Bahnindustrie : ÖBB wollen neue Produkte zusammen mit der Bahnindustrie entwickeln

Nach dem im vergangenen Sommer in Kraft getretenen Bundesvergabegesetz 2018 sind nun auch "Innovationspartnerschaften" möglich - bei der Beschaffung können benötigte neue Produkte oder Leistungen gemeinsam mit den Lieferanten entwickelt werden. Die ÖBB haben ein solches Vergabeverfahren nun für ein digitales Parkplatz-Informationssystem für Park&Ride-Anlagen in Niederösterreich gestartet.

Die Innovationspartnerschaft sei eines der elf im Bundesvergabegesetz (BVergG 2018) vorgesehenen Vergabeverfahren, erklärte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Innovationspartnerschaft könne gewählt werden, wenn ein Bedarf nach einem innovativen Produkt oder einer innovativen Dienstleistung bestehe und die Nachfrage nicht durch bereits bestehende Produkte, Waren oder Dienstleistungen befriedigt werden könne. "Zweck ist die Entwicklung und der anschließende Erwerb einer innovativen Leistung in einem Beschaffungsvorgang, also die Verschmelzung von Forschungs- und Entwicklungsphase in einem konkreten Projekt."

"Wir haben lange darum gekämpft, jetzt ist es endlich passiert", sagte der Präsident des Verbandes der Bahnindustrie, Manfred Reisner. "Wenn man früher mit einem innovativen Produkt in eine Ausschreibung gegangen ist, war es so, dass man immer befürchten musste, dass man später vom Wettbewerb ausgeschlossen wird." Der Anbieter des gemeinsam mit dem Beschaffer neu entwickelten Produktes habe ja einen Wissensvorsprung gehabt, der ausschreibungsrechtlich nicht erwünscht war, erklärte Reisner. Das neue Modell sei "sehr revolutionär, wir werden noch üben müssen, wie das funktioniert".

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Laut ÖBB-Chef Andreas Matthä haben die ÖBB 2018 rund 100 Innovationsprojekte mit einem Gesamtvolumen von 60 Mio. Euro initiiert, wovon 35 Mio. Euro auf die Industrie entfielen und 25 Mio. Euro auf die ÖBB. "Im Personenverkehr beschäftigen wir uns sehr stark mit alternativen Antrieben", sagte Matthä.

So entwickle man derzeit als Alternative für nicht-elektrifizierte Strecken den "Cityjet eco", einen Elektrozug der auch batteriebetrieben fahren kann, damit Pendler auf Nebenstrecken nicht umsteigen müssen. Man sei auch dabei, alternative Antriebsmodelle für Verschubloks zu entwickeln und setze dabei stark auf Wasserstoff.

Für die Bahnindustrie seien Kooperationen mit den ÖBB und auch mit den Wiener Linien wichtige Referenzprojekte, sagte Reisner, immerhin habe man eine Exportquote von 70 Prozent. Die österreichische Bahnindustrie beschäftige 9.000 Leute direkt und insgesamt rund 20.000 Menschen in Österreich indirekt. Allerdings habe die Branche immer mehr Probleme, geeignete Nachwuchskräfte zu bekommen. Darum habe man gemeinsam mit der FH Technikum Wien den Master-Lehrgang 'Rolling Stock Engineering' entwickelt, "das gibt es europaweit noch nicht". (apa/red)

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