Zulieferindustrie : Polytec: Nach Verlusten und Werkschließungen "vorsichtig optimistisch"

Nach einem kleinen Gewinn im ersten Quartal ist das Ergebnis der Polytec heuer im ersten Halbjahr in den roten Bereich gerutscht. Unterm Strich stand ein Verlust von 8,9 Mio. Euro, wie das Unternehmen mitteilte. In der Vorjahresperiode stand bei dem oberösterreichischen Zuliefererkonzern noch ein Gewinn von 10,4 Mio. Euro.

Das Unternehmen hat in der ersten Jahreshälfte massiv unter der Coronakrise und der dadurch wegbrechenden Kundennachfrage gelitten. Man sei "der negativen Wirtschaftsentwicklung aufgrund der Covid-19-Pandemie ausgesetzt" gewesen, heißt es in der Aussendung des Unternehmens. Da es Produktionsstopps bei Kunden gegeben hatte, musste auch Polytec seine Produktion an einigen Standorten einstellen.

Heuer werden drei Werke zugesperrt

So hat das Unternehmen bereits im ersten Quartal 2020 ein Werk in Aksaray (Türkei) mit 130 Mitarbeitern dichtgemacht, nachdem der Lkw-Markt in der Türkei "fast komplett zum Erliegen" gekommen war. Bis Ende des Jahres soll überdies das Werk im niederländischen Putte mit 190 Stellen zugesperrt werden, sagte ein Polytec-Sprecher auf Anfrage.

Weitere Werkschließungen werden geprüft

Zudem stehe die Schließung eines Werkes in Deutschland an, Näheres wolle man aber noch nicht bekanntgeben. Darüber hinaus werde geprüft, ob noch weitere Werke geschlossen werden müssen, so der Sprecher weiter. Standorte in Österreich seien derzeit nicht betroffen.

Details dazu:

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Die eingeschränkte Produktion habe den Umsatz in allen drei Marktbereichen belastet, vor allem im April und Mai; im Juni sei es dann aber zu einer leichten Erholung gekommen. Nach sechs Monaten lag der Umsatz insgesamt mit 242,3 Mio. Euro dennoch um 24,4 Prozent unter dem Vorjahr.

In der Autosparte ging Umsatz um 17 Prozent zurück

Im umsatzstärksten Bereich, Passenger Cars & Light Commercial Vehicles, reduzierte sich der Umsatz um 16,8 Prozent (auf 155,7 Mio. Euro), im Segment Commercial Vehicles fiel er um klare 45,7 Prozent auf 51,5 Mio. Euro und auch im Segment Smart Plastic & Industrial Applications, also im Non-Automotive Bereich, gab es einen Umsatzrückgang um 9,3 Prozent (auf 35,1 Mio. Euro).

Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) fiel um fast zwei Drittel von 33,2 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum auf 10,7 Mio. Euro. Der Rückgang sei vor allem auf die schwache Nachfrage zurückzuführen gewesen.

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Bei der Liquidität "robust aufgestellt"

Das Management ist jedoch "aufgrund der sich der Juni 2020 schrittweise verbessernden Geschäftsentwicklung für den Verlauf des zweiten Halbjahres 2020 vorsichtig optimistisch", heißt es in dem Halbjahresbericht. Aus derzeitiger Sicht gehe man von einem Jahresumsatz von rund 520 Mio. Euro aus. Allerdings sei wegen der anhaltenden Unsicherheiten rund um die Coronakrise ein "verlässlicher Ergebnisausblick weiterhin nicht möglich", so das Unternehmen.

Das wichtigste ziel des Managements sei nun die Wahrung der Liquidität. Derzeit habe man liquide Mittel in Höhe von 66,1 Mio. Euro und sei mit einer Eigenkapitalquote von 40 Prozent "robust aufgestellt".