Burgenland : Sanochemia: Auslagerung war einer der Gründe für die Insolvenz

Begonnen hat es mit Qualitätsproblemen in der Pharma-Produktion vor eineinhalb Jahren - nun hat die börsenotierte Sanochemia den Gang zum Insolvenzgericht angetreten und ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Geplant ist eine Fortführung des mit 27 Mio. Euro überschuldeten Unternehmens. Rund 140 der 163 Dienstnehmer sind in Neufeld im Burgenland in der Produktion tätig.

Das Abgleiten in die Insolvenz führt Sanochemia auf eine "Liquiditätslücke" und wirtschaftliche Belastungen aus der Vergangenheit zurück, erklärten der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) und die Creditreform. Das schuldnerische Unternehmen soll demnach im Wege eines Sanierungsplans entschuldet werden, wobei den Insolvenzgläubigern eine 20-prozentige Quote offeriert wird, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplans. Es handelt sich dabei um das gesetzliche Mindesterfordernis.

Betroffen von der Insolvenz sind 282 Gläubiger, darunter 163 Mitarbeiter, so der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870). Nach Angaben des Schuldnerunternehmens belaufen sich die Verbindlichkeiten auf rund 49 Mio. Euro - davon 12,5 Mio. Euro besichert und 36,5 Mio. Euro unbesichert, die Aktiva auf rund 22 Mio. Euro. Daraus errechnet sich eine Überschuldung von etwa 27 Mio. Euro.

Sanochemia: Deshalb kam die Insolvenz

Die Wurzel der aktuellen "Liquiditätslücke" sieht Sanochemia in der 2018 im Frühjahr erfolgten Einschränkung des wichtigen GMP-Zertifikats (Good Manufacturing Practice/Gute Herstellungspraxis für Arzneimittel), verfügt vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG).

Nach einer Kontrollvisite im Unternehmen hatte Sanochemia am 12. April 2018 mitgeteilt, dass man laut EUDRA GMP Datenbank (zu den EU-Herstellungsgenehmigungen und -Zertifikaten über gute Herstellungspraxis) bestimmte Produkte nicht mehr selbst herstellen oder eigenen Qualitätsprüfungen unterziehen dürfe - darauf stürzten die Aktien damals schlagartig fast neun Prozent ab.

Die Folgen waren laut Schuldnerangaben Lieferverzögerungen und Lieferausfälle bei Kunden, die zu Schadenersatzforderungen führten, so der KSV1870.

Teure Überprüfung von Zulieferern

Auch sei es zu erheblichen Mehrkosten durch die Prüfung der Qualität dieser Produkte bei externen Dritten gekommen. Hinzu seien wirtschaftliche Belastungen gekommen, die laut Sanochemia aus der Vergangenheit der Gesellschaft resultierten. Der Cashflow aus dem laufenden Geschäft könne die Liquiditätslücke nicht abdecken, betonte das 1990 gegründete Unternehmen vorige Woche. Sanochemia entwickelt und erzeugt Arzneimittel für Radiologie und Neurologie - die Produkte werden in mehr als 35 Ländern vertrieben.

Die Gläubigerschutzorganisationen wollen "im Interesse der betroffenen Gläubiger prüfen", ob die angebotene 20-prozentige Sanierungsplanquote "akzeptabel" ist. Die Mittel für die Finanzierung des Sanierungsplans will die Sanochemia (Sitz in Wien) laut KSV1870 aus dem Fortbetrieb sowie aus einer dann eventuell noch notwendigen Kapitalerhöhung aufbringen.

Die Tochtergesellschaften in Deutschland, der Schweiz, Tschechien, Ungarn, der Slowakei, UK und den USA sind nicht insolvenzverfangen, heißt es. Die Sanochemia-Aktien notieren unter anderem an den Börsen Frankfurt und Wien. (apa/red)