Exporte : Österreichs Exporte: Je größer die Firma, desto mehr Außenhandel

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© Porto di Trieste

Großbetriebe sind mehr im Export tätig als mittelgroße und Kleinfirmen. Auch bei Plänen für den Ausbau bestehender oder den Start neuer Auslandsaktivitäten sind die Großen vorn. Nach Asien bzw. China strebt jedes Fünfte der 61.000 Exportunternehmen, hat eine GfK-Umfrage für die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) ergeben. Die sieht in unsicheren Zeiten noch mehr Bedarf nach ihren Absicherungen.

Angesichts von Sanktionen, Handelskriegen und politischen Unsicherheiten gebe es "künftig noch mehr Potenzial" für die von der OeKB angebotenen Leistungen, sagte Vorstandsdirektor Helmut Bernkopf vor Journalisten.

OeKB: Mehr Potenzial für Absicherungen dank Handelskriegen

Absicherungsinstrumente seien für Exporteure wichtig, wenn sie ins Ausland gehen, dort Standorte gründen oder Güter exportieren. Das reine Garantiegeschäft habe heuer bis Mai im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent zugelegt, doch lasse sich nicht eindeutig sagen, ob das auf mehr Risiken oder auf spezielle Einzelgeschäft zurückzuführen sei.

Neue Anfragen im Anlagenbau und bei Umwelttechnik

Denn die Absicherungssparte, in der politische oder wirtschaftliche Risiken abgesichert würden, sehe man eigentlich "recht stabil", so Bernkopf in einem Pressegespräch. Bei der Nachfrage vorn lägen China, Brasilien, Indonesien, aber auch Mexiko und Ägypten, teils seien das freilich "Momentaufnahmen".

Neuanfragen würden sich etwa auf die Sektoren Medizin, Anlagenbau oder Umwelttechnik beziehen. Manche erhoffte Geschäfte würden auch wieder verpuffen. So habe sich nach dem Wiener Atom-Abkommen mit dem Iran sehr schnell eine Projektpipeline von mehr als 1 Mrd. Euro aufgebaut, davon habe sich aber nach den US-Sanktionen "nichts materialisieren können".

Keine Abdeckung für rein unternehmerische Risiken

Rein unternehmerische Risiken wolle man aber nicht abdecken, betont der OeKB-Vorstandsdirektor, "das sehen wir als das ureigenste Risiko des Unternehmens" - also wenn jemand etwa em Markt vorbei produziert oder bei seinen Produkten nicht seine geplanten Preise durchbringe. "Das kann und soll man eigentlich nicht absichern", so Bernkopf. Gehe es aber um Sanktionen oder Zahlungsverkehrsmoratorien bis hin zu einem Krieg, dann sei das schon versicherbar.

Von den Exportbetrieben sind bei ihren Auslandsaktivitäten 96 Prozent in Europa (inkl. Russland) aktiv, 37 Prozent in Asien, 29 Prozent in Amerika, 14 Prozent in Afrika und 12 Prozent in Australien, ergaben exemplarisch 120 Interviews in dem Sektor im April - Mehrfachnennungen waren möglich.

Zwei von drei heimischen Konzernen sind schon in China vor Ort

Von den Großfirmen (mit 250 oder mehr Mitarbeitern) sind 65 Prozent schon in Asien aktiv, von den mittelgroßen (50 bis 249 Mitarbeiter) 37 Prozent, von den kleineren 35 Prozent. "Sehr viele sind schon in China", meinte Bernkopf in Bezug auf die Big-Player, die nämlich interessanterweise in den nächsten fünf Jahren nur zu 6 Prozent eine Ausweitung ihrer Aktivitäten in China planen, während es bei den mittelgroßen 17 Prozent sind (7 Prozent bei den kleinen). Zudem würden "durch die Problematik China-USA" Unternehmen auf eher Richtung Thailand oder Vietnam gehen, so Bernkopf.

Vor allem Großbetriebe sind überzeugt davon, dass ihnen auch Investitionen, die sie in Österreich tätigen, im Export zu Gute kommen. Bei ihnen sind es 58 Prozent, im Gesamtschnitt der Befragten Exporteure lediglich 49 Prozent. Diese insgesamt hohen Anteile würden die Bemühungen der OeKB bestätigen, auf das seit 2017 angebotene Produkt "Exportinvest" zu setzen, mit dem ausfuhrbezogene Inlandsprojekte unterstützt würden.

Allein 2018 habe man hier schon deutlich über 100 Projekte mit mehr als 800 Mio. Euro Finanzierungsvolumen verzeichnet. Insgesamt gehe das Gesamtobligo schon knapp an die 1,3 Mrd. Euro. Auch die Unterstützung von Hotel-Aktivitäten für Ausländernächtigungen falle in diese Kategorie: Das passe gut zur Akquisition der Hotel- und Tourismusbank ÖHT durch die OeKB, denn in diesem Geschäft erwarte man sich "große Zuwachsraten", wie Bernkopf sagte.

Das sind die größten Probleme der heimischen Exporteure

Wo es die Exporteure "zwickt" und wo es aus ihrer Sicht mehr Unterstützung bedarf, sind die starke Konkurrenz (zu 34 Prozent genannt), gesetzlichen bzw. bürokratischen Hürden im Ausland (24 Prozent) sowie fehlendes Personal im Inland (23 Prozent), wie GfK-Expertin Ursula Swoboda erläuterte. Auch für Auslandsinvestitionen sehen Exportbetriebe vor allem eine starke Konkurrenz (25 Prozent) als Herausforderung, gefolgt von fehlendem Personal im Inland (23 Prozent) und gesetzlichen/bürokratischen Hürden im Ausland (18 Prozent).

"Nachhaltigkeit" ist für die heimische Unternehmen auch bei Auslandsaktivitäten wichtig, so Swoboda. Der Umfrage zufolge spiele sie bei geplanten Investitionen eine große Rolle. Damit sie klimafreundliche Investitionen tätigen könnten, sei aber "ganz klar der Wunsch vorhanden" nach attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten. Die OeKB bietet hier seit Juni den heimischen Exporteuren "eine innovative Finanzierungsmöglichkeit für klimafreundliche Investitionen" zur Verfügung, so Bernkopf: Mit der "Exportinvest Green" können für Firmen mit mindestens 20 Prozent Exportquote und zumindest 2 Mio. Euro Invest-Summe zusätzliche 20 Prozent des Investments mit attraktiven Konditionen der OeKB abdecken - theoretisch kann dies in Summe bis zu 100 Prozent gehen, wobei die OeKB meist jeweils 20 Prozent draufsattelt. (apa/red)