Energiewirtschaft : Montage des Kernfusionsreaktors Iter in Frankreich gestartet

Beim Bau des internationalen Kernfusionsreaktors Iter für eine klimafreundliche Energiegewinnung hat ein wichtige nächste Etappe begonnen. Das Iter-Projekt sei ein Akt des Vertrauens in die Zukunft, sagte Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron diese Woche im Rahmen einer Online-Feier zum ersten Schritt der Montage des Tokamak-Fusionsreaktors in Südfrankreich.

Iter sei ein Versprechen des Friedens und zeige, dass das, was Menschen zusammenbringe, stärker sei als das, was sie trenne, sagte Macron in einer Videobotschaft. Er sei stolz, dass Frankreich Gastgeber dieses Projekts für die "Zukunft der Menschheit" sei.

Befürworter erhoffen sich von der Kernfusion eine klimafreundliche, nahezu unendlich verfügbare Energiequelle. Iter-Kritiker halten dagegen, dass die Technologie angesichts des Aufstiegs erneuerbarer Energien zu spät komme. An dem Iter-Projekt sind insgesamt 35 Länder beteiligt. Der Start der Montage sei ein historischer Moment, sagte Iter-Chef Bernard Bigot. Es sei ein einzigartiges Vorhaben und Beispiel für internationale Kooperation. Der härteste Teil der Arbeit, die Montage, liege aber noch vor dem Team, so Bigot. Der Aufbau sei wie ein riesiges 3D-Puzzle, das unter Beachtung des Zeitplans zusammengesetzt werden müsse.

Anlässlich der Online-Feier schickten neben Macron unter anderem auch EU-Energiekommissarin Kadri Simson und Südkoreas Präsident Moon Jae In Videobotschaften. Die beteiligten Länder begrüßten den "Meilenstein" des Projekts. Zuvor wurden bei einer Video-Führung auf der Baustelle bei Cadarache, rund 60 Kilometer nordöstlich der Hafenmetropole Marseille, die Großbauteile des Reaktors präsentiert. An dem Projekt sind neben der EU die USA, Russland, China, Indien, Japan und Südkorea beteiligt.

Der Kernfusionsreaktor soll seinen Betrieb im Jahr 2025 aufnehmen. Dann solle das erste Plasma eingesetzt werden und Physiker mit Experimenten beginnen können, erklärte Iter-Chef Bigot. Für 2035 ist die Beladung des Reaktors mit Deuterium-Tritium und der Beginn des Versuchs, Energie aus Kernfusion zu erzeugen, geplant. Dass der Reaktor die Energie dann gegebenenfalls als Elektrizität erfasst, ist nach Iter-Angaben nicht vorgesehen.

Der Reaktor Iter soll Energie aus der Verschmelzung von Wasserstoff-Atomen erzeugen und damit die Funktionsweise der Sonne imitieren. Die Kosten werden auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt. Die Arbeiten hatten 2010 begonnen. (dpa/apa/red)