Wasserversorgung : Rechnungshof: Viele Wasserleitungen in Österreich gehören saniert

In seinem neuen Bericht "Förderungen in der Siedlungswasserwirtschaft" hat der Rechnungshof auf einen stark steigenden Sanierungsbedarf der Trinkwasser-, aber auch der Abwasserleitungen in Österreich hingewiesen. Die Prüfer hielten fest, dass die für den Werterhalt notwendigen Sanierungsraten sowohl bei der Trinkwasserversorgung als auch bei der Abwasserentsorgung in den geprüften Jahren 2014 bis 2018 deutlich unterschritten wurden.

Hier drohen nun Umweltschäden, wenn etwa Abwasser ins Grundwasser gelangt und dieses verunreinigt wird. Ziel der Prüfung war, die Rahmenbedingungen für die Förderungen der Siedlungswasserwirtschaft durch den Bund und exemplarisch durch das Land Steiermark zu beurteilen.

Im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern wird in Österreich zur Trinkwasserversorgung ausschließlich das Wasser aus Grundwasservorkommen verwendet. Rund 81.000 Kilometer lang ist das Leitungsnetz zur Trinkwasserversorgung und etwa 92 Prozent der Bevölkerung sind hierzulande an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen.

"Mit zunehmendem Alter stieg der Anteil jener Leitungen, die einen Wasserverlust von über 20 Prozent zu verzeichnen hatten", hieß es seitens des Rechnungshofes. Bei den vor 1980 errichteten Leitungen waren zwischen 5,3 Prozent und 8,5 Prozent des Leitungsnetzes davon betroffen. Durch die Öffnung eines sonst geschlossenen Leitungssystems können Bakterien eintreten.

Für den Werterhalt der Leitungen wäre dem Bericht zufolge eine durchschnittliche Sanierungsrate von zwei Prozent pro Jahr nötig. "Tatsächlich wurden nur 0,3 Prozent des Trinkwassernetzes pro Jahr saniert. Noch geringer ist die Sanierungsrate im Bereich der Abwasserversorgung: Hier wurden nur 0,1 Prozent des 93.000 Kilometer langen Kanalnetzes pro Jahr saniert", so der Rechnungshof.

Die Siedlungswasserwirtschaft finanziert sich im Wesentlichen durch Förderungen des Bundes und der Länder, Beiträge der Nutzer sowie durch Eigen- und Fremdmittel der Betreiber. Ihre Investitionen in die Infrastruktur gingen von jährlich rund 1,453 Milliarden Euro in den Jahren 1993 bis 2000 auf rund 543 Millionen Euro in den Jahren 2015 bis 2018 zurück. Die vom Bund im Rahmen des Umweltförderungsgesetzes zur Verfügung gestellten Mittel an Barwert sanken dem Bericht zufolge jährlich von rund 283 Millionen Euro in den Jahren 1993 bis 2000 auf 80 Millionen Euro in den Jahren 2017 bis 2021.

Bis 2030 ist für den Funktionserhalt der Infrastruktur in der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung von einem Mittelbedarf auszugehen, der das zur Zeit der Prüfung aufgewendete Investitionsvolumen weit übersteigt. "Bei weiterhin niedrigen Sanierungsraten verlagert sich der Investitionsbedarf in die Zukunft. Die nötigen Sanierungsmaßnahmen verteuern sich potenziell. So ist für den Werterhalt der Wasserversorgung mit einem massiven Anstieg der Investitionskosten bis zum Jahr 2030 zu rechnen. Gemäß Prognose lag der Investitionsbedarf für die Trinkwasserversorgung im Jahr 2018 bei rund 225 Millionen Euro, 2030 bei rund 597 Millionen Euro", warnte der Rechnungshof.

Um die Versorgungssicherheit bei Trinkwasser und die Funktionsfähigkeit der Abwasserentsorgung langfristig in gleichbleibender Qualität gewährleisten zu können, empfahl der Rechnungshof dem Finanzministerium sowie dem Landwirtschaftsministerium, mit den Förderungen gezielt Anreize zu setzen, damit die Betreiber der Anlagen, insbesondere Gemeinden und Verbände, die notwendigen Sanierungen zeitnah durchführen. (apa/red)