Industrieproduktion : Pessimismus der deutschen Industrie stark gestiegen
Der deutschen Industrie steht wegen der Coronaviruskrise ein kräftiger Auftragsrückgang bevor. Im Februar fiel das Neugeschäft zwar besser aus als erwartet und die Betriebe sammelten nur um 1,4 Prozent weniger Bestellungen ein als im Vormonat.
Doch das Wirtschaftsministerium erklärte: "Angesichts des globalen konjunkturellen Schocks durch die Coronapandemie ist jedoch von einem Einbruch der Auftragseingänge im März und April sowie insgesamt kräftigen Produktionseinbußen im ersten und zweiten Quartal auszugehen." Düster sind vor allem die Exportaussichten der deutschen Autobranche - sie rutschten im März auf den tiefsten Stand seit März 2009 und damit seit der Finanzkrise.
Industrieverband BDI: Rückgänge bis zu sechs Prozent
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erwartet 2020 eine kräftige Rezession. "Für Deutschland muss im laufenden Jahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von drei bis sechs Prozent gerechnet werden", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Dies gelte für den Fall, dass die wirtschaftliche Aktivität allein für sechs Wochen unterbrochen werde.
Im Jänner hatte es in der Industrie mit 4,8 Prozent noch das stärkste Auftragsplus seit Anfang 2017 gegeben. Ökonomen sahen das überraschend niedrige Auftragsminus von Februar als Reaktion auf den starken Jahresstart. Zudem habe es erstmals seit langem im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar ein Plus gegeben, sagte der Chefökonom der VP Bank aus Liechtenstein, Thomas Gitzel. "Die wirtschaftliche Erholung war also bis zum Ausbruch des Coronavirus in vollem Gange."
Aber viele Fachleute wie die Commerzbank sehen dies als "Schnee von gestern". In den Daten von März und April werde sich zeigen, dass "das wirtschaftliche Leben seit März stillsteht", betonte Bankhaus Lampe-Chefvolkswirt Alexander Krüger. "Dabei ist es nur die Frage, mit welchen zweistelligen Vormonatsraten der Absturz bei allen realen Konjunkturdaten ausfällt."
Maschinenbauer: "Das ist die Ruhe vor dem Sturm"
Die Maschinenbauer in Deutschland erwarten nach einem noch überschaubaren Rückgang der Aufträge im Februar die volle Wucht der Coronakrise in den kommenden Monaten. Im Februar verfehlten die Auftragseingänge ihr Vorjahresniveau um vier Prozent, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mitteilte.
Während die Inlandsbestellungen um 6 Prozent gesunken seien, habe das Minus im Ausland drei Prozent betragen. "Das ist die Ruhe vor dem Sturm", sage VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Das wirkliche Ausmaß der Folgen der Coronapandemie werde sich erst in den Auftragszahlen für März und den nachfolgenden Monaten zeigen. 84 Prozent der VDMA-Mitglieder hätten in einer Umfrage von Ende März gravierende bis merkliche Auftragseinbußen gemeldet. (reuters/apa/red)