Autoindustrie : Opel: Stadt Wien übernimmt 200 Mitarbeiter - weitere Einschnitte in Rüsselsheim

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© APA/HERBERT PFARRHOFER

Für einen Teil der Mitarbeiter, die vom Stellenabbau im Opel-Werk in Wien-Aspern betroffen sind, wurde nun eine Lösung gefunden: Die Stadt übernimmt 200 der rund 400 gekündigten Angestellten. Sie werden bei den Wiener Linien beschäftigt. Ein entsprechender Bericht der "Kronen-Zeitung" wurde der APA im Büro von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bestätigt.

Die Verkehrsbetriebe benötigen laut dem Bericht aktuell etwa 100 Leute für den Fahrbetrieb - also für Bus-, Straßenbahn-, aber auch U-Bahn. Bewerber, die dafür geeignet sind, würden firmenintern die entsprechende Ausbildung erhalten.

In der Fahrzeugtechnik werden ebenfalls 100 Opel-Arbeiter aufgenommen. Der Bedarf verteile sich auf die Abteilungen Schienenfahrzeuge, Nachrichtentechnik und Hauptwerkstätte, hieß es.

Gleichzeitig verhandelt der Opel-Betriebsrat weiter über einen Sozialplan. Der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) hat zudem eine Arbeitsstiftung eingerichtet. Sie bietet die Möglichkeit der Aus- und Weiterbildung für einen Zeitraum von bis zu vier Jahren.

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Konzernzentrale: Franzosen drücken weiter auf die Kosten

An den deutschen Standorten von Opel schreitet die harte Sanierung des neuen Mutter-Konzerns PSA aus Frankreich voran. Die Vertrauensleute der IG Metall machen Front gegen angebliche Pläne, die Kapazität des Rüsselsheimer Produktionswerkes mit derzeit noch 3.000 Beschäftigten um ein Drittel zu reduzieren. "Diese Schrumpfungsstrategie akzeptieren wir nicht", heißt es in einer im Werk in Rüsselsheim verbreiteten Resolution. Zuerst hatten die Zeitungen der Mainzer Verlagsgruppe VRM berichtet.

Kompaktmodell Astra könnte von Polen nach Rüsselsheim zurückkehren

Statt 60 Autos könnten im Stammwerk in Deutschland noch 40 Wagen pro Stunde vom Band rollen, lauten die zitierten Pläne. VRM zufolge könnte 2021 das bisher in Polen gebaute Kompaktmodell Astra nach Rüsselsheim zurückkehren und den Mittelklasse-Wagen Insignia ergänzen. Das Unternehmen verwies erneut darauf, dass man das zweite Modell für Rüsselsheim noch heuer nennen werde. Es soll im Gegensatz zum gegenwärtigen Astra bereits auf einer PSA-Plattform stehen, um Kostenvorteile zu heben.

Die Vertrauensleute verlangten eine Übergangsstrategie mit Kurzarbeit, bis das neue Modell nach Rüsselsheim kommt. Einen weiteren Abbau von Stammpersonal werde man nicht akzeptieren. Die Gewerkschafter hielten PSA vor, in den französischen Werken einen weit höheren Anteil von Leiharbeitern zu ausbeuterischen Bedingungen zu beschäftigen. Einen systematischen Einsatz von Leiharbeitern auf Stammarbeitsplätzen will man bei Opel verhindern.

Tausende Ingenieure werden zum externen Dienstleister ausgelagert

Die Aufspaltung des Entwicklungszentrums mit rund 7.000 Mitarbeitern kommt nach Angaben des Ingenieursdienstleisters Segula voran, der bis zu 2.000 Leute von Opel übernehmen will. Aktuell dazu: Entwickler bei Opel: Firma verlassen oder zu Segula wechseln >>

Die übrigen Beschäftigten sollen weiterhin Opel-Modelle entwickeln und zentrale Aufgaben für den PSA-Konzern erledigen. Seit dem Rekrutierungsbeginn hätten bereits mehr als 300 Entwickler Interesse an einem Wechsel gezeigt, sagte Segula-Sprecher Immo von Fallois am Donnerstag. Es seien über 100 Fachleute schon eingestellt worden und auch Führungskräfte hätten bereits unterschrieben.

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Keine Fortschritte gibt es Fallois zufolge bei den Verhandlungen um einen Haustarifvertrag bei Segula. Man sei mit dem IG-Metall-Bezirk in Frankfurt im guten Kontakt, wolle aber auch mit den Verantwortlichen vor Ort ins Gespräch kommen. Den Wechslern sichert der französische Dienstleister unveränderte Entgelte und Arbeitszeiten, die Übernahme der Pensionsverpflichtungen sowie den auch bei Opel gültigen Kündigungsschutz bis Ende Juni 2023 zu.

Mit dem für Ende Juni erwarteten Abschluss der Transaktion soll Segula zudem 20 Opel-Gebäude mit zusammen 70.000 Quadratmetern übernehmen und das Testzentrum in Rodgau-Dudenhofen betreiben. Etliche Opel-Beschäftigte wenden sich unterdessen von ihrem Unternehmen ab. Mehr als 1.000 Beschäftigte des Entwicklungszentrums hätten sich bereits für das von der IG Metall ausgehandelte neue Abfindungsprogramm interessiert, hieß es in Arbeitnehmerkreisen. Das Unternehmen machte dazu keine Angaben. (APA/dpa/red)