Meinung : "Russland-Sanktionen ausweiten": Ulrich Grillo traut sich was

Fast zwei Jahre ist es her, dass Ulrich Grillo auf Einladung von INDUSTRIEMAGAZIN in Wels zum Thema künstliche Rohstoffveknappung und die Versorgung der Industrie an einer Podiumsdiskussion teilgenommen hat. Ich durfte die Diskussion - die zugegebenermaßen mäßig kontrovers verlief - damals leiten. Einen Satz von Grillo, der geradeeben als Chef des einflußreichen Bundesverbandes der Deutschen Industrie nominiert wurde, ist mir dabei noch immer im Gedächtnis.

"Also kommen Sie, meine Herren" platzte es aus Grillo nach wenigen Minuten etwas ungeduldig in die mit Gerhard Falch (AMAG), Peter Untersperger (Indusriellenvereinigung, Lenzing AG), und Richard Kühnel (EU-Kommission) durchaus prominent besetzte (und ausschließlich männliche) Runde: "Jetzt wollen wir da doch mal auch die Unterschiede unserer Standpunkte rausarbeiten".

Wie Kontroverse geht, das weiß er also, der rhetorisch brilliante Mann. Dass er durchaus Mut besitzt, beweist er derzeit einmal mehr. Ulrich Grillo, so berichtet die Tageszeitung Handelsblatt, plädiert als Vertreter der deutschen Industrie für eine härtere Linie gegen Moskau - und eine Ausweitung der Sanktionen gegen das Land. Auch wenn das mit einem deutlichen wirtschaftlichen Schaden für die deutsche Industrie verbunden sei. Doch Völkerrecht wiege schwerer, so Grillo.

Grillos Ansicht nach könnten schärfere Sanktionen durchaus die erwünschten Wirkungen erzielen. Es sei aus der Forschung bekannt, dass die Erfolgsaussichten umso besser seien, "je größer die weltwirtschaftliche Einbindung einer Ökonomie ist". Die Abhängigkeit der russischen Wirtschaft von Rohstoffexporten und vom Zugang zum internationalen Kapitalmarkt böten hier einen guten Ansatz. "So schmerzhaft nun weitere Wirtschaftssanktionen für die europäische Konjunkturentwicklung, deutsche Exporte und einzelne Unternehmen sein werden, sie können und dürfen als Druckmittel auf die russische Regierung nicht ausgeschlossen werden", befand Grillo. Das Verhalten der russischen Regierung "im ukrainischen Sezessionskonflikt" müsse "spürbare Konsequenzen für Moskau" haben. Eine Politik des "weiter so" sei unmöglich geworden.

Was für ein Kontrast zu dem unwürdigen Spektatkel, das anläßlich des Besuches von Wladimir Putin in Wen vor wenigen Wochen veranstaltet wurde. Chapeau!