Autoindustrie : Motoren und Getriebe "made in Vienna": Das Wiener Werk von Opel

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Das Opel-Werk in Wien hat seine besten Zeiten hinter sich. 1995, am Höhepunkt der Produktion, arbeiteten in den Fabrikshallen in Wien-Aspern im Osten der Stadt rund 3.000 Menschen. Mit dem Bau war 1980 begonnen worden, bei der offiziellen Eröffnung am 15. Oktober 1982 standen bereits 1.600 Mitarbeiter an den Fließbändern. 1983 stieg die Jahresproduktion auf 230.000 Motoren und 250.000 Getriebe.

Bruno Kreisky wollte eine Autofabrik

Die Geschichte des Opelwerks in Wien begann am 23. August 1979, als der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) und GM Austria-Generaldirektor Helmuth Schimpf einen Vertrag für die Errichtung eines Motorenwerkes unterzeichneten. Laut der Firmenchronik von Opel Wien waren damals Investitionen von 9,8 Mrd. Schilling vorgesehen - umgerechnet wären das heute 710 Mio. Euro.

"Das waren Zeiten", schrieb die Mitarbeiterzeitung "Opel Post" 2017 zum 35-Jahr-Jubiläum. Demnach hatte sich Kreisky eine Automobilfabrik gewünscht. Die ursprüngliche Aufgabe des Werks Wien-Aspern war, Motoren und Getriebe für den - damals neuen - Opel Corsa zu liefern. Als Corsa-Werk wurde das Werk in Saragossa in Spanien im gleichen Jahr wie Aspern - 1982 - eröffnet.

Einst waren hier rund 3.000 Menschen beschäftigt

1988 zählte das Werk in Wien 2.700 Mitarbeiter, die Jahresproduktion stieg auf 380.000 Motoren und 510.000 Getriebe. Im selben Jahr eröffnete nebenan das GM-Schwesterwerk Rochester, das später als Delphi Automotive Systems in einer weltweiten Umstrukturierung ausgegliedert wird. 1992 wurden die Opel-Produktionshallen erneut erweitert. Viele Jahre lang fuhr jedes zweite Auto von General Motors in Europa mit einem Getriebe aus Wien-Aspern.

Im Laufe der Zeit hatte das Wiener Werk mehrere Namen: 1994 wurde die General Motors Austria Ges.m.b.H. in Opel Austria GmbH umbenannt, 2001 wurde im Zuge einer Allianz mit Fiat daraus die Opel Austria Powertrain GmbH als Teil von Fiat-GM Powertrain. 2005 wurde das Joint-Venture aufgelöst, Wien-Aspern ging an GM zurück und wurde in General Motors Powertrain - Austria GmbH umbenannt. 2017 wurden die GM-Marken Opel und Vauxhall an die französische PSA-Gruppe, Mutterkonzern von Peugeot und Citroen, verkauft.

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Scharfe Einschnitte in der Gegenwart

Bei Opel Wien hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder Sparprogramme mit Stellenabbau und Kurzarbeit gegeben. 2018 wurden rund 100 weitere Mitarbeiter abgebaut. Laut Angaben des Betriebsrats von Mitte Februar waren zuletzt noch 1.150 Arbeiter und rund 200 Angestellte beschäftigt.

Mit dem erneuten Stellenabbau von 350 bis 400 Mitarbeitern wird der Personalstand wohl erstmals seit der Eröffnung vor mehr als 35 Jahren unter die Marke von 1.000 Mitarbeitern fallen. Der neue Eigentümer PSA fährt seit der Übernahme bei allen Opel-Standorten einen scharfen Sparkurs.

PSA: Kein Ende für den Wiener Standort in Sicht

Bei der französischen Konzernmutter hieß es zuletzt, im Rahmen des Strategieplans "Pace" erhöhe man "die Effizienz in allen Produktionswerken von Opel". In Aspern sei zudem entscheidend, dass man "auf Basis von Lieferverträgen noch Produkte für externe Unternehmen produziert".

Neue Fertigungslinie in Aspern im Aufbau

Dieses Produktionsvolumen laufe aber aus. Die Maßnahme bedeute aber kein absehbares Aus für das Werk. Aktuell etwa werde eine neue Fertigungslinie in Betrieb genommen, um "ab Sommer das 6-Gang-Schaltgetriebe MB6 für alle Fahrzeugmarken der Groupe PSA zu produzieren". Dieses solle am Standort ein "gutes Aktivitätsniveau sichern".

In so gut wie jedem Opel sind Komponenten aus Wien verbaut

Nach wie vor findet sich in Wien-Aspern die einzige Produktionsstätte von Opel in Österreich. Die sorgt dafür, dass in 90 Prozent aller neu zugelassenen Opel in Europa ein Teil aus Österreich verbaut ist. Der Überblick: Wer macht was: Alle Standorte von Opel im Überblick >>

(apa/red)

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