforderungen, die Lieferkette durch die Grenzschließungen in Europa aufrecht zu erhalten. Man nehme etwa vom griechischen Werk einen anderen Transportweg in Kauf: Was früher über die Fähre transportiert wurde, wird nun über die Schiene abgewickelt. "Das dauert allerdings ein, zwei Tage länger", so Schernthaner. Man kämpfe immer noch darum, an der Grenze priorisiert abgewickelt zu werden: "Man hat auf EU-Ebene vergessen, dass man bei der priorisierten Abwicklung auch die Lieferkette hinter den Food- und Pharma-Produzenten einbeziehen muss."

Nach dem Interview hat sich diesbezüglich allerdings etwas getan: "Seit dem Zeitpunkt des Interviews wurde reagiert, unsere Waren dürfen nun als Teil der Supply Chain der kritischen Infrastruktur die Green Lanes nutzen", so der Nachtrag aus dem Unternehmen.

Kurzarbeit bei Saubermacher, Mitarbeitersuche bei Schur Flexibles

In beiden Unternehmen wurde, so gut es geht, auf Home Office umgestellt. Gleichzeitig hat Saubermacher Kurzarbeit für seine Mitarbeiter zur Corona-Kurzarbeit angemeldet. "Wir versuchen jetzt, alle arbeiten zu lassen, also auch die, die zurzeit gar keine Arbeit hätten, damit sie normal im Geschehen bleiben", beschreibt Roth.

Bei Schur Flexibles sei man derzeit eher in der "Luxus-Situation", Mitarbeiter zu suchen. Denn man halte die Vorschriften rigoros ein und schicke alle Mitarbeiter, die auch nur leichte Anzeichen einer Virus-Infektion spüren - sei es nun Corona oder nicht - nach Hause, um die Produktion nicht zu gefährden. "Das hat die Krankenstände um fünf bis zehn Prozent nach oben getrieben. Deshalb suchen wir in manchen Ländern Arbeiter, die uns helfen, die Produktion zu gewährleisten", beschreibt Schernthaner.