Moderne Zeiten : Neuralink: Warum Elon Musk Computerchips direkt ins Hirn pflanzen will

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Tech-Milliardär Elon Musk macht Fortschritte bei seinem Plan, eine elektronische Verbindung zum menschlichen Gehirn zu schaffen. Ende August präsentierte Musk den Prototypen eines Geräts seiner Firma Neuralink, das Informationen zwischen Neuronen und einem Smartphone übermitteln kann. Es hat in etwa die Fläche einer Münze und soll im Schädel positioniert werden.

Ein Computerchip direkt im Schädel

Außer einer kleinen Narbe unter den Haaren blieben keine Spuren, sagte Musk. Neuralink implantiert die Geräte bereits bei Schweinen. Musk zeigte eines der Tiere, bei dem Impulse vom Rüssel übermittelt wurden. Jedes Mal, wenn das Schwein damit etwas berührte, waren auf dem Bildschirm elektrische Signale zu sehen. Bei einem Schwein auf dem Laufband konnte mit Informationen aus dem Gerät per Software ziemlich genau vorhergesagt werden, wann welches Gelenk aktiviert wird.

Musk und Neuralink sehen potenzielle Anwendungsbereiche für die Technologie beim Menschen zum Beispiel bei der Bekämpfung von Schmerzen oder Sehstörungen, sowie bei Rückenmark-Verletzungen. In der Zukunft wäre denkbar, verletztes Nervengewebe mit Hilfe der Technologie zu überbrücken, etwa damit Menschen wieder laufen könnten, sagte er.

Das Gerät im Kopf soll per Bluetooth-Funk mit einer App auf dem Smartphone kommunizieren und drahtlos aufgeladen werden. "Es ist wie ein Fitbit mit feinen Drähten in Ihrem Kopf", versuchte Musk es über einen Vergleich mit den Fitnesstreckern zu erklären, die meist in einem Armband stecken. Neuralink hoffe, mit der Zeit die Kosten inklusive Operation auf einige tausend Dollar zu senken. Einen Zeitraum zum Erreichen dieses Ziels nannte Musk nicht.

Tesla-Chef: Alle Menschen sollen Computer im Hirn haben

Der Tech-Milliardär, der auch Chef des Elektroautobauers Tesla und der Raumfahrt-Firma SpaceX ist, betont bereits seit einiger Zeit, dass Menschen ihre Gehirne in der Zukunft mit Computern verknüpfen müssten, um mit der kommenden künstlichen Intelligenz mithalten zu können.

Europäer teilen die Begeisterung des Silicon Valley nicht

Wie auf Wikipedia zu lesen ist, hat im Vorjahr Ulrich Dirnagl, Direktor der Abteilung Experimentelle Neurologie der Charité Berlin, die Versprechungen von Neuralink als unseriösen Hype bezeichnet. Ein ähnliches Urteil kam von Philipp Kellmeyer, Facharzt für Neurologie an der Universitätsklinik Freiburg. Die deutsche Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel kritisierte ebenfalls, Musk beschäftige seine Firma Neuralink damit, menschliche Gehirne in einer durch künstliche Intelligenz angereicherten "Hirncloud" zu vernetzen. Die individuellen Gedanken würden damit für jeden verfügbar, der sich an diese Cloud aschließe. Meckel warnte davor, dass eine solche Entwicklung den nahezu unbegrenzten Zugriff auf das Innerste der individuellen Persönlichkeit mit sich bringen könnte.

(red mit dpa/apa)

Hier die Homepage des Unternehmens: neuralink.com >>

Hier der Wikipedia-Artikel zur Firma (auf Deutsch): de.wikipedia.org/wiki/neuralink >>