Anlagenbau : SBO-Chef Grohmann: "Da rasselt's schon ordentlich runter"

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Der börsennotierte Ölfeldausrüster SBO hat die Coronakrise besonders stark zu spüren bekommen: Weil die Ölnachfrage weltweit eingebrochen ist, wurden die Investitionen auf ein Mindestmaß zurückgefahren und das Personal in Nordamerika um 40 Prozent reduziert. Vorstandschef Gerald Grohmann sieht sich aber auch für eine länger andauernde Krise gut gerüstet.

12 Mio. Euro Verlust nach Steuern musste Schoeller Bleckmann Oilfield Equipment für das erste Halbjahr nach Abwertungen bei den Nordamerika-Tochterfirmen ausweisen. Diese Wertberichtigung in Höhe von 20,8 Mio. Euro sei jedoch nicht cashwirksam, betonte Grohmann im Gespräch mit der APA. Der Umsatz der SBO brach um mehr als ein Fünftel auf 184,5 Mio. Euro ein. Das operative Ergebnis (EBIT) vor Einmaleffekten blieb jedoch mit 12,4 Mio. Euro im positiven Bereich.

Der Auftragseingang reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 41,7 Prozent und betrug 144,5 Mio. Euro, der Auftragsstand belief sich Ende Juni 2020 auf 83,6 Mio. Euro. (31. Dezember 2019: 123,0 Mio. Euro).

"Wir erleben durch Corona immer noch eine der schwersten Weltwirtschaftskrisen", sagte Grohmann. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass es diesmal länger dauert." Die Ölnachfrage sei diesmal stärker gesunken als in früheren Krisen. "Das sieht man auch am Rig Count (Anzahl der Ölbohranlagen, Anm.). In den USA habe es im Jahr 2016 am Tiefpunkt rund 400 Rigs gegeben, derzeit sei man bei 250. "Da rasselt's schon ordentlich runter." Die Ölnachfrage sei im April und Mai um 15 Mio. Barrel eingebrochen, von 100 Mio. Barrel Nachfrage pro Tag auf rund 85 Mio. Barrel. Übers Gesamtjahr betrachtet werde die Nachfrage heuer um 9 bis 10 Mio. Fass pro Tag auf 90 bis 91 Mio. Fass sinken.

Erste Zeichen einer Erholung der Nachfrage

Allerdings gebe es bereits Anzeichen für eine Erholung der Nachfrage - der Rig Count dürfte den Boden erreicht haben und sei in den letzten Wochen sowohl in den USA auch als weltweit leicht gestiegen. Wenn ein zweiter Lockdown vermieden werden kann, sollte es 2021 wieder bergauf gehen, hofft der SBO-Chef. "Ich persönlich glaube, dass wir dann bei den Investitionen in Öl und Gas einen Nachholeffekt sehen, der uns helfen sollte, wieder zur früheren Nachfrage nach unseren Produkten zu kommen."

Man habe auf die Krise rasch und entschlossen reagiert, die Kosten gesenkt und verfüge auch über genügend Mittel, um auch eine länger andauernde Krise gut zu überstehen, betonte Grohmann. "Es gibt kaum ein Unternehmen in der Industrie, das schuldenfrei ist - wir sind so gut wie schuldenfrei, mit einem Gearing von 2 Prozent. Wir haben rund 245 Millionen liquide Mittel und haben nach dem zweiten Quartal noch einmal 78 Millionen sehr, sehr günstig aufgenommen."

Die Investitionen habe man auf die Erhaltungsinvestitionen zurückgeschnitten, "aber wir investieren weiter in Forschung und Entwicklung, das hilft uns dann, wenn es wieder bergauf geht".

In Nordamerika, das besonders stark betroffen sei, habe man fast 40 Prozent der Mitarbeiter abbauen müssen, Österreich sei hingegen nicht betroffen, hier gebe es nur die normale Fluktuation.

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Dass sich die Ölnachfrage auch nach der Krise dauerhaft auf einem niedrigeren Niveau einpendeln könnte, glaubt Grohmann nicht. "Ein klares Nein. Der Mensch ist nicht so." Das sehe man etwa daran, dass nach der Lockerung der Reisebestimmungen im Juli sofort tausende Menschen nach Kroatien gefahren seien. "Sobald sich die Schleusen öffnen, warten die Leute hungrig darauf, dass sie wieder reisen können." Auch das Arbeiten im Homeoffice werde kein langfristiger Trend bleiben. (apa/red)