Bahnindustrie : MTU: Großer Rollout für Hybridantriebe in Zügen

Nach mehreren Jahren Entwicklung und Testphase geht der deutsche Motorenhersteller MTU mit einem Hybridantrieb für Züge in Serie. Auf der Bahnmesse Innotrans in Berlin schloss das Unternehmen erste Absichtserklärungen für Kaufverträge mit drei Kunden ab.

MTU ist eine Marke der Rolls-Royce Power Systems aus Friedrichshafen am Bodensee.

Gleichzeitig gab MTU bekannt, mit Alpha Trains, einer Luxemburger Leasingfirma für Züge, die Umrüstung der gesamten Diesel-Bestandflotte von mehr als 140 Fahrzeugen vereinbart zu haben. Alpha Trains arbeitet mit Zügen der Baureihen Bombardier Talent, Siemens Desiro sowie Alstom Coradia.

Um ein Drittel teurer

Laut MTU sind die Hybridantriebe zwar etwa ein Drittel teurer als herkömmliche Antriebssysteme. Die Investition rechne sich aber nach fünf bis acht Jahren, so dass sich auch die Nachrüstung älterer Triebwagen lohne.

Bahnunternehmen aus Deutschland, Großbritannien und Irland wollten die Technik, die Diesel- und Elektroantrieb kombiniert, in ihren Zügen einsetzen, erklärte der Konzern.

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So soll der Antrieb funktionieren

Das sogenannte Powerpack kann anstelle eines reinen Dieselantriebs in den Triebwagen eingebaut werden und soll laut MTU den Kraftstoffverbrauch und die Kohlendioxid-Emissionen um ein Viertel verringern. Durch Nutzung der Bremsenergie werden die Batterien während der Fahrt immer wieder aufgeladen.

Das Hybrid-Powerpack vereine Vorzüge von Batterie- und dieselbetriebenen Zügen, so der Hersteller. Darin eingebaut sei ein MTU-Dieselmotor und eine elektrische Maschine (die sowohl als Motor als auch als Generator eingesetzt werden kann) sowie ein Batteriesystem, das die Energie speichert, die beim Bremsen zurückgewonnen wird.

Im Bahnhofsbereich sinken die Antriebsgeräusche nach Angaben des Herstellers um etwa 75 Prozent (20 dB(A)). Verbrauch und CO2-Emissionen sinken je nach Fahrzeug, Strecke und Fahrplan um bis zu 25 Prozent.

Auch die Betriebskosten von Fahrzeugen mit Hybrid-Antrieb seien geringer, unter anderem weil die pneumatischen Bremsen durch die Rekuperation von Bremsenergie geschont werden. Dank der größeren Dynamik und zusätzlichen Antriebskraft des elektrischen Antriebs können Verspätungen aufgeholt und Verbindungen mit kürzerer Taktung oder zusätzlichen Halten geplant werden.

Auf verschiedenen Strecken nutzbar

Nach Angaben des Unternehmens sind diverse Einsatzmöglichkeiten denkbar.

Auf nicht elektrifizierten Strecken etwa könne vor der Einfahrt in Bahnhöfe oder auch nah an Wohngebieten von Diesel- auf Elektroantrieb umgeschaltet werden, um Emissionen und Lärm zu reduzieren. Zudem könne der E-Antrieb auch zugeschaltet werden, um die Beschleunigung des Zuges zu verbessern und zum Beispiel Verspätungen aufzuholen, hieß es.

Alstom unter den ersten Partnern

Erste Abnehmer des Antriebssystems seien die Irish Rail, das britische Bahn-Leasing-Unternehmen Porterbrook sowie in Deutschland die Partner Abellio, Alstom und der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt. Zunächst seien Absichtserklärungen unterzeichnet worden - die Verträge würden nun ausgearbeitet, hieß es.

(red mit reuters/apa)

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