Mineralölindustrie : OMV finalisiert Milliardendeal in Abu Dhabi

Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV hat den im Jänner fixierten 15-Prozent-Einstieg bei der staatlichen Gesellschaft Adnoc Refining in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten nun abgeschlossen. Der finale Kaufpreis für diesen Anteil betrug 2,43 Mrd. Dollar (2,18 Mrd. Euro), gab die OMV bekannt. Im Jänner waren vorläufig 2,5 Mrd. Dollar (damals 2,2 Mrd. Euro) vereinbart worden.

Neben dem Einstieg bei der Adnoc Refining, die in Abu Dhabi über 922.000 Fass pro Tag an Raffineriekapazität verfügt, beteiligt sich die OMV wie vereinbart auch in gleichen Ausmaß an einem neuen Trading-Joint-Venture. Neben der OMV (15 Prozent) halten 20 Prozent die italienische Eni und 65 Prozent die Adnoc (Abu Dhabi National Oil Company).

Kapazitäten schlagartig erhöht

Mit dem Deal beteiligt sich die OMV am weltweit viertgrößten Raffinerie-Einzelstandort mit Petrochemie-Integration (Ruwais Ost und West). Mit einem Anteil von Schwerölen von nahezu Null sei die Adnoc Refining hervorragend für die IMO-2020-Verordnung der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) über schwefelarme Schifftreibstoffe positioniert.

Bei der Transaktion handle es sich um einen bedeutenden Meilenstein zur Umsetzung der OMV-Strategie 2025, betont der börsenotierte österreichische Konzern. Damit erhöht die OMV ihre Raffineriekapazität unmittelbar um 40 Prozent sowie ihre Petrochemiekapazität um 10 Prozent und etabliert sich in Abu Dhabi "mit einer starken, integrierten Position entlang der Wertschöpfungskette - von der Produktion in Upstream bis hin zu Refining & Trading und der Petrochemie", heißt es.

OMV-Chef: Verschuldung auch nach dem Zukauf noch unter 30 Prozent

Auch nach dem heute finalisierten 15-Prozent-Einstieg bei der Adnoc Refining in Abu Dhabi bleibt der Verschuldungsgrad der OMV unter dem langfristigen Zielwert von 30 Prozent - das sagte Finanzvorstand Reinhard Florey in Wien bei der Präsentation des Halbjahresergebnisses. Nach dem zweiten Quartal lag die Verschuldung (Gearing) bei knapp 21 Prozent.

"Das entspricht einer Nettofinanzverschuldung von 3,3 Mrd. Euro", erklärte Florey. Auf der anderen Seite gebe es liquide Mittel von 3,7 Mrd. Euro. Neben Abu Dhabi gebe es auch noch das Projekt Achimov IV/V mit einem Volumen von 905 Mio. Euro, dabei sei aber nicht sicher, ob es noch heuer zu einem Closing kommen werde. Die hohe Cashposition werde sich jedenfalls verringern, aber weitere Akquisitionen seien nicht geplant, sagte OMV-Vorstandschef Rainer Seele. "Wir bleiben bei unserer Aussage, dass wir derzeit eine Pause zur Konsolidierung einlegen, um letztendlich unsere Cashposition dann wieder zu verbessern."

Im ersten Halbjahr mehr verdient

Dank einer höheren Produktion hat die OMV im ersten Halbjahr trotz niedrigerer Öl- und Gaspreise gut verdient. Vor dem Hintergrund andauernder Handelskonflikte und Sanktionsdrohungen habe es eine Abschwächung der globalen Konjunktur und des Ölpreises gegeben, sagte Seele.

Der durchschnittliche Brent-Preis war um 7 Prozent niedriger als vor einem Jahr. "Einen noch deutlicheren Rückgang gab es bei den Gaspreisen. Mit 17,5 Euro pro Megawattstunde lag der Preis am österreichischen CEGH-Handelsplatz um 17 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum", sagte Seele. "Dafür waren der warme Winter und die überdurchschnittlich hohen Speicherbestände in ganz Europa, aber auch die geringe LNG-Nachfrage in Asien verantwortlich."

Vor allem dank einer Produktionssteigerung um 13 Prozent auf 490.000 Fass pro Tag bei gleichzeitiger Senkung der Produktionskosten gab es im ersten Halbjahr trotzdem einen kräftigen Gewinnsprung. Der um Lagereffekte bereinigte Betriebsgewinn (CCS EBIT) vor stieg im zweiten Quartal um 44 Prozent auf 1,0 Mrd. Euro, im ersten Halbjahr betrug der Zuwachs 17 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro. Dazu trug das Upstrem-Geschäft 1 Mrd. Euro bei (+16 Prozent), der Downstream-Bereich legte um 12 Prozent auf 801 Mio. Euro zu. Der operative Cashflow ging allerdings um 13 Prozent auf 2 Mrd. Euro zurück. Die OMV-Aktie legte bis 13.30 Uhr um 3,78 Prozent auf 45,04 Euro zu.

Die für heuer angepeilte durchschnittliche Gesamtproduktion von rund 500.000 Fass pro Tag dürfte sich nicht ganz ausgehen, das werde man nun erst im kommenden Jahr schaffen, berichtete Upstream-Vorstand Johann Pleininger. Schuld daran waren Lieferausfälle aus Libyen zu Beginn des Jahres, wo man aber im weiteren Jahresverlauf mit einem Beitrag von 35.000 Barrel pro Tag rechnet. Im ersten Quartal des laufenden Jahres habe man 474.000 Fass pro Tag produziert, im zweiten Quartal 490.000 und im Juni 500.000.

Positive Worte für Nord Stream 2

Am Thema "Klimaschutz" kommt auch der Öl- und Gaskonzern OMV nicht vorbei, "aber wir müssen davon abkehren, immer nur in Extrempositionen zu diskutieren", sagte Seele. Europa brauche Gas, insbesondere auch zur Diversifizierung, denn die Eigenproduktion in Europa gehe drastisch zurück. Daher sei auch die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 des russischen Energieriesen Gazprom von strategischer Bedeutung. "Die kurzfristige Situation am Markt, die insbesondere dadurch verursacht wird, dass große LNG-Mengen in Europa angelandet wurden, weil der asiatische Markt so schwach war, ist für uns nicht das ausschlaggebende Kriterium."

OMV will keine Abgabe auf Abgase

Der diskutierten CO2-Steuer kann der OMV-Chef nichts abgewinnen. "Ich reihe mich nicht ein in den großen Club der Menschen, die sagen: Ich möchte mehr Steuern haben und mehr besteuert werden." Auch warnte Seele vor einem nationalen Alleingang in der Frage einer CO2-Steuer, weil es dadurch zu einer Wettbewerbsverzerrung und einer Schwächung des Investitions- und Innovationsstandorts Österreich kommen würde. Daher müsse es eine europäische Lösung geben. (apa/red)