WorldSkills 2017 : Österreichs junge Fachkräfteelite misst sich mit den Besten der Welt

„Ich bin überzeugt, dass unsere WorldSkills-Starter auch im Jahr 2017 hervorragende Botschafter Österreichs, seines Bildungssystems und des Wirtschaftsstandorts sein werden“, zeigt sich Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl bei der Verabschiedung optimistisch. „Ich wünsche den Teilnehmern viel Erfolg, aber natürlich auch viel Spaß und einen großen Erfahrungsgewinn für den späteren Berufsweg.“

„Fleißig und gewissenhaft vorbereitet“

„Unsere Starter waren sehr fleißig und haben sich gewissenhaft vorbereitet. Auch die Stimmung bei den gemeinsamen Teamseminaren war hervorragend. Die Wettkämpfe im Ausland und die Trainingslager mit den internationalen Kollegen waren sicherlich gute Tests mit wichtigen Erfahrungen“, sagt WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz. „Nun wird es schön langsam ernst. Man merkt, dass Vorfreude und Anspannung steigen.“

Der offizielle Trainingsstart des Team Austria erfolgte Anfang März im voestalpine Ausbildungszentrum in Linz. Neben zahlreichen individuellen Übungsstunden mit den jeweiligen Experten kamen die Teilnehmer außerdem im Juli zum Teamseminar in der BAUAkademie OÖ in Steyregg zusammen. Vertreter einzelner Berufe sammelten zudem im Ausland wertvolle Erfahrungen. Teilnahmen an den chinesischen oder russischen Staatsmeisterschaften standen genauso am Programm wie gemeinsame Trainingslager mit internationalen Mitstreitern.

Beeindruckendes Wettkampfgelände

WorldSkills findet zum ersten Mal überhaupt im Mittleren Osten statt. Die Wettbewerbe gehen im Abu Dhabi National Exhibition Centre (ADNEC) über die Bühne, dem größten Messe- und Veranstaltungszentrum im Mittleren Osten. ADNEC bietet auf zwölf miteinander verbundenen Messehallen mit einer Gesamtfläche von über 55.000 Quadratmeter genügend Platz für die 51 Bewerbe. Insgesamt werden rund 150.000 Zuschauer erwartet.

Qualifikation und Sponsoren

Bei AustrianSkills, den Staatsmeisterschaften, im Herbst 2016 haben sich die Sieger für WorldSkills 2017 qualifiziert, die Zweitplatzierten für EuroSkills 2018. Die nächsten Staatsmeisterschaften finden im Herbst 2018 statt. Die (Haupt-)Sponsoren des österreichischen Teams 2017 sind bei Mobile Robotics und Mechatronik FESTO, beim CNC-Fräsen DMG Mori, beim CNC-Drehen EMCO, in der Polymechanik Weiler und Kunzmann, in der Anlagenelektrik sind es viele weitere Sponsoren, z.B. Rittal.

Mobile Robotics

Team-Bewerb

David Prodinger/Wohnort Eugendorf/HTL Hallein

Fabian Rohrmoser/Wohnort Großarl/HTL Hallein

Experte: Erhard List/TGM HTBLAuVA, Wien XX

Es geht darum, einen Roboter selbst zu entwerfen, aufzubauen und zu programmieren. In Abu Dhabi wird ein Spielplatz-Management entworfen. Ein „Aufsichtsroboter“ soll so programmiert werden, dass er in einer vorgebauten Arena mit Spielplatz und Rezeption spielende Kinder - simuliert durch Billardkugeln - zu ihren an der Rezeption wartenden Eltern bringt.

Fabian Rohrmoser: „Die Vorbereitungen sind im Laufen. Unsere Programmierung ist noch nicht ganz vollständig. Wir arbeiten mit Hochtouren daran. In Österreich treffen wir die Vorbereitungen. Vor dem Wettbewerb müssen wir den Roboter auseinandernehmen, in Einzelteilen nach Abu Dhabi bringen und binnen eines Tages wieder zusammenbauen. Für Hardware und Programmierung gibt es natürlich die verschiedensten Lösungsansätze. Das ist für uns sehr spannend.“

David Prodinger: „Unsere Konkurrenz kennen wir nicht. Wir haben aber gehört, dass es sehr international sein soll, sogar ein Team aus der Mongolei ist dabei. Unser bisheriges Highlight war der Gewinn der Staatsmeisterschaft, als wir erstmals bei einem großen Event dabei waren. Wir wollen mit einem guten Gefühl nach Hause fahren.“

CNC-Drehen

Marco Kern/Wohnort Lamprechtshausen/W&H Dentalwerk Bürmoos GmbH

Experte: Dieter Geisberger/Ausbildungszentrum Braunau GmbH

Es geht darum, aus einem Rohling ein komplexes Werkstück zu fertigen. Das zu bearbeitende Metall wird erst beim Wettbewerb bekannt gegeben. Der Wettkampf geht über drei Tage – vier Stunden pro Tag – an dem jeweils eine andere Aufgabenstellung wartet.

Marco Kern: „Ich habe bislang rund 600 Stunden für das Training für WorldSkills aufgewendet und bin sehr dankbar, dass ich auch während der Arbeitszeit trainieren darf. Auch die Firma EMCO unterstützt das Team „CNC-Drehen“ großartig. Es geht in erster Linie um Genauigkeit, aber natürlich auch darum, in der Zeit zu bleiben. Tolle Erfahrungen waren die Trainingslager in Jekaterinenburg (eine Woche) mit dem russischen Teilnehmer und in Bielefeld (zwei Wochen) bei der Firma DMG. Im CNC-Drehen starten 24 Teilnehmer, vor allem die CNC-Dreher aus dem asiatischen Raum sind sehr stark. Ich werde alles versuchen, um sie zu schlagen. Der erste Platz ist das Ziel.“

CNC-Fräsen

Julian Krug/Wohnort Feldkirchen/Kostwein Maschinenbau GmbH Klagenfurt

Experte: Jürgen Wildauer/D.Swarovski & Co., Wattens

Unterstützt von „Compatriot Expert“: Marco Riepl/Kostwein Maschinenbau GmbH Klagenfurt

Jürgen Wildauer ist neben seiner Funktion als österreichischer Experte auch Chefexperte in seinem Beruf. Durch die Teilnehmerzahl in dieser Disziplin ist er mit dieser Tätigkeit sehr ausgelastet, darum wird er bei der Betreuung des österreichischen Teilnehmers von Marco Riepl unterstützt. Sogenannte „Compatriot Experts“ werden von WorldSkills eingesetzt, wenn der Arbeitsaufwand für den Chefexperten zu hoch wird. Chefexperten entwerfen und designen das Wettbewerbsbeispiel. Es ist ihre Aufgabe, den Stand der Technik wiederzugeben sowie Augen und Ohren für neue Entwicklungen und Trends offen zu haben und deshalb in Kontakt mit der Industrie zu bleiben.

Chefexperten (Chief Experts) oder stv. Chefexperten (Deputy Chief Experts) zu stellen ist grundsätzlich für jedes WorldSkills-Mitgliedsland eine große Ehre. Diese werden bei jedem Wettbewerb aus der Reihe der Experten des jeweiligen Berufs für den folgenden Turnus neu gewählt. SkillsAustria stellt bei WorldSkills 2017 fünf Chefexperten (Steinmetz, Speditionslogistik, Betonbau, Schwerfahrzeugtechnik, CNC Fräsen) und einen DCE (Mechatronik).

Wie beim CNC-Drehen geht es auch beim CNC-Fräsen zunächst darum, ein Programm extern am PC zu schreiben, damit die Maschine weiß, was sie tun soll. In der Maschine wird der betreffende Teil dann gefertigt. Das muss auf den Tausendstel-Millimeter genau sein. Von einem Werkstück werden Späne so abgetrennt, dass am Ende die gewünschte Form herauskommt.

Julian Krug: „Das Ziel ist natürlich zu gewinnen. Wir wollen Österreich zumindest bestmöglich vertreten. Wir sind gut vorbereitet, aber es wird die Tagesverfassung entscheiden. Man hört sehr viel von den Teilnehmern aus Korea und Japan, weil sie bei Computer-Themen immer toll drauf sind. Das Highlight der Vorbereitung war das Training mit den Deutschen und Schweizern. Dieser direkte Vergleich motiviert zusätzlich. Den Testwettkampf habe ich gewonnen. Ich freue mich sehr, Teil des österreichischen Teams für WorldSkills zu sein. Wir hatten bislang drei Team-Treffen. Ich habe alle kennengelernt, die mit nach Abu Dhabi fahren. Es ist ein super motiviertes Umfeld. Jeder will alles geben. Der Sieg wäre die Kirsche auf der Torte.“

Mechatronik

Team-Bewerb

Julian Aigner/Wohnort Waldhausen/ voestalpine Stahl GmbH Linz

Jürgen Anzinger/Wohnort Kirchschlag bei Linz/voestalpine Stahl GmbH Linz

Experte: Hermann Studnitzka/Festo GmbH Wien

„Wir bauen eine kleine Anlage aus Alu, diese wird verdrahtet und verschlaucht. Einer programmiert, einer baut auf. Es wird ein Plastik-Bot, der nach Farben verschieden bearbeitet wird. Beim Bewerb wird das Teil dann auf seine Funktion getestet. Wichtig ist, dass die Abstände eingehalten werden, man muss sauber arbeiten. Die Anlage muss gut verarbeitet werden.“

„Die Vorbereitung lief toll, vor allem beim Drei-Länder-Wettkampf, wo wir mit Schweiz und Deutschland trainiert haben und dann in einem Testwettkampf gegen sie angetreten sind. Wir üben acht bis neun Stunden täglich, sind derzeit vom Betrieb freigestellt. Das Ziel ist, die Ostasiaten zu schlagen. Jeder will gewinnen und das Beste herausholen. Auch die Schweizer sind gefährlich. Wenn wir wissen, dass es am betreffenden Tag die bestmögliche Leistung war, sind wir dennoch zufrieden.“

Polymechanik

Michael Fink/Wohnort Riefensberg/Julius Blum GmbH Höchst

Experte: Walter Goritschnig/Julius Blum GmbH Höchst

Michael Fink: „Ich fertige auf Dreh- und Fräsmaschinen ohne Computerunterstützung. Die Teile werden auf Tausendstel Millimeter genau überprüft und zusammen gebaut. Im Endeffekt ergibt das eine Funktion wie zum Beispiel einen automatischen Bleistift-Spitzer.“

„Die Vorbereitung läuft seit mehreren Monaten. Ich bin dafür in der Firma freigestellt. Die Schwierigkeit ist, dass wir nichts von dem Projekt wissen, das bei World Skills umzusetzen ist. Das wird geheim gehalten, damit nichts eingeübt wird. Deshalb musst du im Training jedes Szenario abdecken. Eine wichtige Unterstützung sind die Firmen Weiler und Kunzmann, die die Dreh- bzw. Fräsmaschinen zur Verfügung stellen. Die Konkurrenz aus Brasilien ist sehr stark, dazu Deutschland, die Schweiz und die Ostasiaten. Es ist toll, schon jetzt so viele Teilnehmer und Coaches kennengelernt zu haben. Das sind Kontakte, die teilweise ein Leben lang bleiben und dir helfen, dich weiterzuentwickeln. Mein Ziel ist Gold. Das hat es für Österreich in unserem Beruf noch nie gegeben.“

Anlagenelektrik

Georg Wahlmüller/Wohnort Kaltenberg/voestalpine Stahl GmbH

Experte: Christian Wiesinger/voestalpine Stahl GmbH

Georg Wahlmüller: „Wir müssen einen Schaltplan zeichnen, aufbauen, verdrahten, programmieren, eingebaute Fehler suchen und finden – alles unter Zeitdruck.“

„Die letzten Monate waren sehr intensiv. Wir haben in unserer Lehrwerkstätte einen eigenen Raum eingerichtet, um zu trainieren. Die größten Gegner kommen voraussichtlich aus Schweden und Portugal. Highlight bislang war sicherlich die Siegerehrung bei den Staatsmeisterschaften. Ganz oben auf dem Podium zu stehen, war ein großartiges Erlebnis. Ich will das Beste herausholen und internationale Erfahrung sammeln. Die Reise soll nicht umsonst sein.“