Außenhandel : Österreich und Südkorea wollen mehr in der Forschung kooperieren

Südkorea und Österreich wollen ihre Zusammenarbeit und den bilateralen Austausch weiter stärken - auf wirtschaftlicher Ebene aber auch in Wissenschaft und Forschung. Das haben Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und sein südkoreanischer Amtskollege Lee Nak-yeon am Donnerstag bei Gesprächen in Seoul deutlich gemacht. Lee sprach von einem "weiteren Ausbau", Kurz von "sehr viel Luft nach oben".

Handelsbilanz für Österreich positiv

Hinter China und Japan bildet das 50-Millionen-Einwohner-Land Südkorea den drittgrößten Markt für Exportgüter und -dienstleistungen österreichischer Firmen in Asien. 2017 stiegen die Ausfuhren nach Südkorea, begünstigt auch von den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang, um satte 51,6 Prozent im Vergleich zu 2016; sie beliefen sich auf 1,3 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu: Nach China exportierten österreichische Unternehmen 2017 in einem Volumen von 3,7 Mrd. Euro.

Ein Handelsabkommen Südkorea-EU - das erste der Union mit einem großen asiatischen Wirtschaftspartner - ist bereits seit Juli 2011 in Kraft. Südkorea ist die Heimat von Weltkonzernen wie den Autoproduzenten Hyundai und Kia oder den Handy- und Bildschirmriesen Samsung und LG.

Dennoch ist die Handelsbilanz für Österreich positiv - nicht zuletzt weil hierzulande gefertigte Fahrzeuge- und Fahrzeugteile - Autos des gehobeneren Segments und Zulieferungen an südkoreanische Endproduzenten - sowie Maschinen nach Südkorea geliefert werden. Aufgrund einer günstigen Wirtschaftsprognose und des steigenden Lebensstandards in Südkorea erwartet die Wirtschaftskammer, dass österreichische Produzenten künftig u.a. ihre Lieferungen von hochwertigen Lebens- und Genussmitteln wie Fleisch und Bier ausbauen werden können.

Mit Blick auf das Handelsbilanzdefizit aus Sicht Südkoreas wünschte sich Premier Lee bei einem gemeinsamen Auftritt mit Kurz vor der Presse, bei dem keine Journalistenfragen zugelassen waren, einen "balancierten" Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen. Es sollte sich eine "Win-Win-Situation" ergeben. Lee verwies auf Investitionen koreanischer Firmen in den Hochtechnologie-Bereich in Österreich, etwa das Autonome Fahren. Angesichts dessen sollten auch die österreichischen Investitionen in Südkorea steigen, hoffte der Premier. Kurz, der trotz mehr als 125 Jahren diplomatischer Beziehungen den ersten offiziellen Besuch eines österreichischen Kanzlers in Südkorea absolvierte, sah vor allem auch "großes Potenzial" bei der Kooperation in den Feldern Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sowie im wechselseitigen Tourismus.

Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) unterzeichnete am Donnerstag mit seinem südkoreanischen Amtskollegen You Young-min eine Vereinbarung über ein Austauschprogramm und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Forschern aus Südkorea und Österreich. Für gemeinsame Aktivitäten im Rahmen des Programms stehen laut Wissenschaftsministerium zunächst in den kommenden sechs Jahren bis zu 80.000 Euro pro Jahr zur Verfügung.

Wissenschafter aus beiden Ländern können Projekte unter dem Schirm der Vereinbarung einreichen, die dann nationale Komitees bewilligen müssen. "Insbesondere junge Forschende sollen zukünftig schon früh den Grundstein für nachhaltige internationale Partnerschaften und Netzwerke legen", hatte Faßmann bereits im Vorfeld der Reise erklärt.

Faßmann besuchte zudem die Seoul National University, die sich nach verschiedenen Rankings unter den Top 50 oder gar unter den Top 30 der Universitäten weltweit befindet. Neben Universitäten in Tokio und Uppsala in Schweden gehört die Universität Wien zu den wichtigsten Partnern der Seoul National University. Eine offizielle Partnerschaft zwischen den beiden Unis soll bald besiegelt werden.

Das wachstumsstarke Südkorea hat seine Investitionen in Forschung und Entwicklung kontinuierlich gesteigert und hat es unter den Ländern der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung (OECD) mit Forschungsausgaben in einem Anteil von 4,23 Prozent des Bruttoinlandsprodukts noch vor den USA, Deutschland und Japan damit zur Nummer eins geschafft. In Österreich liegt diese Quote bei knapp 3,1 Prozent des BIP. Auf den Spitzenplatz und auf das gute Zusammenspiel von Hochschulen und der Industrie spielte auch Kurz an, indem er Südkorea als "sehr innovatives Land" würdigte: "Wir können lernen von Ihnen." (apa/red)