Atomkraft : Nach Volksentscheid: Erstes Schweizer Atomkraftwerk geht vom Netz

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© Endesa

Nachdem sich die Schweizer 2017 in einer Volksabstimmung für den Atomausstieg und eine stärkere Förderung erneuerbarer Energien ausgesprochen haben, hat vergangene Woche erstmals ein Schweizer Atomkraftwerk seinen Betrieb eingestellt. Das AKW Mühleberg im Westen von Bern wurde damit nach 47 Betriebsjahren vom Netz genommen.

Freitag früh wurde die Leistung des Reaktors nach und nach reduziert, indem Steuerstäbe zwischen den Brennstoff gefahren werden. Punkt 12.30 Uhr war es dann soweit: Zwei Mitarbeiter im Kontrollraum drücken zwei Knöpfe, um das AKW für immer abzuschalten. Bis 22. Dezember soll das Herunterfahren abgeschlossen sein. Anfang 2020 beginnt dann der Rückbau des AKW, der mehr als ein Jahrzehnt andauern wird. Erst 2030 wird das Areal frei von radioaktivem Material sein - und erst 2034 wird in Mühleberg wieder eine grüne Wiese stehen - eine Fläche von elf Fußballfeldern, bereit für eine neue Nutzung.

Der Bau des Atomkraftwerks unterhalb des Wohlensees begann im Jahr 1967. Der kommerzielle Betrieb wurde am 6. November 1972 aufgenommen. Damals galt Atomkraft landläufig als saubere Energie. Atomgegner verschafften sich ab den 1970er-Jahren Gehör - mit Demonstrationen, Mahnwachen und dem "Atomkraft? Nein danke"-Button. Doch erst nach zwei verheerenden Reaktorunfällen - 1986 in Tschernobyl, 2011 in Fukushima - setzte sich der Gedanke einer Energiewende politisch durch.

Nach Fukushima ordnete die Schweizer Atomaufsicht an, dass die Kernkraftwerke bei der Sicherheit nachbessern müssen. 2013 zog der Mühleberg-Betreiber die Konsequenzen und kündigte an, den Betrieb 2019 einzustellen, weil sich die geforderten Nachrüstungen nicht lohnen würden.

Der Bau neuer Atomkraftwerke ist in der Schweiz seit dem Vorjahr verboten, die vier noch bestehenden Kraftwerke sollen am Netz bleiben, solange sie von der Aufsichtsbehörde als sicher eingestuft werden. (sda/apa/red)

Grafik: Atomkraftwerke um Österreich