Stromwirtschaft : Salzburgleitung: APG beginnt mit dem Bau

Die Kosten für die Stabilisierung der Stromnetze in Österreich steigen, mit dem Ausbau erneuerbarer Energie müssen auch die Netze Schritt halten. Der Übertragungsnetzbetreiber APG fordert von der künftigen Regierung unter anderem eine gesamthafte Energiesystem-Planung und ein Bekenntnis zum Netzausbau. Mit dem Bau der 380-kV-Salzburg-Leitung hat die APG nun begonnen.

Die Kosten für das Engpassmanagement haben heuer bis Ende September mit 133 Mio. Euro bereits die Summe des gesamten Vorjahres (117 Mio. Euro) übertroffen und einen Höchstwert erreicht, so die APG-Vorstände Gerhard Christiner und Thomas Karall vor Journalisten. 2014 seien es erst 4,5 Mio. Euro gewesen. Die Kosten für die österreichischen Stromkunden lägen mittlerweile bei mehr als 10 Mio. Euro im Monat. Zu deren Reduktion könnte auch der Bau der 380-kV-Leitung in Salzburg beitragen.

Mit der Salzburg-Leitung von Elixhausen im Flachgau bis Kaprun im Pinzgau wird die Lücke im österreichischen Höchstspannungsnetz geschlossen. Der Abschnitt ist laut APG das wesentlichste Element für die Verbindung zwischen den Erneuerbaren Anlagen im Osten Österreichs und den Pumpspeicherkraftwerken im Westen. Mit dem Bau wurde begonnen, auch wenn beim Verwaltungsgerichtshof noch sieben Beschwerden anhängig sind. Nach Erfahrungen beim Bau der seinerzeit ebenfalls umstrittenen Höchstspannungsleitung in der Steiermark sowie Gutachten sieht die APG aber nur mehr minimale Risiken.

Demgegenüber stehe das Risiko der Versorgungssicherheit. Sollte es zu einer Rückverweisung an die erste Instanz kommen, würde man ein Jahr verlieren. Gestartet wird mit Schlägerungen und der Errichtung von Baulagern, so dass im Frühjahr mit der Errichtung der Masten begonnen werden kann. Es werde auch Aufforstungen geben, betont die APG. Gebaut werden 128 Kilometer, im Gegenzug demontiert man 193 Kilometer alte Leitungen. In Betrieb gehen soll die neue Stromleitung 2024.

Wenn im Sommer wenig Erneuerbaren-Strom im Osten erzeugt wird, können die Pumpspeicher im Westen genutzt werden und der Strom über die Salzburg-Höchstspannungsleitung dann nach Ostösterreich gebracht werden. Wichtig ist sie aber auch in die andere Richtung, um Überschüsse aus der Erneuerbaren-Erzeugung im Osten zu den Pumpspeicherkraftwerken im Westen zur bringen.

Es hätten in den vergangenen Monaten bereits zwei Mal im Osten Windkraftwerke abgeschaltet werden müssen, hieß es. Der Fall war dies etwa an einem kalten Dezembertag mit hoher Windkrafterzeugung und relativ geringem Verbrauch, an dem die Gaskraftwerke nicht weiter heruntergefahren werden konnten, weil sie zur Wärmeerzeugung liefen. In einer solchen Situation könnte bei ausreichender Leitungskapazität der Strom in die Pumpspeicherkraftwerke in Westösterreich transportiert werden.

Begonnen hat man auch mit dem Leitungsbau im Weinviertel zur Anbindung der dortigen Windparks. Ausgebaut wird unter anderem auch im Netzraum Linz inklusive der Versorgung der Voestalpine. Insgesamt plant die Verbund-Tochter APG in den nächsten zehn Jahren Investitionen von 2,5 Mrd. Euro. Allein für die Salzburg-Leitung sind 800 Mio. Euro vorgesehen.

Derzeit könnten die Erneuerbaren alleine das System noch nicht stabilisieren, daher seien Gaskraftwerke als Stabilisatoren noch für einige Jahre notwendig, hieß es heute. Die APG hat bis 2021 Kapazitäten kontrahiert, konkret sind es zehn Kraftwerke mit einer gesamten installierten Leistung von 3.600 Megawatt (MW). Abgerufen werden können sie auch aus Deutschland, dabei wird nur für den Abruf gezahlt, nicht aber für die Bereithaltung der Kapazitäten. Künftig könnten durch eine geplante Öffnung des Engpassmanagements auch kleinere Erzeuger dazukommen.

Strom werde der Energieträger der Zukunft sein, das sei relativ unbestritten, so Christiner. Wenn man Dekarbonisierung wolle, dann heiße es weiter in Richtung Elektrifizierung aus Erneuerbaren Energiequellen zu gehen, begleitet von einer effizienten Ausgestaltung. Das Thema Klimaschutz sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Branche stehe vor einem Systemumbau. Dabei spielten auch die Frage des Netzausbaus und die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Der Netzausbau sei auch wichtig für den Standort, so Karall.

Von der künftigen Regierung fordert die APG eine gesamthafte Planung des Energiesystems sowie ein Bekenntnis zum Netzausbau. Die Rahmenbedingungen müssten verbessert werden, etwa bei der Dauer der Genehmigungsverfahren, beim UVP-Verfahren und bei der Raumordnung. Zudem müssten Innovationspotenziale genützt bzw. unterstützt werden wie beispielsweise Power-to-Gas-Anlagen und Batterie- und Speicheranlagen. Karall sprach sich heute auch für eine bessere Koordination zwischen Bund und Ländern aus. (apa/red)